
Over-Ear-Kopfhörer: Bequem und im besten Fall ohne störende Umgebungsgeräusche
Foto: Counter / Getty ImagesApple AirPods Max (USB-C) (UVP: 579 Euro)
Beyerdynamic Aventho 300 (UVP: 399 Euro)
Beyerdynamic DT 700 Pro X (Herstellerpreis: 223 Euro)
Bowers & Wilkens Px7 S3 (UVP: 429 Euro)
Dali IO-12 (UVP: 999 Euro)
Earfun Tune Pro (UVP: 80 Euro)
Sennheiser HD 505/HD 550 (UVP: 280/300 Euro)
Shure Aonic 50 Gen 2 (419 Euro)
Sony WH-1000XM6 (UVP: 449 Euro)
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Fazit
Die WH-1000XM6 liefern die beste Kombination aus Geräuschunterdrückung und Sound, sind dabei auch noch angenehm leicht und deshalb gut auch stundenlang tragbar. Apples AirPods Max mit USB-C sind bei der Geräuschunterdrückung ebenso effektiv, klingen etwas luftiger, kosten aber auch 130 Euro mehr. Für Apple-Nutzerinnen und -Nutzer sind sie trotzdem erste Wahl. Für Einsteiger ins audiophile Hören empfehlen sich die Sennheiser HD 505. Wer sich den Luxus leisten kann und mit den Kopfhörern keine Langstreckenflüge absolviert, gönnt sich die Dali IO-12.
Nichts gegen Bluetooth-Kopfhörer, aber häufig sind sogenannte Over-Ear-Modelle die bessere Wahl. Auf Reisen, beim Fernsehen, bei langen Hörsessions oder gar im Heimstudio stülpt man die Ohrmuscheln lieber komplett über die Ohren. Die Kopfhörer dämpfen so ganz ohne Elektronik Außengeräusche, damit man die Musik besser hört. Nebenbei sind sie meist sehr bequem, weil die Ohrmuscheln oft weich gepolstert sind.
Meist sind solche Kopfhörer mit Zusatzfunktionen ausgestattet. Sie haben eine aktive Geräuschunterdrückung, das heißt, eine Elektronik registriert im Zusammenspiel mit mehreren Mikrofonen die Umgebungsgeräusche und erzeugt im Kopfhörer gezielt sogenannten Gegenschall. Das (gewünschte) Ergebnis: Ruhe. Bei Transparenzfunktionen läuft es andersherum: Über Mikrofone werden Geräusche und Stimmen in der Umgebung möglichst ungedämpft hörbar gemacht.
Außerdem lässt sich der Klang bei einigen per App dem eigenen Geschmack anpassen. Manche Modelle können auch Rund-um-Sound wie den von Dolby Atmos wiedergeben oder gar in Stereo aufgenommener Musik einen räumlichen Klangeindruck verpassen. Das neue Modell von Sony hat sogar eine Funktion, mit der die Akustik in einem Café simuliert werden soll.
Was die hier getesteten Bluetooth-Kopfhörer aber eint: Sie alle können Musik auch per Kabel empfangen. Die Hersteller versprechen für diesen Übertragungsweg eine bessere Qualität, da per Kabel mehr Daten als per Bluetooth-Funk übertragen werden. In dem Zusammenhang wird meist mit dem Begriff Lossless-Audio geworben, Dateiformaten für Musik, die viel Speicherplatz benötigen, dafür aber auch eine besonders hohe Klangqualität bieten. Musik in solchen Formaten entspricht exakt dem Original, während auf Smartphones und Computern übliche Formate wie MP3 und AAC Musik so komprimiert sind, dass Details auf der Strecke bleiben.
Parallel dazu haben wir drei Modelle in den Test aufgenommen, die ohne aufwendige Elektronik auskommen. Bei ihnen spielt man Musik analog per Audiokabel ein und soll so einen besonders unverfälschten Sound zu hören bekommen.

