Krieg in Nahost: Tote und Verletzte nach Israels Angriffen auf das Zentrum von Beirut

vor 3 Stunden 1

Viele Angaben stammen von Konfliktparteien und lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Amnesty: Israels Evakuierungsaufrufe in Libanon unzureichend für die Menschen

Scholz: Weitere Waffenlieferungen an Israel

Israels Armee greift in der Nacht Ziele in Libanon an 

Israel berät Medienberichten zufolge über Vergeltung gegen Iran

Die USA fordern Israel auf, dringend das Leid im Gazastreifen zu lindern

Katja Guttmann

Katja Guttmann

Mehrere Tote nach israelischen Angriffen auf Zentrum Beiruts

Bei israelischen Angriffen im Zentrum der Hauptstadt Beirut sind nach Behördenangaben mindestens 18 Menschen getötet worden. Mindestens 92 weitere Personen wurden verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von mehreren Angriffen. Getroffen wurden demnach die dicht besiedelten Wohngebiete Ras Al-Nabaa, Nueira und Basta im Zentrum der Stadt. Krankenwagen seien herbeigeeilt. NNA berichtete, dass mindestens zwei Gebäude zerstört worden seien.

Unbestätigten Berichten zufolge soll der Angriff dem hochrangigen Hisbollah-Mitglied Wafik Safa gegolten haben. Safa ist für die externe und interne Kommunikation der Hisbollah zuständig. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht dazu.

Die Angaben könnten derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Israels Armee hatte vor dem Angriff offenbar keinen Evakuierungsaufruf für die getroffene Gegend veröffentlicht. Es ist bereits der dritte Angriff des israelischen Militärs auf ein Ziel im Zentrum Beiruts.

Julia Bergmann

Julia Bergmann

Unifil-Hauptquartier in Libanon beschossen - zwei Verletzte 

Israelische Truppen haben in Libanon nach Darstellung der Vereinten Nationen das Hauptquartier der UN-Mission Unifil beschossen und dabei mindestens zwei UN-Soldaten verletzt. Ein Panzer der israelischen Armee habe einen UN-Beobachtungsposten direkt getroffen. Es sind die ersten Opfer in den Reihen der Blauhelm-Mission seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die proiranische Hisbollah-Miliz vor rund einer Woche.

Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, den Bericht zu prüfen. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, nach aktuellen Erkenntnissen seien keine deutschen UN-Soldaten getroffen worden. 

Der Beschuss ereignete sich nach Unifil-Angaben in Nakura im südlichen Grenzgebiet. An der Mittelmeerküste ist es der erste größere Ort in Libanon nahe der Demarkationslinie mit Israel. Die Unifil-Mission hat hier ihr Hauptquartier. Dieses und die Umgebung seien "wiederholt getroffen“ worden, erklärte der Unifil-Sprecher. Die beiden UN-Soldaten seien nicht schwer verletzt, nach dem Angriff aber im Krankenhaus. Ein weiterer israelischer Angriff habe auch den Eingang zu einem Bunker getroffen, in dem UN-Soldaten Schutz gesucht hatten. Dabei seien auch UN-Fahrzeuge und ein Kommunikationssystem beschädigt worden.

Die UN-Mission überwacht das Grenzgebiet seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10 000 UN-Soldaten aus mehr als 50 Ländern beteiligt, darunter auch Deutsche.

Katja Guttmann

Katja Guttmann

Amnesty: Israels Evakuierungsaufrufe in Libanon unzureichend für die Menschen

Vor geplanten Bombardierungen ruft das israelische Militär in Libanon Menschen zur Flucht auf. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International übt jedoch Kritik: Israels Evakuierungsaufforderungen seien unzureichend und zum Teil irreführend. Oft würden die Warnungen mitten in der Nacht - wenn viele Menschen schliefen und keine Nachrichten verfolgten - über Online-Medien verbreitet, sagte Amnestys Generalsekretärin Agnès Callamard. Die Informationen enthielten zudem irreführende Karten, betonte sie. Analysen zeigten, dass den Menschen in einem Fall weniger als 30 Minuten zur Flucht eingeräumt wurde.

