Live-Übersetzung: AirPods werden zu Simultan-Dolmetschern

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Live-Übersetzung in zehn Sprachen AirPods werden zu Simultan-Dolmetschern

Zwei Monate nach dem Start in den USA werden Apples Kopfhörer bald auch hierzulande zu digitalen Übersetzern. Wegen einer EU-Vorschrift mussten die Entwickler einige Überstunden machen.

04.11.2025, 19.19 Uhr

 Apple Kopfhörer können zehn Sprachen verstehen und sprechen

Live-Übersetzung: Apple Kopfhörer können zehn Sprachen verstehen und sprechen

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Als Apple im September neben neuen iPhones und Smartwatches auch die neuen AirPods Pro 3 präsentierte, regte deren neue Live-Übersetzungsfunktion die Fantasie an. Sobald man sie sich ins Ohr drückt, würden sie fremde Sprachen in eine übersetzen, die man versteht, so die Vorstellung. Fast so wie der legendäre Babelfisch aus Douglas Adams »Per Anhalter durch die Galaxis«. Doch ganz so einfach ist es nicht. Schon gar nicht, wenn man in der EU lebt.

Der digitale Dolmetscher habe sich für Nutzerinnen und Nutzer in der EU »aufgrund des erheblichen zusätzlichen Entwicklungsaufwands, der erforderlich gewesen ist, um die Anforderungen des Digital Markets Act zu erfüllen, verzögert«, schreibt Apple in einer Pressemitteilung.

 Am Besten, wenn beide AirPods und iPhones haben

Gespräch über Sprachgrenzen hinweg: Am Besten, wenn beide AirPods und iPhones haben

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Konkret bedeutet das, dass Apple einige der Technologien, die der Übersetzungsfunktion zugrunde liegen, nun auch externen Entwicklern zugänglich macht. Etwa die Möglichkeit, die Mikrofone und Lautsprecher eines iPhones und eines Paars AirPods gleichzeitig zu verwenden. Was die Entwickler mit dieser Möglichkeit anfangen und ob sie sie überhaupt verwenden werden, ist offen. Klar ist aber, dass Apple nur wenig Sympathie für die Interoperabilitätsanforderungen der Europäischen Kommission aufbringt. Lange schon bemängelt das Unternehmen, die Anforderungen der EU würden Sicherheit und Privatsphäre vernachlässigen.

Vor Reisen lieber Sprachen laden

Nun, da die Anpassung an den DMA erledigt ist, soll die Live-Übersetzungsfunktion im »nächsten Monat« auch in der EU verfüg- und nutzbar sein. Registrierte Entwickler können allerdings ab sofort mit Apples digitalem Babelfisch experimentieren. Sie haben laut Apple ab Dienstagabend Zugriff auf eine Vorabversion von iOS 26.2, die nötig ist, um die Dolmetscherfunktion innerhalb der EU freizuschalten. Eine öffentliche Betaversion für jedermann und -frau soll »in Kürze« folgen. Im Dezember dann – genauer will der Konzern sich nicht festlegen – soll die Software für die Allgemeinheit freigegeben werden. Mit einem Update, ähnlich dem gerade veröffentlichten iOS 26.1.

Ist das installiert, geht der Rest ganz einfach. Aktuell bietet Apple zehn Sprachen an, die ineinander übersetzt werden können. Neben Deutsch sind das britisches und amerikanisches Englisch, Französisch, brasilianisches Portugiesisch sowie Spanisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch und Italienisch. Um die Übersetzung zu starten, drückt man gleichzeitig beide Ausleger der AirPods. Man kann aber auch den Action-Button aktueller iPhones dazu nutzen oder einfach Apples Übersetzen-App starten, denn letztlich erledigt die die Übersetzungen. Und zwar mithilfe des KI-Systems Apple Intelligence.