Focusrite Scarlett 2i2: Hier kamen die Adapter für große 6,35-mm-Klinkenstecker zum Einsatz – sofern vorhanden
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELAlle Kopfhörer, bei denen das möglich ist, haben wir per Bluetooth mit einem iPhone 16 Pro Max und einem iPad Pro gekoppelt. Zusätzlich wurden sie per USB-C mit dem Smartphone und dem Tablet verbunden, um die Übertragung von Lossless-Audio zu testen. Alle wurden darüber hinaus per Miniklinken-Audiokabel mit dem Audioausgang eines Mac mini sowie dem Audiointerface Scarlett 2i2 von Focusrite angeschlossen.
Apple AirPods Max (USB-C)

Der neue AirPods Max ist im Grunde der alte. (Hier unser Testbericht von 2020.) Neu ist am aktuellen Modell, dass es nun zeitgemäß per USB-C aufgeladen wird, während die erste Version noch eine Lightning-Buchse hatte. Nun kann man endlich die letzte Lightning-Strippe in den Ruhestand schicken, ein USB-C-Kabel liegt bei. Dass Apple seine Over-Ear-Kopfhörer parallel dazu auch in fünf neuen Farben anbietet, ist ein kosmetisches Detail.
Die kosmetischen Details der schicken Bauweise mit Ohrmuscheln aus Aluminium und Kopfbügel aus Edelstahl sind es auch, die den Kopfhörer sehr robust, aber auch schwer machen. Mit 382 Gramm wiegt er rund 50 Prozent mehr als Sonys WH-1000XM6, der überwiegend aus Kunststoff hergestellt wird.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Das Gewicht wird beim Tragen von einem Netzgewebe abgefangen. In Internetforen findet man allerdings Hinweise darauf, dass dieses Gewebe nach einiger Zeit seine Spannung verlieren kann, die Tragebügel liegen dann direkt auf dem Kopf auf. Diverse Drittfirmen bieten daher Kunststoffpolster für Apples Kopfbügel an. Bei chinesischen Versendern kosten sie nur wenige Euro, sehen aber auch so aus. Eine Möglichkeit, die Bügel als Ersatzteil zu kaufen, bietet Apple leider nicht an, obwohl diese laut iFixit recht leicht austauschbar sind .
Im neuen AirPods Max steckt zudem noch Apples H1-Chip, während die AirPods Pro der zweiten Generation und die AirPods 4 schon den H2 haben. Etwa auf die adaptive Geräuschunterdrückung der aktuellen Modelle muss man bei den AirPods Max daher verzichten. Das ist schade, aber verschmerzbar. Apples Geräuschunterdrückung ist auch mit dem H1-Chip ähnlich effektiv wie die von Bose und Sony – und damit weit besser als die der meisten geräuschmindernden Kopfhörer.
Klanglich hat sich dementsprechend auch nichts verändert, ich kann dem neuen Max dasselbe attestieren wie dem alten: Er klingt verdammt gut, zeichnet sich durch eine kräftige Basswiedergabe und angenehm weiche Höhen aus.
Einen Unterschied zum Vorgänger gibt es seit einem Softwareupdate dann aber doch: Dank USB-C kann man Musik und Sprache jetzt in verlustfreier Qualität (Lossless-Audio) und mit extrem geringer Verzögerung, der sogenannten Latenz, hören. Das liest sich toll, macht klanglich aber nicht für alle Menschen einen hörbaren Unterschied.
Von der reduzierten Latenz profitiert, wer am Mac oder iPad Videos schneidet oder Musik produziert. Beim Videoschnitt kann es wichtig sein, Bild und Ton absolut synchron hören zu können, damit man Schnitte an den richtigen Stellen setzt. Für Musiker können indes schon geringe Verzögerungen zwischen dem, was man im Kopfhörer hört und dem, was man auf seinem Instrument spielt, störend sein und zu Ungenauigkeiten führen. Mit dem neuen AirPods Max hatte ich solche Probleme nicht.

