Liquid Glass: Hat Apple die Glasigkeit zu schnell zurückgedreht?

vor 14 Stunden 1

Rudert Apple in Sachen Liquid Glass zurück? Die neue Designsprache, die Apple mit iOS 26, macOS 26 und Co im Herbst einführen wird, wird zumindest in der dritten Developer-Beta der Betriebssysteme ein gutes Stück zurückhaltender umgesetzt. Hintergrunddarstellungen sind weniger durchsichtig (und damit, würden Kritiker argumentieren, lesbarer), Elemente wechseln weniger wild ihre Farben, und der Effekt wirkt allgemein reduzierter, obwohl ihn Apple doch derart offensiv in seinen Reklamematerialien ("beeindruckend und elegant") beworben hat. Der bekannte Bloomberg-Journalist Mark Gurman kritisiert Apple dafür nun in seinem Newsletter und meint, es sei "beunruhigend zu sehen, dass das Unternehmen so schnell eine zentrale visuelle Idee aufgibt".

Apple habe sich offenbar "X als neues Apple-User-Interface-Designteam" ausgesucht – ein Seitenhieb auf die Tatsache, dass Apple-Chef Tim Cook aufgrund von Personalveränderungen demnächst wieder oberster Entscheider in Sachen Apple-Gestaltung sein wird. Nach drei Jahren Arbeit an diesem neuen Design, hat Apple es aufgrund der ersten Reaktionen aus dem Internet innerhalb weniger Wochen wieder zurückgezogen.

Tatsächlich hat es schnell viel Kritik an Liquid Glass gegeben – insbesondere wegen mangelhafter Usability. So war das Kontrollzentrum in der ersten Beta zum Teil unbedienbar, Benachrichtigungen gingen in den Hintergrund über und Icons ließen sich – zumindest ohne Lesebrille – schwer unterscheiden. Die krassesten Designänderungen – komplett durchsichtige Icons auch für iPad und Mac – waren jedoch keineswegs Standard, sondern fakultativ. Auch war es von Anfang an möglich, das Design in Sachen Transparenz anzupassen, wenn auch leicht versteckt über die Bedienhilfen.

Neu ist es allerdings nicht, dass Apple in Betaphasen auf Nutzerfeedback reagiert, etwa bei Umgestaltungen im Browser Safari unter iOS 15. Das ist nicht zuletzt einer der Zwecke von Betatests. Allerdings wurde hier, merkt Gurman an, einfach ein Schalter implementiert, anstatt das gesamte Interface zurückzuwechseln. Tatsächlich bietet Apple mit iOS 26, iPadOS 26 und macOS 26 so viele Anpassungsmöglichkeiten wie lange nicht: Nutzer können auf dem Mac neben vier (!) verschiedenen Icon-Arten beispielsweise auch das Ordnerdesign verändern.

Hat Apple bei Liquid Glass vielleicht Angst vor der eigenen Courage? Gurman schreibt, das neue Gestaltungssystem sei "ein frischer Ansatz im Bereich des Softwaredesigns" gewesen. "Für ein Unternehmen, das in den letzten Jahren nicht viele Designrisiken eingegangen ist, war dies eine gewagte Neugestaltung." Unklar ist, wie Apple weitermacht. Noch sind die neuen Betriebssysteme in aktiver Entwicklung, ändern sich von Beta zu Beta. Wie das Design letztlich aussieht, entscheidet sich bis September.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Preisvergleiche immer laden

(bsc)

Gesamten Artikel lesen