Ligen im Aufschwung: Dänemark, Polen und Tschechien starten in die Saison

vor 13 Stunden 2

Der europäische Ligafußball nimmt wieder Fahrt auf - in drei Ländern, die aktuell Erfolgsgeschichten schreiben. Von aufstrebenden Fußballnationen, deutschen Talenten und einem bewährten Rezept.

Für Legia Warschau, den FC Kopenhagen und Viktoria Pilsen beginnt die Saison.

Für Legia Warschau, den FC Kopenhagen und Viktoria Pilsen beginnt die Saison. imago images (3)

Nein, in diesem verrückten Tagesgeschäft Fußball ist einem wirklich keine Pause vergönnt. Gerade erst duellierten sich Mannschaften aus aller Welt bei der Klub-WM, starten die Bundesliga-Teams langsam aber sicher ins Trainingslager und nehmen deren Kader entsprechende Formen an - schon geht es in anderen Teilen Europas munter weiter mit dem Liga-Alltag. Zugegeben: Die Spielklassen in Dänemark, Polen und der Tschechischen Republik leiden hierzulande nicht gerade an Aufmerksamkeitsüberdruss. Und doch lohnt es sich in dieser Saison, ein Auge auf die drei am Freitag startenden Ligen zu haben.

Dänemark: Moukoko, Arp & Co. mischen die Superliga auf

Im europäischen Vereinsfußball verbreitet Deutschlands nördlicher Nachbar traditionell wenig Angst und Schrecken; immerhin vermochte der FC Kopenhagen vor zwei Jahren mit seinem Einzug ins Champions-League-Achtelfinale aber ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. Dem sollen die Topteams um Bröndby IF, den FC Midtjylland und eben Kopenhagen nun weitere starke Platzierungen folgen lassen - und dafür hat sich die dänische Liga unter anderem in Deutschland namhaft verstärkt.

So überwies Kopenhagen in diesem Sommer mehr als fünf Millionen Euro nach Dortmund, um Youngster Youssoufa Moukoko in die dänische Hauptstadt zu lotsen - wo der Stürmer unter anderem auf seinen Ex-BVB-Teamkollegen Thomas Delaney trifft. Und sogar ein Aufsteiger hat klangvolle Namen an Bord gezogen: Traditionsverein Odense BK verstärkte sich mit dem ehemaligen deutschen Top-Talent Fiete Arp, trainiert wird der 25-Jährige bei seinem neuen Klub von Landsmann Alexander Zorniger.

Youssoufa Moukoko

Beim FC Kopenhagen will Youssoufa Moukoko seiner Karriere frischen Wind verleihen. IMAGO/Gonzales Photo

Wie es aktuell um die dänische Superliga bestellt ist, hatte Letzterer kürzlich erst im kicker-Interview erklärt. "Mein Handy klingelt ständig, weil uns irgendjemand 14 Spieler gleichzeitig vermitteln will. Da merkt man schon, dass die dänische Liga interessant geworden ist", so der Ex-Coach der SpVgg Greuther Fürth. Zu Gute kommen den Skandinaviern neben einer besser werdenden Infrastruktur auch steigende Zuschauerzahlen, was sich bei den Finanzen bemerkbar macht. "Die Top-Vereine zahlen mittlerweile Gehälter, die in Deutschland im unteren, wenn nicht sogar im mittleren Erstliga-Bereich liegen würden", so Zorniger.

Polen: Eine Liga im Aufschwung bricht Rekorde

Für die fußballbegeisterten Polen musste es sich wie ein nie endender Albtraum angefühlt haben, als sich die vermeintlich besten Vereine des Landes in den 2010er-Jahren reihenweise auf der europäischen Bühne blamierten. Nationale Schwergewichte wie Lech Posen oder Legia Warschau scheiterten in Europapokal-Qualifikationsrunden an Vereinen aus Estland oder Luxemburg; von 2017 bis 2019 schaffte es kein einziges Team aus der Ekstraklasa auch nur in die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs. 2021 fand sich Polen damit im UEFA-Fünfjahresranking auf Platz 30 wieder - hinter Nationen wie Weißrussland, Kasachstan oder Zypern.

