Der BVB steht vor dem zweiten Gruppenspiel der Klub-WM bereits leicht unter Zugzwang. Gegen den Tabellenführer Mamelodi Sundowns aus Südafrika sollte für das Team von Trainer Niko Kovac ein Sieg her. Von einem drohenden Desaster aber möchte er nichts wissen.

Respektiert die Mamelodi Sundowns und spricht übers Wetter: BVB-Trainer Niko Kovac. picture alliance / HMB Media
Aus Cincinnati berichtet Matthias Dersch
Es ist zwar erst der Tag vor dem zweiten Klub-WM-Gruppenspiel des BVB, doch die südafrikanischen Journalisten, die den Dortmunder Gegner Mamelodi Sundowns zum Spielort Cincinnati begleitet haben, sind bereits auf Betriebstemperatur - was bei 32 Grad Außentemperatur auch gar nicht schwer fällt.
Ob eine Niederlage am Samstag (18 Uhr MESZ, LIVE! bei kicker) gegen den allgemein als Außenseiter eingeschätzten Rekordmeister Südafrikas ein "Desaster" wäre, wird BVB-Trainer Niko Kovac gleich im ersten Drittel der Pressekonferenz von einem Reporter gefragt, der Mamelodi begleitet. Kovac muss lachen, schiebt aber die "strong words", die "harten Worte", von sich. "Du siehst aktuell, dass die Teams aus dem Süden einen Vorteil haben aufgrund der Bedingungen", sagt der 53-Jährige. "Wir erwarten ein gutes Team."
Hohe Temperaturen zur Mittagszeit
Während für die meisten Fans die Sundowns aus der Hauptstadt Pretoria ein unbeschriebenes Blatt sein dürften, hat sich der BVB auf den Gegner vorbereitet wie auf einen Bundesligisten. Die Analysten des Klubs haben reichlich Videomaterial gesichtet und es für Kovac und seine Assistenten vorbereitet.
Was der Dortmunder Coach zu sehen bekommen hat, beeindruckt ihn durchaus. "Sie möchten Fußball spielen und neigen dazu, die Dinge spielerisch lösen zu wollen. Sie spielen ansehnlich - aber das werden wir verhindern müssen", sagt Kovac und kommt gleich auf die Kernaufgabe seiner Mannschaft zu sprechen: "Es wird verdammt heiß, wenn um 12 Uhr mittags hier die Sonne ins Stadion reinscheint. Deshalb muss man zusehen, dass man viel Ballbesitz hat. Denn wenn man der Musik hinterherläuft, dann kostet es viel Kraft."
Das Besondere am TQL-Stadion in Cincinnati ist, dass die Ersatzbänke zur Mittagszeit ungeschützt in der Sonne stehen. Erwartet werden auch am Spieltag wieder mindestens 32 Grad. "Und da unten im Kessel ist es sicher noch mal drei, vier Grad wärmer", ahnt Kovac, der sich aufgrund der äußeren Bedingungen auch nicht darum darüber wundert, dass die sportliche Qualität des Turniers bislang insgesamt noch eher überschaubar ist.
Fachgespräche mit Wenger
Genau das war auch Gesprächsthema am Donnerstag, als Arsene Wenger den BVB auf dem Trainingsgelände von Inter Miami, wo sich die Gäste aus Deutschland während der Klub-WM einquartiert haben, zu Besuch war.
"Arsene und ich waren uns einig", berichtet Kovac tags darauf in Cincinnati über das Treffen mit dem früheren Toptrainer und heutigem FIFA-Berater. "Das Tempo ist nicht sehr hoch - weil es aber aufgrund der hohen Temperaturen auch nicht geht. Wenn da jemand vor dem Fernseher sitzt und sagt, die Spieler würden sich nicht bewegen: Das hat Gründe. Der Körper erhitzt sich, selbst den Zuschauern ist heiß. Das sind keine Entschuldigungen, sondern Erklärungen."

Kandidat für die Startelf beim zweiten Spiel der Klub-WM: Dortmunds Neuzugang Jobe Bellingham. IMAGO/HMB-Media
Am Samstag, wenn der BVB zum letzten Mal bei diesem Turnier zur Mittagszeit ranmuss, ist daher zu erwarten, dass Kovac seine Elf zumindest punktuell verändert. Jobe Bellingham etwa ist ein Kandidat für die Startelf, auch Felix Nmecha könnte für die derzeit durchaus leicht überbesetzte Mittelfeldzentrale ein Thema werden.
Frühe Wechsel sind ohnehin eingeplant - wie bereits beim müden Auftakt gegen den brasilianischen Klub Fluminense (0:0). Für den genesenen Maximilian Beier könnte das die Chance auf ein Comeback sein, für die Startelf kommt er dagegen noch nicht in Frage.
Kovac: "Nichts ist leicht im Leben"
Und wie wäre nun eine Niederlage zu bewerten, wenn nicht als Desaster? Alles andere als ein Sieg wäre aus Dortmunder Sicht natürlich eine Enttäuschung, der BVB hat sich schließlich viel vorgenommen bei der Premiere der neuen Klub-WM - und steht nach dem Start-Remis bereits leicht unter Zugzwang.
Eine Kampfansage aber lässt sich Kovac auch in der von der Sonne aufgeheizten Atmosphäre Cincinnatis nicht entlocken. "Wir respektieren alle unsere Gegner, das haben sie verdient", sagt der BVB-Trainer, für den es wie für den BVB das erste Klub-Spiel gegen eine Mannschaft aus Südafrika ist. "Wir sehen viel Potenzial bei ihnen."
Und dann wird er ganz zum Schluss des Pressegesprächs sogar noch leicht philosophisch: "Nichts ist leicht im Leben, besonders nicht im Fußball."