Nahost-Politik der Bundesregierung Vizekanzler Klingbeil distanziert sich von »Drecksarbeit«-Aussage des Kanzlers
Israel mache im Kampf gegen Iran die Drecksarbeit des Westens: Diese Einschätzung von Kanzler Merz kam bei vielen in der SPD nicht gut an. Nun weist auch sein Vize Klingbeil die harsche Wortwahl zurück.
25.06.2025, 03.14 Uhr

Kanzler Merz (l.), Vize Klingbeil: Beim Thema Israel nicht immer einer Meinung
Foto: Florian Gaertner / IMAGOVizekanzler Lars Klingbeil würde das von Bundeskanzler Friedrich Merz verwendete Wort Drecksarbeit für Israels Kampf gegen Iran nicht verwenden. Auf die Frage, ob Merz (CDU) auch für Klingbeil gesprochen habe, als er sagte, Israel mache die Drecksarbeit für alle, antwortete der SPD-Chef in der ARD-Talkshow »Maischberger«: »Nein, das ist meine Wortwahl nicht.« (Eine Analyse zu Merz' Äußerung lesen Sie hier .)
Aber er ergänzte, dass Iran, das seit Jahren immer wieder Israels Existenzrecht abstreite, an einem Nuklearprogramm arbeite. »Und ich will Ihnen sehr klar sagen, dass jede Situation, in der Iran zurückgeworfen wird bei diesem Nuklearprogramm, ein wichtiger Schritt ist«, sagte Klingbeil.
Zwar sei nicht klar, ob die militärischen Aktionen der vergangenen Tage erfolgreich gewesen seien. »Aber erst mal, finde ich, muss man doch sagen, ist es richtig, wenn Iran keine Nuklearwaffen herstellen kann.«
Hinter den Kanzler stellt sich Klingbeil bei der Einschätzung, dass es gut wäre, wenn das Regime in Iran zu seinem Ende käme. »Natürlich ist es richtig, wenn dieses Regime am Ende ist«, sagte Klingbeil. »Nur ich weiß nicht, ob man einen Regimewechsel mit militärischen Mitteln herbeiführen kann. Ich habe eigentlich die Überzeugung, dass so etwas immer aus dem Land selbst, aus der Bevölkerung heraus passieren muss.«
Merz war scharf kritisiert worden, nachdem er Mitte Juni gesagt hatte, dass Israel im Krieg mit Iran aus seiner Sicht derzeit »die Drecksarbeit« für den ganzen Westen mache.
Die Aussage war am Rande des G7-Gipfels in Kanada gefallen. Merz hatte im Interview mit dem ZDF erklärt, dass er dankbar für das israelische Vorgehen gegen Iran sei. »Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle«, so der Bundeskanzler. Auch Deutschland sei von dem Regime in Teheran betroffen. Es habe Tod und Zerstörung über die Welt gebracht, »mit Anschlägen, mit Mord und Totschlag, mit Hisbollah, mit Hamas.«
Deutliche Kritik aus der SPD
Der Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel »wäre ohne das Regime in Teheran niemals möglich gewesen«, führte Merz aus. Des Weiteren verwies er auf Drohnenlieferungen aus Iran für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
»Befremdlich« nannte der SPD-Politiker Ralf Stegner den Begriff von der »Drecksarbeit«. Das verrate ein Verständnis, »das meilenweit von dem entfernt ist, wie man das als Sozialdemokrat betrachtet«, sagte Stegner dem SPIEGEL.
Und auch andere Sozialdemokraten zeigten sich wenig begeistert. »Das oberste Ziel in dieser hochsensiblen Situation lautet Deeskalation. Die Tonalität des Bundeskanzlers ist an dieser Stelle wenig zielführend«, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetović, zu »Politico«. Das habe bei den Abgeordneten »für Irritationen gesorgt«.