Wenn Spanien und Frankreich am Donnerstag aufeinandertreffen, geht es womöglich schon um mehr als nur einen Titel - zumindest für zwei Spieler.

Konkurrenten - nicht nur am Donnerstag: Lamine Yamal (li.) und Ousmane Dembelé. picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Kopf-an-Kopf-Rennen haben vor der Verleihung des Ballon d'Or fast schon Tradition: Lange hieß es Messi oder Ronaldo, dann kurz Messi oder Lewandowski, Messi oder Haaland - und zuletzt fragte sich die Fußballwelt, ob ManCitys Rodri oder Reals Vinicius Jr. die begehrteste Einzelauszeichnung des Weltfußballs abstauben würde.
Die emotionalen Debatten und Auswirkungen bis hin zum Real-Boykott der vergangenen Gala zeigen die Tragweite einer Entscheidung, die nie immer nur für den Gewinner, sondern immer auch gegen den Zweitplatzierten ausgelegt wird - zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.
Umso mehr richtet sich der Fokus vor dem Nations-League-Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich am Donnerstagabend auf Ousmane Dembelé und Lamine Yamal. Glaubt man den Buchmachern, dürften die beiden Offensivspieler den Titel, der am 22. September in Paris vergeben wird, unter sich ausmachen. Liverpools Mohamed Salah und Lamine Yamals Teamkollegen Raphinha haben maximal Außenseiterchancen.
"Ich würde den Ballon d'Or dem besten Spieler des Jahres geben", sagte Lamine Yamal zuletzt in einem Interview mit Radio Cope zum Duell mit Dembelé. "Aber wenn die Leute wollen, dass wir am Donnerstag darum spielen, dann spielen wir am Donnerstag!" Klar: Der Gewinner eines Spiels holt sich nicht automatisch den Ballon d'Or. Aber gerade für den Barca-Youngster bietet sich durch das direkte Aufeinandertreffen die Möglichkeit, seine Chancen, schon im September der jüngste Ballon-d'Or-Gewinner der Geschichte zu werden, aufrechtzuerhalten.

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04.06.25 - 12:39 Uhr 13:51 Minuten
In einem Jahr ohne EM oder WM, ohne Copa America und ohne Afrika-Cup, ist die Nations League der höchste und damit für die Wahl einflussreichste Titel auf Nationalmannschafts-Ebene. Ja, man kann den Ballon d'Or gewinnen, ohne in der Champions League zu triumphieren, das hat die Abstimmung im vergangenen Jahr gezeigt. Aber einen Sieger ganz ohne internationalen Titel im Bewertungszeitraum? Das gab es seit der Abkapselung von der FIFA-Weltfußballerwahl 2016 noch gar nicht.
Geht man davon aus, dass dieser Maßstab auch bei der bevorstehenden Abstimmung angelegt wird, wäre die Nations League für Lamine Yamal die letzte Chance. Bei der anschließenden Klub-WM, die in ihrem neuen Modus eine größere Rolle für den Ballon d'Or spielen könnte, ist er mit dem FC Barcelona nicht vertreten - im Gegensatz zu Dembelé mit PSG. Gewinnt der Franzose einen oder beiden der noch ausstehenden Titel, würde wohl kaum ein Weg an ihm vorbeiführen.
Auch Lamine Yamal hat starke Argumente
Die Trophäen, zu denen sich neben der Champions League auch schon jetzt drei nationale Titel mit PSG sowie die geteilte Torjägerkrone der Ligue 1 mit 21 Treffern in 29 Spielen gesellen, sind bislang die stechenden Argumente für Dembelé. Sie müssen es aber auch sein. Denn es spricht auch einiges gegen ihn.
Während Lamine Yamal in denkwürdigen Spielen wie den Clasicos gegen Real oder dem schon jetzt legendären Champions-League-Halbfinale gegen Inter Mailand glänzte, flogen Dembelés Glanzleistungen gegen die schwächere Konkurrenz in der wenig beachteten Ligue 1 unter dem Radar, der überzeugende PSG-Erfolg in der Champions League lief aufgrund der erdrückenden Dominanz der Franzosen im Finale eher unter Kategorie "Herausragende Teamleistung" - obwohl Dembelé alleine in der K.-o-Phase auch neun Scorerpunkte beisteuerte.
Auch Dembelés Image hat durch Verfehlungen aus seiner Zeit in Barcelona und Dortmund gelitten, Sympathiepunkte könnten am Ende fehlen. Frag nach bei Vinicius Jr.
Lamine Yamal hingegen genießt hingegen die Reputation, das kommende, bislang noch unverbrauchte Gesicht der gesamten Sportart zu sein. Und doch irrt er mit seiner - wohl auch scherzhaft intonierten Aussage im spanischen Radio - in einem Punkt: Er und Dembelé spielen am Donnerstag nicht um den Ballon d'Or. Aber der Ausgang der Partie könnte entscheiden, ob ihr Kopf-an-Kopf-Rennen noch einmal an Fahrt aufnimmt.
mib