Der Aventho 300 macht einen sehr durchdachten und hochwertigen Eindruck. Die Ohrmuscheln aus Kunststoff sind weich gepolstert und werden von sehr robusten Metallträgern mit dem Kopfbügel verbunden. Dieser ist ebenfalls recht dick gepolstert und reagiert auch auf starke Verdrehungen genügsam. Vorbildlich: Die Tragebox ist vergleichsweise kompakt, weil der Kopfhörer platzsparend darin versenkt wird. Mitgeliefert werden ein Miniklinkenkabel und ein für manche modernen Computer sinnfreies USB-A-auf-USB-C-Kabel. Wer ein handelsübliches USB-C-auf-USB-C-Kabel hat, kann darüber eine feste Verbindung zu Macs und iPhones herstellen.
Die in fünf Stufen regelbare Geräuschunterdrückung filtert in meinem Test das Dröhnen der Triebwerke im Flugzeug fast vollständig aus. Das Rauschen der am Rumpf entlang strömenden Luft bleibt leider auch in der höchsten Stufe des regelbaren Systems noch hörbar. Im Transparenzmodus werden sowohl die Umgebungsgeräusche als auch die eigene Stimme und die Stimmen anderer Personen sauber vom Kopfhörer wiedergegeben, ganz ohne das sonst oft auftretende Gefühl, dass man etwas in den Ohren hat.
Dabei spürt man deutlich, dass man etwas auf dem Kopf hat. Für meinen Geschmack und Kopfumfang sitzt der Aventho 300 etwas arg straff auf dem Haupt.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Klanglich muss sich der Aventho 300 nicht verstecken. In »Digital Witness« von St. Vincent liefert er ein transparentes Klangbild mit genügend, aber nicht übertriebenem Druck und einer Klarheit, die die synthetischen Bläser schön knallen und die Stimmen breit im Raum stehen lässt. Auch die Panoramaeffekte am Ende des Songs werden sehr schön transportiert. Toll auch, wie er das Schlagzeug im Intro von AC/DCs »Highway to Hell« in den Mittelpunkt stellt. Ebenso gelungen ist die Präsenz des Gesangs in »In the Wee Small Hours of the Morning« von Jeremy Monteiro.
Beyerdynamic DT 700 Pro X

Der DT 700 Pro X ist ein reiner Kabelkopfhörer – ohne eingebauten Verstärker, ohne Geräuschunterdrückung und ohne eine Möglichkeit, den Klang zu beeinflussen. Eine Besonderheit des DT 700 Pro X: Die Ohrmuscheln sind mit einem flauschig weichen Stoff bezogen. Das macht es sehr angenehm, sie stundenlang zu tragen, kann aber dazu führen, dass es darunter mit der Zeit ein wenig warm wird. Eine weitere Eigenheit ist der Anschluss für das abnehmbare Kabel. Statt herkömmlicher Klinkenbuchsen baut Beyerdynamic sogenannte Mini-XLR-Buchsen ein, dreipolige Anschlüsse, die angelehnt sind an die im Profibereich übliche XLR-Verkabelung. Zwei Strippen mit 1,8 respektive drei Metern Länge liegen bei.
Der Hersteller Beyerdynamic bezeichnet den DT 700 Pro X als »Studio-Kopfhörer für Recording & Monitoring«, empfiehlt ihn also, um Musik unbeeinflusst von Algorithmen zu hören. Das klappt auch am Computer oder der Stereoanlage bestens. Da kann man im Zweifel auch klanglich etwas nachsteuern, wenn man mit dem Grundsound nicht glücklich ist.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Den Klang des DT 700 Pro X würde ich als weitgehend neutral mit einem Schuss Wärme beschreiben. Ich habe ihn problemlos während stundenlanger Sessions am virtuellen Mischpult tragen können, ohne ihn als störend zu empfinden. Wer modernen HiFi-Sound mag, mit kräftigen Bässen und Höhen, wird hier wohl nicht glücklich. Der Beyerdynamic kann das zwar alles, gibt Musik aber eher auf eine dezente Weise wieder. Das strengt die Ohren auch nach Stunden nicht an. Typisches Beispiel: »Jazzybell’s Shuffle« von Jeremy Monteiro. Die Orgel drückt und klickt darin nicht so kräftig wie etwa beim AirPods Max. Der Apple-Kopfhörer gibt dafür die Gitarre und das Saxofon so plastisch wieder, als würde man vor der Bühne sitzen.