Doch seit einigen Jahren scheint sich das Blatt für die polnischen Teams gewendet zu haben. Nicht nur brechen die Einnahmen der Ekstraklasa-Vereine mittlerweile sämtliche Rekorde, stiegen in der Spielzeit 2023/24 im Vergleich zur Vorsaison etwa um 27 Prozent. Auch in Europa läuft es auf einmal: Lech Posen erreichte in der Conference League 2023 das Viertelfinale, was zwei Jahre später auch Ligakonkurrent Jagiellonia Bialystok gelang. In der Fünfjahreswertung der UEFA hievte sich Polen binnen vier Saisons vom 30. auf den 13. Rang, dadurch darf ab der Spielzeit 2026/27 ein zweites Ekstraklasa-Team an der Qualifikation zur Champions League teilnehmen.

Wem das zu Gute kommen wird, ist in der polnischen Spielklasse allerdings nie ganz leicht vorherzusagen: Mit Lech Posen, Jagiellonia Bialystok, Rakow Tschenstochau und Legia Warschau gab es allein in den vergangenen fünf Jahren vier verschiedene Meister, zehn polnische Teams nahmen während dieser Zeitspanne am Europapokal teil.

Ruch Chorzows Fans

Ruch Chorzow sorgte für einen Zuschauer-Rekord in Polen - dabei spielt der Verein nur in Liga zwei. IMAGO/Newspix

Dabei müssen es gar nicht immer die erfolgreichsten Mannschaften der Liga sein, die im EM-Gastgeberland von 2012 Begeisterung entfachen. Erst im Februar sorgte Ruch Chorzow für einen neuen Rekord, als über 53.000 Fans zum Derby gegen Wisla Krakau ins eigene Stadion strömten - so viele wie nie zuvor bei einem polnischen Vereinsspiel in diesem Jahrhundert. Und das, obwohl Chorzow nicht einmal in der Ekstraklasa, sondern nur in der zweiten polnischen Liga zu Hause ist - und vor heimischer Rekord-Kulisse dann auch noch mit 0:5 baden ging.

Tschechien: Man bleibt sich treu - und hat Erfolg

Wo die polnische Liga aktuell steht, weilt Tschechiens höchste Spielklasse schon seit Jahren: in den oberen Gefilden der UEFA-Fünfjahreswertung. In neun der vergangenen zehn Jahre mischte ein tschechisches Team in der Champions League mit, so gut wie immer wurde diese Aufgabe den drei Top-Klubs Sparta und Slavia Prag sowie Viktoria Pilsen zuteil.

Ein mögliches Erfolgsrezept hinter dem Dauer-Abo auf den internationalen Wettbewerb: In der tschechischen Chance Liga kommen so viele einheimische Spieler zum Einsatz wie fast nirgendwo sonst in Europa. Über 70 Prozent der aufgebotenen Akteure in der Saison 2023/24 wurden in Tschechien ausgebildet, eine so hohe Quote erfüllte in Europas Top-Zehn-Ligen keine andere Spielklasse.

Pavel Sulc

Pavel Sulc gehört zu den Stars der tschechischen Liga. IMAGO/Michal Fajt

Neben dem Fokus auf heimischen Nachwuchsspielern dürfte das daran liegen, dass sich auch tschechische Stars in der Chance Liga augenscheinlich ziemlich wohlfühlen. Viktoria Pilsen gelang es im vergangenen Sommer etwa, Nationalspieler Pavel Sulc trotz kolportiertem Interesse aus Dortmund, Neapel und Manchester in den eigenen Reihen zu halten. Und bei Michal Sadilek blickte der HSV in die Röhre - der Mittelfeldmann wechselte 2024 lieber zu Slavia Prag und gewann in der tschechischen Hauptstadt die Meisterschaft.

Henning Middeldorf

Gesamten Artikel lesen