Lerch: "Immer wieder kam eine Stimme in mir hoch, die sagte: 'Da fehlt was'"

vor 1 Tag 1

Stephan Lerch wechselt in diesem Sommer doppelt: aus Hoffenheim nach Wolfsburg, vom Sportlichen Leiter zum Trainer. Nun erklärte er seine Beweggründe - und warum er neidisch auf den Champions-League-Modus war.

Stephan Lerch coachte die Wolfsburger Frauen schon von 2017 bis 2021.

Stephan Lerch coachte die Wolfsburger Frauen schon von 2017 bis 2021. IMAGO/foto2press

"Dann kam plötzlich dieser Anruf aus Wolfsburg", fing Stephan Lerch in einer Medienrunde seine Erklärung an, wie er da denn nun wieder beim VfL gelandet war: "Ralf Kellermann hat mich angerufen, nachdem feststand, dass Tommy (Stroot, Anm. d. Red.) nicht mehr Trainer ist. Und dann ist bei mir das Gedankenkarussell losgegangen."

Es endete einige Zeit später mit der Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag. Bei einem Klub, dessen Frauenteam sich mehr denn je im Umbruch befindet. Oder? "Es wird immer von Umbruch gesprochen", sagte Lerch: "Das ist für mich ein sehr schweres Wort. Vielleicht kann man auch Neustrukturierung sagen, mit dem Ziel, einen Neustart hinzulegen."

Die Zahl der personellen Wechsel im Kader und drumherum sei zwar deutlich größer als in den Zeiten seiner ersten Amtsperiode von 2017 bis 2021. "Das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber genau das ist auch etwas, was mich gepackt hat", erklärte Lerch.

Lerch fehlten ein Stück weit die Emotionen

Zuletzt arbeitete er als Sportlicher Leiter der TSG Hoffenheim, doch im vergangenen Winter sei der Wunsch gewachsen, wieder als Trainer zu arbeiten. "Vor allem in den Phasen, wo es ein bisschen stiller wird, also zwischen den Jahren, ist die Stimme immer lauter geworden", rekapitulierte der 40-Jährige. Der Job als Sportlicher Leiter gewesen habe ihm Spaß gemacht. "Aber es kam immer wieder so eine Stimme in mir hoch, die gesagt hat: 'Da fehlt was.' Und wenn man mal genauer hinhört, war es für mich genau das. Dieses Coaching im Allgemeinen, Menschen zu begleiten, mit Menschen etwas zu entwickeln" - das sei in seiner damaligen Funktion nicht immer gegeben gewesen.

Als weiteren Grund nannte er die Emotionen, die Trainer und Mannschaft auf dem Platz bei Erfolgen erleben. Beim überraschenden Erfolg im DFB-Pokal der TSG ausgerechnet gegen den VfL etwa. "Ich kenne diese Emotionen ja genauso. Man fühlt da natürlich mit. Und das sind Momente, die man gerne wieder schaffen möchte."

Champions League in Gruppen? "In diesen Genuss bin ich nicht gekommen"

In der Bundesliga etwa, wo Lerch den Anspruch hat, um Titel zu spielen - trotz der jüngsten Münchner Vorherrschaft. "Wir sind momentan der Herausforderer und wollen der unangenehme, starke Herausforderer sein, aber auch unsere Ansprüche geltend machen", sagte er.

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Für die Champions League gelte das ebenfalls. Die wird Lerch als Trainer erstmals in Gruppen- bzw. Ligaform erleben. "Als ich mich entschieden habe, den VfL zu verlassen und in den U-17-Bereich zu gehen, war ich schon ein bisschen neidisch. Damals wurde das Champions-League-Format geändert, zu einem Gruppenmodus. In diesen Genuss bin ich nicht gekommen."

Nun folgt zur nächsten Saison die Umstellung auf die Ligaphase. "Allein vom Modus her bringt das Spannung und Attraktivität mit", meinte Lerch, dessen neuer Verein für ebenjene Ligaphase schon gesetzt ist.

Paul Bartmuß

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