Die Fluchtaufrufe entbänden Israel bei seinen Einsätzen gegen die proiranische Hisbollah-Miliz nicht von der Pflicht des internationalen Rechts, keine Zivilisten anzugreifen. „Unabhängig von der Wirksamkeit der Warnungen bedeuten sie nicht, dass Israel die verbliebenen Zivilisten als Angriffsziele behandeln kann“, so Callamard. Menschen, die sich dafür entscheiden, in ihren Häusern zu bleiben oder diese nicht verlassen können, ständen weiterhin unter dem Schutz des humanitären Völkerrechts.

Julia Bergmann

Julia Bergmann

Roter Halbmond: 28 Tote bei Angriff auf Flüchtlingsunterkunft in Gaza 

Bei einem israelischen Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft im Zentrum des Gazastreifens sind nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmondes 28 Menschen getötet worden. 54 Menschen sollen verletzt worden sein. Der Angriff habe auf eine Schule in Deir al-Balah gezielt, die als Unterkunft diene. Das israelische Militär erklärt, der Angriff habe sich gegen Militante gerichtet, die auf dem Gelände operiert hätten. Vor dem Angriff seien Angaben des Militärs zufolge Schritte unternommen worden, um den Schaden für die Zivilbevölkerung möglichst gering zu halten, darunter der Einsatz präziser Munition, Luftüberwachung und zusätzlicher Geheimdienstinformationen.

Corinna Koch

Corinna Koch

Scholz: Weitere Waffenlieferungen an Israel

Bundeskanzler Olaf Scholz hat weitere deutsche Waffenlieferungen an Israel angekündigt. "Wir haben Waffen geliefert, und wir werden Waffen liefern“, sagte der SPD-Politiker in einer Debatte des Bundestags zum Jahrestag des Überfalls der islamistischen Hamas auf Israel. Der Kanzler betonte dabei ausdrücklich, er spreche als Abgeordneter.

Zuvor hatten Vertreter von CDU und CSU der Bundesregierung mangelnde Unterstützung Israels vorgeworfen und sich dabei ausdrücklich auf Waffenlieferungen bezogen. "Seit Wochen und Monaten verweigert die Bundesregierung die Exportgenehmigung zum Beispiel von Munition und sogar für die Lieferung von Ersatzteilen für Panzer nach Israel“, sagte CDU-Chef Friedrich Merz.
Scholz entgegnete: "Wir haben Entscheidungen getroffen in der Regierung, die auch sicherstellen, dass es demnächst weitere Lieferungen geben wird. Und dann werden Sie ja sehen, dass das hier ein falscher Vorhalt gewesen ist.“ 

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte die Vertraulichkeit solcher Entscheidungen, die innerhalb der Bundesregierung beim Bundessicherheitsrat liegt. Sie verwies aber auf eine Klage vor dem Internationalen Gerichtshof. "Da hat die Bundesrepublik Deutschland deutlich gemacht, dass wir Waffen zur Unterstützung von Israel liefern.“ Zugleich gelte aber das internationale Völkerrecht. 

Julia Hippert

Julia Hippert

Israels Armee greift in der Nacht Ziele in Libanon an 

Ziel der Angriffe waren nach Angaben der israelischen Armee die Vororte südlich von Beirut. Bei den Luftangriffen seien Waffenlager in den als Hochburg der Schiitenmiliz Hisbollah geltenden Vororten getroffen worden, teilte das Militär mit. Im Süden Libanons habe die Armee "terroristische Infrastruktur" zerstört.

Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem schweren Angriff im Vorort Haret Hreik. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Majadin berichtete von einem Luftangriff auf ein Wohnhaus. Israels Militär habe Anwohner dort zuvor aufgefordert, wegen bevorstehender Angriffe die Gegend umgehend zu verlassen. In der Nacht kam es Augenzeugen zufolge zu mindestens sechs Angriffen in den südlichen Vororten der Hauptstadt. 