Fangen wir mit den Äußerlichkeiten an, denn das Design des Px7 S3 ist schon etwas Besonderes. Selbst das Case wirkt edel, ist außen von einem robusten Gewebe ummantelt und innen mit samtigem Stoff ausgekleidet. Unter einem magnetisch verriegelten Deckel findet man ein USB-C- sowie ein USB-C-auf-Miniklinke-Kabel. Beide sind sehr hochwertig. Hochwertig ist ohnehin ein Begriff, der bei diesem Kopfhörer immer wieder auftaucht. Der Look würde auch gut zu einem Sportwagen von Aston Martin passen, für McLaren-Fans bietet Bowers & Wilkens (B&W) eine Variante des teureren PX8 an.
Mein Testgerät im Farbton Anthrazit-Schwarz ist perfekt verarbeitet, auch der Kopfbügel ist mit einem Textilgewebe bezogen und mit weichem Leder gepolstert. Dieselben Designelemente findet man an den Ohrmuscheln, die sich zum Tragen um den Hals nach unten klappen lassen. Sehr angenehm. Leider gehört der Px7 S3 zur Riege der nicht-faltbaren Kopfhörer. Das ermöglicht das schicke Design, bedeutet aber auch, dass er in der Tasche oder dem Rucksack etwas sperrig ist. Immerhin ist das schützende Case keinen Millimeter größer als nötig.
Die Steuerung über die schmalen Tasten auf den Ohrmuscheln ist nicht sonderlich intuitiv. Bis auf die kombinierte Einschalt- und Bluetooth-Taste sind alle unmarkiert, sodass auch ein Blick darauf nicht notwendigerweise hilft, sich zu erinnern, was sie denn tut. Dass ich ihre Positionen und Funktionen nach ein paar Tagen dennoch verinnerlicht hatte, dürfte daran liegen, dass ich den Px7 S3 einfach stundenlang benutzt habe. Er liegt einfach angenehm locker am Kopf und wirkt mit einem Gewicht von 300 Gramm auch über lange Zeiträume nicht schwer.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Die aktive Geräuschunterdrückung habe ich im Flugzeug als sehr effektiv empfunden. Nicht nur, weil sie das Dröhnen der Turbinen gut ausgeblendet hat, sondern auch, weil ich den Transparenzmodus aktivieren musste, um Durchsagen aus dem Cockpit verstehen zu können. Acht Mikrofone messen Geräusche um und in den Kopfhörern, um die Umgebung akustisch möglichst gezielt ausblenden zu können. Der Transparenzmodus ist zwar gut, kommt aber nicht an die Qualität des AirPods Max heran. Zu sehr bleibt das Gefühl, dass man seine eigene Stimme und die Umgebung durch einen Gummistopfen hört.
Was der Px7 S3 klanglich hinlegt, ist dagegen fabelhaft. Solange man die Finger vom Fünfband-Equalizer in der B&W-App lässt, klingt er fast neutral, angenehm warm und räumlich. Der »Logical Song« von Supertramp wird auf einer breiten Bühne aufgespannt, die jedem Instrument des komplexen Arrangements seinen Raum gibt: die einen Synth-Streicher leicht rechts, die anderen deutlich links, darüber die breit in Stereo aufgespannte Gitarre und im Zentrum Gesang und Bass. Ein ähnliches Bild gibt »Stuck in my Head« von Arcade Fire ab, wobei der Px7 S3 zeigt, wie nuanciert er dynamische Wechsel wiedergeben kann.

