Nach 2001 verpasste der FC Schalke 04 auch 2007 auf dramatische Weise die Deutsche Meisterschaft. Im "kicker meets DAZN"-Podcast blickt der damalige S04-Trainer Mirko Slomka zurück und gesteht einen Fehler.

Beinahe Meister: Lincoln, Trainer Mirko Slomka und der FC Schalke 04, 2006/07. imago images
Wenn man neckische Vergleiche ziehen will zwischen der aktuellen Situation des FC Schalke 04 und gar nicht so weit entfernten Zeiten, in denen die Knappen noch Vizemeister wurden, grätscht bei dem Bestreben, die Saison 2006/07 ins Spiel zu bringen, natürlich die von 2017/18 rein. Als S04 unter Domenico Tedesco überraschend "Best of the rest" wurde. Abgeschlagen hinter den Bayern.
Daher hat 2006/07 doch wieder gute Chancen, als besonders hervorgehoben zu werde, weil Schalke vor inzwischen 18 Jahren drauf und dran war, das Beste von allem zu sein, was die Bundesliga damals zu bieten hatte.
"Wir wollten unbedingt Meister werden", erinnert sich Schalkes damaliger Trainer Mirko Slomka in der aktuellen Folge des Podcasts "kicker meets DAZN". In Gelsenkirchen gedeiht damals, auch so formuliert, "Operation Schale".
Die verhängnisvollen Spiele in Bochum und Dortmund
"Wir hatten einzigartige Typen in unserer Mannschaft und wollten auf dem Platz Stärke und Haltung zeigen", so Slomka, "wir wollten dieses Gefühl versprühen, dass wir eigentlich nicht zu schlagen sind". Wochenlang geht S04 mit Marcelo Bordon, Mladen Krstajic, Lincoln, den Altintop-Brüdern oder Kevin Kuranyi in der Bundesliga voran.

Warum jetzt lieber Sportdirektor, Mirko Slomka?
Der Trainer Mirko Slomka ist heute nicht zu Gast bei „kicker meets DAZN“, denn den gibt es nicht mehr. Wo die Reise des inzwischen 57-Jährigen schon in naher Zukunft stattdessen hingehen soll, bespricht er mit Host Niklas. Beim Blick zurück, der in einer launigen Unterhaltung natürlich auch nicht zu kurz kommt, geht es zudem um einen Fehler, der Slomka und Schalke womöglich die Meisterschaft 2007 kostete, um die schwierige Zeit bei Hannover 96 nach dem Tod Robert Enkes - und wie fußballverrückt ist eigentlich Ralf Rangnick?
vor 30 Minuten 01:10:12 Stunden
Den 31. Spieltag begeht Königsblau vor 18 Jahren als Spitzenreiter, zwei Punkte vor Werder Bremen, vier vor dem VfB Stuttgart. Der FC Bayern würde in diesem Titelrennen keine Rolle mehr spielen. Schalke tritt damals in Bochum an, wo der harmlose Ruhr-Rivale "uns ja gar nicht wehtun wollte", wie sich Slomka entsinnt.
Doch dann versucht Spielmacher Lincoln beim Stand von 1:0 für Schalke einen Beinschuss. Und der Tunnel misslingt nicht nur, er bringt Bochumer Fans und Bochumer Spieler plötzlich so richtig auf Betriebstemperatur. "Das hat etwas verändert auf dem Platz", so Slomka. "So nicht", hätten sich die Bochumer gedacht, die das Spiel daraufhin noch gewinnen.

Sorgenvolle Miene: Mirko Slomka bei der vermeidbaren Schalker Niederlage in Bochum. imago images
Während Bremen verliert, rückt Stuttgart nun bis auf einen Punkt an Schalke heran und lässt sich auch nicht mehr abschütteln. Nachdem die Schwaben am 26. Spieltag in Gelsenkirchen mit 0:1 verloren hatten, gewinnen sie die verbleibenden acht Ligaspiele allesamt. Und doch liegt es ja an Schalke.
Am vorletzten Spieltag wendet sich das Blatt: Stuttgart siegt in Bochum packend mit 3:2 - und Schalke verliert ausgerechnet in Dortmund. Der sportliche Erzfeind als Spielverderber, das für viele entscheidende Spiel auf dem Weg zum Verpassen der Schale. Slomka widerspricht nicht, hadert aber noch mehr mit der Woche vor dem Derby, in der er "vielleicht einen Fehler gemacht" hat.
Den Schalkern stellt sich in der Pole Position und angesichts eines ganz besonderen Spiels, in dem S04 auch schon hätte Meister werden können, die Frage: öffentliches Training oder hinter verschlossener Tür?
Zu viele Autogrammwünsche schrecken Slomka ab
"Wenn wir die Fans mitnehmen, dann trainieren wir in der Arena", denkt Slomka zurück, der sich damals anders entscheidet. Weil er befürchtet, dass seine Spieler nach den Einheiten zu viel von Autogrammwünschen oder Ähnlichem abgelenkt werden, was auch der zügigen Regeneration schaden könnte.
"Es wären vielleicht 20.000 Fans gekommen, und zwar jeden Tag", meint der 57-Jährige heute. "Im Nachhinein sage ich: Warum haben wir uns nicht emotionalisieren lassen von den Fans? Warum habe ich gesagt: 'Nein, wir machen das nicht, wir müssen unsere Ruhe haben, wir brauchen diesen Fan-Stress nicht'? Das war die falsche Entscheidung. Wir hätten in die Arena gehen sollen."
Der Podcast ist über die Website und die Apps des kicker, die Portale der DAZN Group sowie über alle gängigen Podcast-Plattformen abrufbar, darunter Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Amazon Music, Deezer und Podimo.