Aufstieg zum Abschied: Barletta geht in Alzenau als "Legende"

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Über weite Strecken der Hessenliga-Saison 2024/25 sprach wenig dafür, dass der FC Bayern Alzenau aufsteigen würde. Doch auf den letzten Metern - und dank des Rückziehers von Meister Fernwald - kann sich Trainer Angelo Barletta mit der Rückkehr in die Regionalliga verabschieden.

 Bayern Alzenau hat sich bis auf Platz 2 vorgekämpft, der am Ende sogar zum Direktaufstieg reichte.

Rückstand aufgeholt: Bayern Alzenau hat sich bis auf Platz 2 vorgekämpft, der am Ende sogar zum Direktaufstieg reichte. IMAGO/Frank Scheuring

Einen besseren Abschied hätte sich Angelo Barletta kaum wünschen können: Dem FC Bayern Alzenau ist der - zwischenzeitlich kaum noch für möglich gehaltene - Aufstieg in die Regionalliga Südwest gelungen. Der scheidende FCB-Trainer und sein Team sicherten sich die Vizemeisterschaft in der Hessenliga am letzten Spieltag auf eindrucksvolle Art und Weise: Schon zur Pause führte Alzenau vor mehr als 1000 Zuschauern 7:0 gegen den TSV Steinbach Haiger II; am Ende stand ein 9:0-Kantersieg. Durch den Rückzieher von Meister FSV Fernwald berechtigt der zweite Platz zum direkten Weg in die Viertklassigkeit - andernfalls hätte der geografisch in Bayern, fußballerisch aber in Hessen, beheimatete Verein die Aufstiegspartien bestreiten müssen. In diesen kämpft nun Türk Gücü Friedberg gegen den 1. FC Kaiserslautern II sowie die TSG Balingen um das letzte verbliebene Ticket für die Regionalliga.

"Wir sind immer ruhig und besonnen geblieben. Dass wir oben mitspielen, ist nicht selbstverständlich", sagt Barletta angesichts der zahlreichen Rückschläge, die es in den vergangenen Monaten zu verkraften galt. Unter anderem erlitten Almir Ziga, Daniel Cheron, Justin Barry sowie Leonidas Tiliudis schwere Verletzungen. Zudem startete Alzenau mit der Hypothek eines Fünf-Punkte-Abstands auf Rot-Weiß Walldorf und einer weniger zu absolvierenden Partie in die Restrunde. "Im Winter waren wir vom Aufstieg so weit entfernt wie die Erde vom Mond", erinnert sich Vorstand Andreas Trageser.

Dank der unter Beweis gestellten Widerstandsfähigkeit und Konstanz darf der FCB bald in sein sechstes Regionalliga-Jahr starten. Barletta wertet dies als "sensationellen Erfolg". Maßgeblich beteiligt daran waren etablierte Kräfte wie Kapitän Marcel Wilke, aber auch Neuverpflichtungen wie Lucas Sitter und Niklas Meyer. Beide kamen im Winter von Nachbar Viktoria Aschaffenburg. Sitter genügten 13 Einsätze, um mit 15 Treffern zum zweitbesten Schützen hinter Lukas Fecher (18) zu werden. Ihre ganze Klasse zeigten Sitter und Fecher auch im Saisonfinale - alle neun Treffer gegen Steinbach Haiger II gingen auf das Konto der beiden Offensivkräfte.

Kreso war einer meiner Lieblingsspieler. Er brennt für die Sache. Einen besseren Tausch kann man nicht machen.

Angelo Barletta über seinen Nachfolger Kreso Ljubicic

Dass Barletta sich schon vor einiger Zeit dazu entschieden hat, eine Pause einzulegen, bereut er nicht. Im Gegenteil: "Ich freue mich, dass es so gut auseinandergeht." Nach einer Auszeit wolle er wieder einen Klub übernehmen - "je professioneller, desto besser". Schon 2019 hatte die "Legende", wie ihn Trageser bezeichnet, Alzenau zum Aufstieg geführt. Ein wichtiger Bestandteil der Erfolgself war seinerzeit Kreso Ljubicic. Der 36-Jährige kommt vom FC Hanau 93 und wird nun sein Nachfolger. Sehr zur Freude Barlettas: "Kreso war einer meiner Lieblingsspieler. Er brennt für die Sache. Einen besseren Tausch kann man nicht machen."

Für Ljubicic endete das Finale unterdessen mit einem doppelten Erfolg. Während sein künftiger Klub den Aufstieg feierte, sicherte sich sein Team den Ligaverbleib dank des 4:1-Sieges gegen die TuS Hornau. "Mein Fokus war bei Hanau 93. Ich wollte mich unbedingt mit dem Klassenerhalt verabschieden", betont der ehemalige Bundesliga-Profi (Eintracht Frankfurt), dem die Vorfreude auf die neue Saison anzumerken ist.

Umschaltmomente statt Ballbesitz

Kickers Offenbach, Stuttgarter Kickers oder Eintracht Trier - 2025/26 misst sich Alzenau mit großen Namen. "Für uns kann es kein anderes Ziel geben, als die Liga zu halten. Vom Etat her sind wir sicher einer der kleinsten Vereine", erklärt Trageser. Aktuell befassen sich die Verantwortlichen mit der Personalplanung. Wichtig sei dem Klub, Eigengewächsen eine Chance zu geben und sie an der Herausforderung Regionalliga wachsen zu lassen. Gerade gegen die Topteams könnte der FCB mehr auf Umschaltmomente setzen als auf Ballbesitz. Ein entscheidendes Kriterium bei der Suche nach Verstärkungen daher: die Geschwindigkeit. "Wir wollen eine junge, lernwillige Mannschaft zusammenstellen, die Bock auf das Kapitel Regionalliga hat", sagt Ljubicic. "Und wir werden versuchen, den Großen der Liga wehzutun."

Steffen Schneider

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