Mehr Möglichkeiten als der Dali bietet keiner der getesteten Kopfhörer. Man kann ihn per Bluetooth, Miniklinkenkabel oder USB-C verbinden. Kurios: Der Hersteller liefert ein altmodisches USB-A-auf-USB-C-Kabel mit, das etwa an MacBooks und iPhones nichts nützt. Bestenfalls könnte ich den I/O damit in manchen Bussen und Bahnen aufladen. Ihn dort zu nutzen wäre angesichts des Preises von 999 Euro zumindest mutig und wegen der mäßigen Geräuschunterdrückung nicht sonderlich sinnvoll. Auf einem Mittelstreckenflug kam zu viel vom Dröhnen der Triebwerke durch die elektronische Abschirmung, die Geräuschunterdrückung funktioniert schlechter als bei Apple, Sony und B&W.
Das ist schade, denn so kann man den Sound des Dali nicht wirklich genießen. Dabei versteht es dieser Kopfhörer wunderbar, Musik dermaßen unangestrengt abzuspielen, dass man das Gefühl hat, er hätten noch endlose Reserven. Ungefähr so wie eine gute Stereoanlage, die man nicht an ihre Grenzen bringen kann, weil Verstärker und Lautsprecher für mehr ausgelegt sind, als man ihnen abverlangen mag.

Die Transportbox der Dali IO-12: Sehr schön und viel zu groß zum Mitnehmen
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELIn »A Fragile Thing« von The Cure etwa bringen die Dali unscheinbare Details zu Gehör, die bei vielen anderen Modellen im allgemeinen Gewummer des Songs untergehen. Etwa die beim Anschlag der Saiten mit einem Plektrum auftretende Verzerrung des Basses. Den Klangcharakter des IO-12 kann man als weitgehend neutral mit einem Schuss Wärme beschreiben. Er lässt Bässe nicht so druckvoll aufspielen wie der AirPods Max, ermöglicht mit der klaren Musikwiedergabe aber durchaus analytisches Hören.
In Kombination mit dem gut gepolsterten Kopfbügel und den weichen Ohrpolstern ist er für stundenlanges, entspanntes Musikhören gut geeignet.

Verglichen mit all den anderen Kopfhörern im Test hat man beim Earfun den Eindruck, dass bei der Herstellung gespart werden musste: Nur das Innere des Kopfbügels und die Schrauben sind aus Metall, der Rest ist Plastik und Kunstleder. Die Ohrpolster mögen manchen Menschen schon zu weich sein, mit Memoryschaum haben sie nichts gemein. Sie liegen einfach auf den Ohren, passen sich deren Form nicht an. Eine Transportbox oder auch nur eine Stoffhülle wird nicht mitgeliefert. Dafür aber ein USB-C-Kabel und ein Miniklinkenkabel.
Die Geräuschunterdrückung funktioniert im Flugzeug hinreichend gut, kommt aber nicht an die Topmodelle heran. Sie lässt einfach zu viel vom Rauschen der Flugzeugtriebwerke durch. Der Ambient-Mode genannte Transparenzmodus ist brauchbar, lässt die eigene Stimme aber wirken, als hätte man Ohropax in den Ohren.
In den Bässen haut der Tune Pro ordentlich rein, macht in den ganz tiefen Tiefen ordentlich Druck. Im Bereich zwischen den Tiefbässen und den Mitten lässt der aber spürbar nach, was den Bass in The Cures »A Fragile Thing« inkonsistent wirken lässt. In »The Fun Of It« von Public Service Broadcasting ist dieser Effekt wegen der eher in einem engen Frequenzbereich operierenden Bässen nicht wahrnehmbar. Dafür fällt hier auf, dass die Höhen etwas brillanter sein könnten. Kurz: Für seinen Preis klingt der Tune Pro gut, mit den teureren Modellen kann er nicht mithalten.
Sennheiser HD 505 / HD 550


Links der HD 505, rechts der HD 550
Sennheiser macht es nicht leicht, diese beiden Kopfhörer zu unterscheiden. Abgesehen von der Farbgebung – der 505 hat kupferfarbene Akzente, beim 550 sind sie silbern – teilen die beiden das gleiche Chassis. Als passive kabelgebundene Kopfhörer sind sie leichter als viele Bluetooth-Headsets, wiegen nur 237 Gramm. Der HD 505 kostet 280 Euro, der HD 550 20 Euro mehr.