 Noch wird die Übersetzungsfunktion als Beta bezeichnet

Einstellungsmenü der AirPods Pro 3: Noch wird die Übersetzungsfunktion als Beta bezeichnet

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Um sein Mobilfunk-Datenvolumen auf Reisen im Ausland zu schonen, kann man in den Einstellungen der Übersetzen-App den Modus »Auf dem Gerät« aktivieren. Apples Dolmetscher verwendet für die Übersetzung dann ausschließlich die heruntergeladenen Sprachdateien. Die sollen eigentlich dieselbe Qualität haben wie Online-Übersetzungen. In den Einstellungen der Übersetzen-App heißt es aber, dass Offline-Übersetzungen nicht immer so akkurat seien wie Online-Übersetzungen. Ob es sich dabei um einen Fehler in der Betextung der Benutzeroberfläche der App handelt oder es tatsächlich einen Unterschied zwischen On- und Offline-Übersetzungen geben könnte, ließ sich bis zum Donnerstagabend nicht abschließend klären.

 Hier wird gewarnt, dass Offline-Übersetzungen weniger gut sein könnten als Online-Übersetzungen

Screenshot aus der Übersetzen-App: Hier wird gewarnt, dass Offline-Übersetzungen weniger gut sein könnten als Online-Übersetzungen

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Richtung gut, wenn’s beide habe

Was schade ist, denn bei einem ersten Test in den USA hat Apples digitaler Dolmetscher gut funktioniert. Im Gespräch mit einer spanisch sprechenden Frau wurden deren Aussagen zügig und korrekt übersetzt. Wie bei einem echten Dolmetscher muss man dabei ein wenig Geduld mitbringen. Die Software wartet immer, bis sie einen Satzzusammenhang erkannt hat, bevor sie übersetzt, was sie gehört hat. Das ist besser als eine Wort-für-Wort-Übersetzung, bedeutet aber, dass es immer ein paar Sekunden dauert, bevor man im Kopfhörer die Übersetzung hört.

Bei meinem Test war zudem verwirrend, dass ich mich mit einer Frau unterhielt, die Übersetzung aber von einer männlichen Stimme kam. Um das zu ändern, muss man in den Siri-Einstellungen auf eine weibliche Stimme umschalten. Schöner wäre es, das würde automatisch geschehen.

 Nur wenn man auf die Play-Taste tippt, wird der Text als Sprache ausgegeben

Lesen statt hören: Nur wenn man auf die Play-Taste tippt, wird der Text als Sprache ausgegeben

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Zudem kann nur dann eine echte Unterhaltung zustande kommen, wenn beide Gesprächspartner kompatible AirPods und iPhones haben – was wohl nur selten der Fall sein dürfte. In der Regel ist die Übersetzung also einseitig: Man hört in seinen AirPods eine Übersetzung dessen, was das Gegenüber gesagt hat. Was man selbst sagt, wird dem oder der Gesprächspartnerin aber nur als Text auf dem Handybildschirm in seiner oder ihrer Sprache angezeigt. Erst wenn man auf dem Bildschirm auf eine Play-Taste tippt, wird der Text auch über die Lautsprecher ausgegeben.

Es kann mehr als einen geben

Gut zu wissen: Zwar hat Apple die Übersetzungsfunktion im September im Zusammenhang mit den neuen AirPods Pro 3 angekündigt, man kann sie aber auch mit anderen Versionen von Apples In-Ear-Kopfhörern nutzen, nämlich den AirPods Pro 2 sowie den AirPods 4 mit aktiver Geräuschunterdrückung. Eine weitere Bedingung ist, dass die AirPods mit einem iPhone 15 Pro oder neuer verbunden sein müssen. Der Grund: Der digitale Dolmetscher basiert auf dem KI-System Apple Intelligence, das mindestens 8 Gigabyte Arbeitsspeicher (RAM) benötigt. Erst der A17-Pro-Chip der iPhone-15-Pro-Serie sowie dessen Nachfolger erfüllen diese Voraussetzung.

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