Auch im Süden des Landes gehen die Angriffe weiter. Dort kommt es weiterhin zu direkten Gefechten zwischen der Hisbollah und Soldaten der israelischen Armee. Die Soldaten hätten bei Gefechten aus nächster Nähe mehrere "Terroristen eliminiert“, teilte die Armee mit. Die Soldaten hätten zudem Hunderte Waffen der Hisbollah zerstört. Die Armee veröffentlichte auch entsprechende Fotos. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Julia Bergmann

Julia Bergmann

Israel: Zwei Hisbollah-Kommandeure in Libanon getötet

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge zwei Hisbollah-Kommandeure in Südlibanon getötet. Kampfjets hätten am Mittwoch Munitionslager im Raum Beirut sowie Munitionsdepots und andere militärische Infrastrukturen in Südlibanon angegriffen. 

Am Mittwoch hatte die israelische Armee ebenfalls erklärt, sie habe einen Verbindungsmann der Hisbollah in Syrien ausgeschaltet. Dessen Aufgabe habe darin bestanden, Informationen aus den Reihen der syrischen Führung an die Hisbollah für Einsätze gegen Israel auf den Golanhöhen weiterzuleiten. Israel hatte die Golanhöhen im Sechstagekrieg 1967 von Syrien erobert und später annektiert, was international nicht anerkannt wird. 

Lara Thiede

Lara Thiede

Israel greift offenbar Industrie- und Militäreinrichtungen in Syrien an

Israel fliegt syrischen Medienberichten zufolge Luftangriffe auf Ziele in Syrien. Die Angriffe richteten sich gegen eine Industrieanlage in der Stadt Homs und ein militärisches Ziel in der Nähe von Hama, berichtet das syrische Staatsfernsehen. Nach Angaben der syrischen Behörden sei nur „geringer Sachschaden" entstanden. In Homs wird eine Autofabrik getroffen, in der ein Feuer ausbricht. Auch aus der Stadt Daraa werden Explosionen gemeldet, deren Ursache noch untersucht wird. 

Lara Thiede

Lara Thiede

Israel berät Medienberichten zufolge über Vergeltung gegen Iran

Das israelische Sicherheitskabinett will einem Medienbericht zufolge noch an diesem Donnerstag über einen möglichen Vergeltungsschlag gegen Iran beraten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe das Treffen anberaumt, berichtet das US-Nachrichtenportal Axios. Demnach benötigt der Regierungschef nach israelischem Recht für Entscheidungen zu weitreichenden Militäraktionen die Zustimmung des Sicherheitskabinetts.

Iran hatte in der vergangenen Woche etwa 200 Raketen auf Israel abgefeuert. Außerdem unterstützt die Regierung in Teheran die Schiiten-Miliz Hisbollah in Libanon und die Huthi-Miliz in Jemen, die ihrerseits immer wieder Israel angreifen. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant drohte Iran mit einem harten Vergeltungsschlag. „Wer versucht, dem Staat Israel zu schaden, wird einen Preis zahlen“, schrieb er auf der Plattform X. „Unser Angriff in Iran wird tödlich, präzise und überraschend sein.“

Am Mittwoch hatte Netanjahu nach fast zweimonatiger Funkstille erstmals wieder mit US-Präsident Joe Biden telefoniert. Bei dem Gespräch soll es auch um Iran gegangen sein. Biden hatte zuletzt erklärt, dass er einen israelischen Vergeltungsschlag auf nukleare Ziele nicht unterstützen werde. 

Lara Thiede

Lara Thiede

Die USA fordern Israel auf, dringend das Leid im Gazastreifen zu lindern

Die USA erhöhen den Druck auf Israel, die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern. „Diese katastrophalen Bedingungen wurden bereits vor Monaten vorhergesagt und sind dennoch weiterhin ungelöst. Das muss sich jetzt ändern", sagt Linda Thomas-Greenfield, die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen (UN). „Wir fordern Israel auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen." 

