Lennart Karl ist jüngster deutscher Torschütze der Champions League: Wie lief die Karriere seiner Vorgänger?

vor 1 Tag 1

Lennart Karl war am Mittwochabend 17 Jahre und acht Monate alt, als er mit einem Fernschuss den FC Bayern in Führung brachte. Mit dem Treffer gegen Club Brügge in der Champions League ist er nun der jüngste deutsche Torschütze in der Geschichte dieses Wettbewerbs.

Ist das jetzt bloß irgendeine Statistik in den Geschichtsbüchern oder vielleicht doch eine Garantie für eine große Karriere? Deutschlands Rekordspieler und TV-Experte Lothar Matthäus sagte bereits, er glaube fest daran, dass Karl bei den nächsten Länderspielen im November im deutschen Kader stehen wird.

Abwarten.

Wir haben uns angesehen, wer hinter Karl die neun jüngsten deutschen Torschützen in der Liste der Champions League und ihres Vorgängerwettbewerbs, dem Europapokal der Landesmeister, sind und was aus ihnen nach ihrem Treffer geworden ist.

Hier sind sie.

Jamal Musiala, Tor für Bayern München

 17 Jahre, 11 Monate, 28 Tage

Alter beim Tor im Februar 2021: 17 Jahre, 11 Monate, 28 Tage

Foto: imago images / ULMER Pressebildagentur

Mit seinem Premierentreffer hat Karl seinen Teamkollegen Jamal Musiala abgelöst. Der deutsche Nationalspieler erzielte sein erstes Tor in der Königsklasse im Februar 2021 gegen Lazio. Damals stand Musiala kurz vor seinem 18. Geburtstag, inzwischen ist er 22 Jahre alt und sowohl der FC Bayern als auch der deutsche Fußball liegen ihm zu Füßen. Der offensive Mittelfeldspieler gilt als Kandidat für den Titel als Weltfußballer in den nächsten Jahren und soll mit einem Vertrag bis 2030 das Gesicht des FC Bayern werden. Doch es gibt auch ein Fragezeichen: Wie stark wird Musiala nach seiner schweren Verletzung (Wadenbeinbruch), die er bei der Klub-WM erlitten hat, zurückkehren? Das wird wahrscheinlich erst das kommende Jahr zeigen.

Pierre Littbarski, 1. FC Köln

 18 Jahre, 4 Monate, 28 Tage

Alter beim Tor im September 1978: 18 Jahre, 4 Monate, 28 Tage

Foto: Frinke/ imago images

Musiala hatte mit seinem Treffer im Jahr 2021 jemanden abgelöst, der über vier Jahrzehnte hinweg der jüngste deutsche Torschütze im wichtigsten internationalen Vereinspokal gewesen war: Pierre Michael »Litti« Littbarski. Im September 1978 hatte Littbarski als 18-Jähriger den 1. FC Köln in einem Spiel im Europapokal der Landesmeister in Führung gebracht. Es war der Beginn einer großen Karriere. Littbarski wurde mit den Kölnern Pokalsieger, spielte 73 Mal für Deutschland und erreichte den Höhepunkt seiner Karriere mit dem WM-Titel 1990. Littbarski war ein feiner Dribbler, der neben dem Platz große Sympathien erlangte und stets neugierig war: 1993 war er einer der ersten ausländischen Spieler in der damals neu gegründeten japanischen Liga.

Felix Passlack, Borussia Dortmund

 18 Jahre, 5 Monate, 24 Tage

Alter beim Tor im November 2016: 18 Jahre, 5 Monate, 24 Tage

Foto: Fotostand / Beckers / IMAGO

In der Champions-League-Gruppenphase im November 2016 durfte bei einem 8:4 zwischen Borussia Dortmund und Legia Warschau gefühlt jeder seinen Namen auf die Torschützenliste tragen. In der 81. Minute gelang dies auch Felix Passlack, der zum 7:3 traf. Er war damals knapp einen Monat älter als Littbarski bei seinem Premierentor und reihte sich hinter ihm ein. Würde man jedoch nur die Torschützen der zur Saison 1992/1993 eingeführten Champions League berücksichtigen, wäre Passlack zu diesem Zeitpunkt der jüngste deutsche Torschütze gewesen. Lassen Sie es uns nicht unnötig kompliziert machen: Der heute 27-jährige Außenbahnspieler startete nicht so durch wie manch anderer. In Hoffenheim, bei Norwich City und Fortuna Sittard suchte er seine Bestimmung. Aktuell spielt Passlack mit dem VfL Bochum in der zweiten Liga.

 18 Jahre, 6 Monate, 14 Tage

Alter beim Tor im März 1984: 18 Jahre, 6 Monate, 14 Tage

Foto: Schlage / ullstein bild

Andreas Thom begann seine Profikarriere beim BFC Dynamo, wo er in den Achtzigerjahren zu einem Superstar der DDR-Oberliga aufstieg. Ausgangspunkt war ein Treffer im Europapokal der Landesmeister gegen die AS Roma im März 1984. Thom ist heute der fünftjüngste deutsche Torschütze im wichtigsten internationalen Vereinswettbewerb und inzwischen 60 Jahre alt. Er blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück: 1990 wechselte er als erster DDR-Oberligaspieler in die Bundesliga zu Bayer 04 Leverkusen. Dort bildete er gemeinsam mit Ulf Kirsten ein erfolgreiches Sturmduo. In Schottland, bei Celtic Glasgow, wurde er zum Publikumsliebling. Er war der erste Spieler aus der ehemaligen DDR, der ein Tor für die gesamtdeutsche Nationalelf erzielte. Seit dem Ende seiner aktiven Karriere arbeitet er fast ununterbrochen für den Hertha-Nachwuchs.