Verglichen mit dem flauschig weichen DT 700 Pro X von Beyerdynamic oder dem wunderbar gepolsterten Bowers & Wilkens Px7 S3 fühlen sich die Sennheiser hart an. Da sie aber die Ohren voll umschließen, stört das nicht. Zudem hat das nicht nur akustisch nach außen offene Design den Vorteil, dass man darunter nicht so schnell schwitzt. Ich habe sie beim Aufnehmen und Abmischen mit Logic Pro X stundenlang getragen, ohne dass sie mir zu schwer oder zu warm wurden.
Eine zugleich nette und nervige Gemeinsamkeit ist der Anschluss für das Audiokabel. Es wird mithilfe eines einfachen Mechanismus so eingerastet, dass es nicht versehentlich herausgerissen, aber ausgetauscht werden kann. So muss man die Kopfhörer bei einem Kabelbruch nicht einschicken oder neu kaufen, kann aber nur Sennheiser- oder kompatible Kabel als Ersatz verwenden, sofern man solche im Handel findet.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Beim HD 505 fallen die Höhen für meinen Geschmack ein wenig zu harsch aus. In Peter Gabriels »Intruder«, auf dem er Phil Collins verbot, die Becken seines Schlagzeugs zu benutzen, fällt das nicht auf, in »Electricity« von den Eagles of Death Metal mit seinem dichten Gewebe verzerrter Gitarren und fast durchgängig gespielten Crash-Becken umso mehr. Das noch viel dichter arrangierte »Comfortably Numb« von Pink Floyd geben beide Kopfhörer gleichermaßen gut wieder. Während die Streicher vor sich hin streichen, wird jeder Akzent des extrem zurückhaltend gespielten Schlagzeugs sauber reproduziert. Wird zwischendurch doch mal ein Tom-Tom hart angeschlagen, hört man das auch mit der nötigen Wucht und genau an der richtigen Stelle im Raum. Die leicht nach hinten angewinkelten Treiber sorgen für einen Klangeindruck, der an Stereolautsprecher erinnert.
Unüberhörbar ist, dass der Schallwandler des HD 550 mit einem Widerstand von 150 Ohm bei gleicher Einstellung am Abspielgerät substanziell lauter ist als der HD 505, dessen Wandler 120 Ohm hat. So druckvoll und fett wie einige der getesteten aktiven Kopfhörer klingen die beiden Sennheiser nicht. Dafür kann man mit ihnen sehr lange in Klangwelten einsteigen, ohne dass es langweilig oder anstrengend wird.

Der neue Aonic 50 Gen 2 setzt auf eine Art Mercedes-Gefühl: Die Bügel aus Metall wirken robust, die Gelenke drehen sich geschmeidig, leisten dabei aber genug Widerstand, um nicht wackelig zu wirken. Das Leder ist weich und anschmiegsam. In Kombination mit der harten Tragebox sowie den Audio- und USB-Kabeln wirkt alles hochwertig.
Praktisch: Die Tragetasche hat eine Schlaufe zum Tragen, das bietet sonst kaum ein Konkurrenzmodell. Kritisch: Die Ohrbügel passen voll ausgefahren zwar sehr gut an meinem Kopf, doch wer einen größeren oder dickeren Schädel als ich hat, sollte die Aonic 50 Gen 2 vor dem Kauf lieber anprobieren, um einengende Überraschungen zu vermeiden.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Die Geräuschunterdrückung geht besonders gegen tiefes Dröhnen sehr effektiv vor. Hohes Rauschen indes ist wahrzunehmen. Der Transparenzmodus arbeitet so transparent, dass man glatt vergessen kann, dass man Kopfhörer trägt.
Wer auf fette Hip-Hop-Bässe steht, ist hier falsch. Der Bassbereich ist zwar nicht unterbelichtet, aber auch nicht so betont wie bei vielen anderen aktuellen Headsets. Die Stärke des Shure ist die Klarheit, mit der er Musik wiedergibt – und manche Aufnahmen sogar aufwertet. Das von den Bandmitgliedern von Pink Floyd wenig geschätzte, orchestrale »Atom Heart Mother« etwa profitiert deutlich davon, dass sein Sound vom Aonic 50 Gen 2 regelrecht entstaubt wird. Moderne Aufnahmen wie John Mayers »83« liefert er detailreich an den Ohren ab, zeigt dabei eine leichte Betonung der oberen Mitten.