Es gebe Berichte über erbärmliche Bedingungen in der humanitären Zone im südlichen und zentralen Gazastreifen, wohin mehr als 1,5 Millionen Zivilisten geflohen seien. Besorgt sei man auch über die Maßnahmen der israelischen Regierung zur Einschränkung der Warenlieferungen in den Gazastreifen. Diese würden „das Leiden im Gazastreifen nur noch verstärken“ - besonders in Verbindung mit bürokratischen Beschränkungen für humanitäre Güter aus Jordanien und der Schließung der meisten Grenzübergänge in den vergangenen Wochen. Thomas-Greenfield mahnte: „Wir brauchen weniger Hindernisse für die Lieferung von Hilfsgütern, nicht mehr.“ 

Der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, sagte vor dem UN-Sicherheitsrat, Gaza sei nicht wiederzuerkennen: „Ein Meer aus Trümmern. Ein Friedhof für Zehntausende Menschen, darunter viel zu viele Kinder.“ Fast die gesamte Bevölkerung sei vertrieben. Die jüngsten Entwicklungen im Norden seien besonders alarmierend. Israel hatte zuvor erneut angeordnet, Zivilisten im nördlichen Gazastreifen zur Evakuierung aufzufordern. „Hunderttausende Menschen werden erneut in den Süden gedrängt, wo die Lebensbedingungen unerträglich sind. Und wieder einmal stehen die Menschen im Gazastreifen am Rande einer von Menschen verursachten Hungersnot.“

In Bezug auf die Evakuierungspläne betonte die US-Botschafterin bei den UN, dass palästinensischen Zivilisten in ihre Gemeinden zurückkehren und diese wieder aufbauen dürfen müssten. „Es darf keine demographischen oder territorialen Veränderungen im Gazastreifen geben, einschließlich Maßnahmen, die das Gebiet von Gaza verkleinern." 

Lara Thiede

Lara Thiede

Fünf Zivilschutz-Mitarbeiter bei israelischem Angriff getötet 

Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon sind nach Behördenangaben fünf Mitglieder des Zivilschutzes getötet worden. Sie hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs in einem Zentrum des Zivilschutzes in dem Ort Derdghaija aufgehalten, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Das Ministerium verurteilte den Angriff auf Helfer und Retter in Libanon. Israel missachte erneut internationale Gesetze und humanitäre Konventionen.

Der Zivilschutz bestätigte den Angriff auf seine Mitarbeiter und teilte mit, dass sie sich zu dem Angriffszeitpunkt in Bereitschaft befanden. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Katja Guttmann

Katja Guttmann

Biden telefoniert seit Langem wieder mit Netanjahu

US-Präsident Joe Biden hat erstmals nach fast zwei Monaten wieder mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gesprochen. An dem Telefonat nahm auch Vizepräsidentin Kamala Harris teil, wie das Weiße Haus mitteilte. Es war das erste persönliche Gespräch zwischen Biden und Netanjahu seit Ende August. Die Beziehung der beiden gilt als angespannt. 

Den Angaben zufolge bekräftigte Biden in dem Telefonat seine „eiserne“ Unterstützung für die Sicherheit Israels und verurteilte den iranischen Raketenangriff vom 1. Oktober auf Israel scharf. Er betonte dabei das Recht Israels auf Selbstverteidigung gegen die Hisbollah-Miliz, mahnte jedoch zugleich zur Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, insbesondere in den dicht besiedelten Gebieten der libanesischen Hauptstadt Beirut. Biden hatte vergangene Woche erklärt, dass er einen israelischen Vergeltungsschlag auf nukleare Ziele nicht unterstützen werde.

Die Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv sind derzeit angespannt, hauptsächlich wegen der Kriegsführung des israelischen Militärs, die in Teilen der USA auf Kritik stößt. Gegner amerikanischer Waffenlieferungen an Israel befürchten, dass diese die Spannungen weiter anheizen und friedliche Lösungen erschweren. Für manche Wählerinnen und Wähler spielt die Position der Kandidaten zu dem Thema eine zentrale Rolle. 

Katja Guttmann

Katja Guttmann

Palästinenser: Dutzende Tote nach Angriffen im Norden des Gazastreifens

In der Stadt Dschabalia im Norden Gazas hat die Hamas versucht, sich neu zu gruppieren. Israels Armee kämpft deshalb in dem Ort wieder intensiv. Dabei sollen im Norden des Gazastreifens palästinensischen Angaben zufolge viele Menschen ums Leben gekommen sein. Mindestens 47 Palästinenser seien seit dem Morgen getötet worden, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen. Darunter soll demnach auch ein palästinensischer Journalist sein. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee äußerte sich bislang nicht zu den Berichten.