Jürgen Nöldner, ASK Vorwärts Berlin

 18 Jahre, 7 Monate, 8 Tage

Alter beim Tor im September 1959: 18 Jahre, 7 Monate, 8 Tage

Foto: Werner Schulze / IMAGO

Unsere Zeitreise hat uns nun an die Anfänge des großen internationalen Fußballs geführt. Im September 1959 empfing der ASK Vorwärts Berlin im Stadion der Weltjugend die Wolverhampton Wanderers, 65.000 Menschen sollen anwesend gewesen sein. Und in der 24. Minute erzielte ein gewisser Jürgen Nöldner das zwischenzeitliche 1:1. Er war damals 18 Jahre und sieben Monate alt und somit der zu diesem Zeitpunkt jüngste deutsche Torschütze des Wettbewerbs. Nöldner war ein begnadeter Torjäger, schoss 1965 das schnellste Länderspieltor der DDR, wurde später als Journalist zu einem der großen Kenner des Ostfußballs. Er starb im Jahr 2022 im Alter von 81 Jahren. Lesen Sie hier den Nachruf auf Jürgen Nöldner.

Sven Ratke, Dynamo Dresden

 18 Jahre, 8 Monate, 16 Tage

Alter beim Tor im September 1990: 18 Jahre, 8 Monate, 16 Tage

Foto: Marion Gröning / Sächsische Zeitung / IMAGO

Sven Ratke ist ein Beispiel für einen Spieler, der den Übergang vom DDR-Fußball zum gesamtdeutschen Profil mitgestaltete. Im September 1990 erzielte er beim 3:1 von Dynamo Dresden gegen Union Luxemburg den Endstand, dank dieses Treffers steht er in der Liste der jüngsten deutschen Torschützen noch auf Platz sieben. Zu einer Weltkarriere verhalf ihm dieser Treffer jedoch nicht. Bei Dynamo galt er als verlässlicher Joker. 1995 wechselte er zum SV Lurup in die Regionalliga und später zum VfL Wolfsburg. Danach folgten der VfB Hellerau-Klotzsche, der Dresdner SC und ein erneuter Wechsel zu Dynamo. Seine Karriere endete ohne einen weiteren Treffer im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb.

Hartmut Schade, Dynamo Dresden

 18 Jahre, 10 Monate, 6 Tage

Alter beim Tor im September 1973: 18 Jahre, 10 Monate, 6 Tage

Foto: Roland Witschel / dpa

Einmal Dresden, immer Dresden, für Hartmut Schade gilt das wie für kaum einen anderen. Er gewann mit den Sachsen jeden DDR-Titel mehrfach und erzielte ein Tor, das er nie vergessen wird. September 1973, zu Gast: Juventus, der italienische Superklub. In der 40. Minute traf Schade zum 2:0 und überlistete dabei niemand Geringeres als Dino Zoff. Die Torwartlegende gewann viele große Titel, wurde Weltmeister 1982. Für ihn war Schades Tor wahrscheinlich nur irgendein Gegentreffer. Für Schade war es das Tor, das ihn als 18-Jährigen auf die Landkarte setzte. Und auch Dynamo. Seinen Klub, den er nie verließ.

Karim Adeyemi, RB Salzburg

 18 Jahre, 10 Monate, 13 Tage

Alter beim Tor im Dezember 2020: 18 Jahre, 10 Monate, 13 Tage

Foto:

Fotostand / Wassmuth / imago images/Fotostand

Wächst da kurz hinter der Grenze eine deutsche Antwort auf Kylian Mbappé heran? Als Karim Adeyemi im Dezember 2020 erstmals in der Champions League traf und mit RB Salzburg die österreichische Liga aufmischte, staunten deutsche Beobachter nicht schlecht. Der damals 18-Jährige konnte aufregend dribbeln, hatte ein beeindruckendes Tempo – er hatte also das Zeug dazu, ein ganz Großer zu werden. 2022 sicherte sich der BVB dann die Dienste des bei Unterhaching ausgebildeten Flügelstürmers. Adeyemi pendelt seitdem zwischen großer Klasse und besserem Bundesligadurchschnitt. Oft warfen ihn auch Verletzungen zurück, manchmal vielleicht auch fehlende Reife. Jetzt heißt es, man sehe derzeit den besten Adeyemi. Abwarten.

Julian Draxler, FC Schalke

 19 Jahre, 13 Tage

Alter beim Tor im Oktober 2012: 19 Jahre, 13 Tage

Foto: Joern Pollex / Bongarts / Getty Images

Julian Draxler, oder besser: die Was-wäre-wenn-Karriere. Als Draxler 2012 als 19-Jähriger erstmals in der Champions League traf, glaubte man bei Schalke 04, einen kommenden Weltstar in den eigenen Reihen zu haben. Eigentlich dachte das der gesamte deutsche Fußball. Als Deutschland 2017 mit einer besseren B-Elf unter Kapitän Draxler den Confed Cup gewann, hatte man die Bestätigung. Vielleicht ging es ab da bergab – für Deutschland, für Draxler. Der Offensivspieler entschied sich im Sommer 2017, zu Paris Saint-Germain zu wechseln, in ein Starensemble mit Neymar, Mbappé und später Lionel Messi. Draxler kam zwar zu Einsätzen, war aber eher Edelreservist. Seine Entwicklung stagnierte. Inzwischen lässt es sich der 32-Jährige in der katarischen Liga (finanziell) gut gehen.

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