Shani hat sich erstmals zu dem Vorfall geäußert. Seine Haltung sei klar: Israel trauere seit Terrorangriff der Hamas, aber das Leiden der Zivilisten in Gaza müsse enden.
17. September 2025, 1:53 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, hoe
Der israelische Dirigent Lahav Shani meldet sich nach seiner Ausladung von einem Musikfestival im belgischen Gent erstmals öffentlich zu Wort und übt Kritik an der Entscheidung. Er sei mit seinen beiden Orchestern "unfreiwillig in einen unerwarteten öffentlichen Sturm hineingezogen worden, der schnell zu einem diplomatischen Vorfall eskalierte", schreibt Shani in einer Stellungnahme, die von den Münchner Philharmonikern veröffentlicht wurde.
"Das Festival-Management handelte unter dem Vorwand, dass 'Musik eine Quelle der Verbindung und Versöhnung sein sollte', wie in den Medien zitiert wurde. Aber damit nahmen sie dieser Aussage jegliche Bedeutung, indem sie dem politischen Druck nachgaben und von mir verlangten, eine politische Erklärung abzugeben, obwohl ich mich seit langem und öffentlich für Frieden und Versöhnung einsetze", sagte der 36-Jährige, der designierter Chefdirigent der Münchner Philharmoniker ist.
Das Flanders Festival Ghent hatte ein für den 18. September geplantes Gastspiel der Philharmoniker unter Shanis Leitung vergangene Woche abgesagt. Als Grund wurde angegeben, dass Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra sei und seine Haltung zur israelischen Regierung nicht klar sei.
Der Schritt traf in Deutschland auf Kritik. Dem Festival wurde Antisemitismus vorgeworfen. Der belgische Regierungschef Bart de Wever ging auf Distanz und sprach von Schaden für sein Land.
Trauer um Israelis und Palästinenser
Shani erinnert in seiner Stellungnahme an den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 mit mehr als 1.000 Toten. "Kein Israeli war von diesen Ereignissen unberührt. Die israelische Gesellschaft trauert weiterhin um die Folgen des unmenschlichen Angriffs der Hamas und sehnt sich nach der Rückkehr von 48 Zivilisten, die immer noch unter unerträglichen Bedingungen als Geiseln gehalten werden", schreibt er.
"Dennoch habe ich, wie viele Israelis, meine menschlichen Werte nicht aufgegeben. Die Bilder und Berichte aus Gaza sind zutiefst erschütternd, und es ist unmöglich, angesichts der Katastrophe, die dieser Krieg über die Zivilbevölkerung in Gaza gebracht hat, gleichgültig zu bleiben. Es muss alles getan werden, um den Krieg so schnell wie möglich zu beenden und den langen Prozess der Heilung und des Wiederaufbaus für beide Gesellschaften zu beginnen", teilte er mit.