Sony hat einen Ruf zu verlieren. Die Over-Ear-Kopfhörer der WH-1000XM-Serie zählen seit Jahren zu den besten, was Komfort, Klangqualität und Geräuschunterdrückung angeht. Das Modell WH-1000XM5 musste sich allerdings auch Kritik gefallen lassen. Unter anderem hatte das japanische Unternehmen bei dieser Version verändert, wie sich die Ohrmuscheln drehen lassen, wenn man den Kopfhörer abnimmt und sich um den Hals legt. Statt zum Körper zeigten sie nun vom Körper weg, was viele als unangenehm empfanden. Das neue Modell WH-1000XM6 kehrt nun zur alten Orientierung zurück. Trägt man die Kopfhörer um den Hals statt auf dem Kopf, legen sich die weichen Ohrpolster nun wieder auf den Oberkörper.
Ganz neu ist indes ein Detail, das besser und profaner kaum sein könnte: die Einschalttaste. Abweichend vom Trend zu Sensoren und Touch-Tasten hat Sony einen richtigen Old-School-Taster eingebaut, den man zielsicher erfühlen und mechanisch ein wenig ins Gehäuse drücken muss. Das ist Low-Tech, aber effektiv. Fast ebenso simpel, aber im Alltag nützlich, ist der Magnetverschluss der Tragebox, der schneller auf- und zugeht als ein Reißverschluss. Die Box selbst ist ein wenig kleiner als zuvor, dafür muss man den Kopfhörer dort nun auf genau vorgeschriebene Weise zusammengeklappt hineinlegen. Mir ist das oft erst im zweiten Anlauf gelungen.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Kurios: Per App kann man jetzt Hörmodus auswählen, den Sony »Hintergrundmusik« nennt und der etwa den Klang der Lautsprecher in einem Café simulieren soll. Aber: Können Sie sich erinnern, wann Sie zuletzt vom Sound in einem Café begeistert waren? Ich auch nicht. Deshalb würde ich diesen Modus auch als tendenziell den Klang verschlechternde Maßnahme bezeichnen. Die Mitten scheppern, die Bässe werden dünn. Kann man mal ausprobieren, kurz darüber lachen und dann schnell vergessen. Eher vorstellbar ist, dass man am Modus »Kino« Gefallen findet, der die Bässe anhebt und Filmen eine räumlichere Klangkulisse gibt.
Fast überhaupt keine Klangkulisse lässt unterdessen die Geräuschunterdrückung des XM6 von der Außenwelt durchdringen. Während des Tests hat der XM6 auf einem Mittelstreckenflug bewiesen, dass Sonys Active Noise Cancellation (ANC) immer noch zum Besten auf diesem Gebiet gehört. Das Dröhnen der Triebwerke hat der Kopfhörer gut in den Griff bekommen und auch vom Geplapper der Mitreisenden kam kaum etwas in meinen Ohren an.
Auch klanglich spielt der neue Sony vorn mit in seiner Preisklasse. Der Sound ist fett, ohne schwammig zu sein. In »Narcoleptic« von Placebo kommen die fette Bassdrum und der mit einem Plektrum gespielte Bass deshalb gut aneinander vorbei, ohne in den Ohren zu Bassmatsch zu verkleben. Schön spielt der XM6 auch in »Waiting« von These New Puritans auf, in dem die Singstimme mit einer tief in den unteren Registern drückenden Orgel um Aufmerksamkeit ringt. Im Vergleich etwa zu Apples AirPods Max wirkt Sonys Klangbühne allerdings kleiner und enger. Gut ist das in »Over« von Maximilian Hecker zu bemerken, dessen im Stereospektrum verteilten akustischen Gitarren von dem Apple-Kopfhörer einfach breiter aufgefächert werden.