Laut dem von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutz können Helfer derzeit nicht alle Opfer erreichen. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete 15 Tote in der Stadt bei einem einzelnen israelischen Angriff. Dieser soll dem Bericht zufolge auf den Hof eines Krankenhauses gezielt haben. Getroffen worden seien dort auch Zelte von Vertriebenen. Die Angaben ließen sich ebenfalls nicht unabhängig überprüfen. Die Armee teilte auf Anfrage mit, den Bericht zu prüfen.

"Kein Ende der Hölle“, schrieb der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, auf X über die Lage im Norden des Küstengebiets. "Mindestens 400.000 Menschen sind in dem Gebiet eingeschlossen." Der derzeitige Einsatz gefährde auch die Impfkampagne gegen das Poliovirus, warnte Lazzarini.

Julia Bergmann

Julia Bergmann

Mehrere Tote nach gegenseitigen Angriffen in Libanon und Israel

Bei einem israelischen Angriff in Libanon sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens vier Menschen getötet worden. Der Angriff zielte demnach auf den Ort Wardanije, etwa 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Beirut. Nach Behördenangaben wurden außerdem mindestens zehn Personen verletzt. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass der Angriff ein Gebäude getroffen habe, das Vertriebene beherbergt haben soll.

Auch Israel meldet Tote nach einem Angriff aus Libanon. Angaben des Militärs zufolge sind rund 60 Raketen auf den Norden Israels abgefeuert worden. In der Stadt Kiriat Schmona wurden ein Mann und eine Frau bei einem Raketeneinschlag tödlich verletzt, wie der Rettungsdienst Magen David Adom auf X mitteilte. In der Hafenstadt Haifa verletzten Geschosssplitter fünf Menschen, gab der Rettungsdienst bekannt. Die Verletzungen eines 16-Jährigen bezeichneten die Helfer als mittelschwer, die der anderen als leicht. Das Militär erklärte, die Raketenabwehr habe etliche Geschosse aus Libanon abgefangen. Manche seien am Boden eingeschlagen.

Julia Hippert

Julia Hippert

Mehrere Hilfsorganisationen alarmiert über humanitäre Lage in Libanon

Sowohl die Vereinten Nationen als auch das Hilfswerk Missio warnen vor einer immer dramatischeren Lage der Menschen in Libanon. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen verschlechtert sich die humanitäre Krise in Libanon durch Israels Angriffe auf dramatische Weise. Dies passiere „mit alarmierendem Tempo“, teilte das UN-Nothilfebüro Ocha mit. „Die erbarmungslosen Bombardierungen verstärken das Leid verwundbarer Bevölkerungsgruppen“, hieß es. Das Land kann mit den rund 600 000 Menschen, die durch Angriffe seit einem Jahr vertrieben wurden, demnach kaum umgehen. Etwa 80 Prozent der nahezu 1 000 Notunterkünfte sind voll. Drei Viertel davon sind Schulen, die in Notunterkünfte umgewandelt wurden. Der Beginn des Schuljahres wurde deswegen bereits bis Anfang November verschoben. Unter den Vertriebenen sind dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge rund 350 000 Kinder.

Auch das katholische Hilfswerk Missio Aachen warnt vor einer immer dramatischeren Lage für die Menschen in Libanon und fordert eine sofortige Waffenruhe. „Die Lage in Libanon war für die Menschen ohnehin schon schwierig, jetzt aber übersteigt sie das Erträgliche“, betonte der Präsident des Hilfswerks, Dirk Bingener. Durch die anhaltenden Kriegshandlungen zwischen Israel und der Hisbollah sei im Südlibanon neben der Infrastruktur auch die Olivenernte zerstört worden, so Missio.

Neben dem Süden Libanons und Beirut ist den Angaben zufolge auch die Bekaa-Ebene stark betroffen. „Die Pfarreien und Ordenshäuser, die seit Jahren auch schon geflüchtete Syrer versorgen, geraten durch die Binnenflüchtlinge an ihre Kapazitätsgrenzen.“ Neben einer Unterkunft und Lebensmitteln bräuchten insbesondere die Kinder psychologische Betreuung. 

Über die Lage in Beirut berichtet SZ-Korrespondent Tomas Avenarius (SZ Plus):

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