Nach zwei Jahren bei Eintracht Frankfurt stand plötzlich ein Abschied von Robin Koch im Raum. Doch dazu wird es nicht kommen, der Leistungsträger befindet sich unmittelbar vor der vorzeitigen Vertragsverlängerung - ein wichtiges Zeichen.

Verteidigungsmentalität: Robin Koch (li.) und Arthur Theate halten für die Eintracht auch künftig die Knochen hin. picture alliance / osnapix / Marcus Hirnschal
Das Rätselraten um die Zukunft von Robin Koch hat ein Ende. Der Abwehrboss hat sich dazu entschieden, seinen aktuell noch bis 2027 datierten Vertrag bis 2030 zu verlängern. Ein entsprechender Bericht der Bild deckt sich mit kicker-Informationen. Die Unterschrift soll nach der Rückkehr vom Nationalteam erfolgen, voraussichtlich in der kommenden Woche.
Ein Gesicht der Eintracht
Dank einer Ausstiegsklausel in Höhe von 18 bis 20 Millionen Euro hätte der 28-Jährige die Hessen in diesem Sommer verlassen können. Leverkusen beschäftigte sich mit dem Innenverteidiger, allerdings stand Koch dort nicht so hoch im Kurs wie von manchen Medien kolportiert. Die Entscheidung für Frankfurt kam am Ende nicht mehr überraschend. Gleichwohl ist sie ein wichtiges Signal, das verdeutlicht, dass der Klub auch Leistungsträger halten kann.
Der 1,92 Meter große Abwehrboss, der zu den Top-Verdienern aufsteigt, soll auf Jahre hinaus ein Gesicht der Eintracht werden. Koch ist ein Anker in der Abwehr, mit seinen Nebenleuten Rasmus Kristensen (27) und Arthur Theate (25) lebt er eine starke Verteidigungsmentalität vor. "Wir haben sehr viele Qualitäten in der Offensive und Jungs, die ein gewisses Risiko eingehen müssen, um Torchancen herauszuspielen. Dann brauchst du solche Bodyguards, die den Jungen mit ihrer Erfahrung den Rückhalt geben, den sie benötigen, um vorne ihre Aktionen zu fahren und das Risiko beibehalten zu können", erklärte Sportvorstand Markus Krösche im März.
Mit einem Schnitt von 3,1 war Koch in der vergangenen Bundesliga-Saison Frankfurts notenbester Stammspieler. Der Nationalspieler agierte sehr konstant, leistete sich nur wenige Ausreißer nach unten und verhalf auch Nebenmann Tuta (25) zu mehr Stabilität. Zuletzt legte er außerdem an Torgefährlichkeit zu, erzielte in diesem Kalenderjahr drei Treffer. Hinzu kommen oft gut getimte Bälle im Aufbauspiel.
"Führungsspieler müssen Professionalität vorleben"
Auch als Anführer ist er gereift. "Ich kam mit dem Ziel hierher, direkt eine Führungsrolle zu übernehmen, das habe ich auch getan. Aber im zweiten Jahr fällt das leichter, weil ich die Abläufe und meine Mitspieler besser kenne", sagte er im April im kicker-Interview. Außerdem präzisierte er, was in seinen Augen einen guten Anführer ausmacht: "Zuallererst die Leistung auf dem Platz. Es ist das Wichtigste, im Training und in den Spielen mit Leistung voranzugehen. Es ist sehr wichtig, dass wir auch im Training eine hohe Qualität und gute Mentalität haben. Das lebe ich als Führungsspieler vor."
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Man könne nicht "unter der Woche mit Halbgas trainieren und glauben, dass es am Wochenende funktioniert", mahnte der Routinier. Er will auch ein Vorbild für die jungen Talente sein. "Führungsspieler müssen Professionalität vorleben. Wenn ich nach dem Training noch etwas im Gym für meinen Körper mache, sehen das auch die jungen Spieler. Die schauen, was die Älteren machen, das war bei mir damals genauso. Schließlich will sich jeder weiterentwickeln und lernen", erklärte Koch. Perspektivisch, vielleicht sogar schon zur neuen Saison, könnte er die Kapitänsbinde von Kevin Trapp (34) übernehmen. Als der Torhüter verletzt ausfiel, trug Koch bereits die Binde.
Krösche spricht gerne davon, dass die Eintracht Spielern den Weg nicht verbaut, wenn ihre Entwicklung schneller voranschreitet als die des Klubs. So wie beim Wechsel von Omar Marmoush (26) zu Manchester City im vergangenen Januar. Überflieger Hugo Ekitiké (22) könnte nun ebenfalls den Schritt zu einem englischen Spitzenklub machen, Chelsea und Liverpool sind im Gespräch.
Königsklasse als Argument, WM als Ziel
Bei Koch geht die Entwicklung eher Hand in Hand vonstatten. Seit seiner Verpflichtung von Leeds United vor zwei Jahren ist er als Spieler und Persönlichkeit gewachsen, doch auch die Eintracht verbesserte sich sukzessive. Ansgar Knauff (23) drückte es kürzlich treffend aus: "Als wir 2022 die Europa League gewonnen haben, sind wir in der Liga Elfter geworden. Danach Siebter, Sechster und jetzt Dritter. Das ist eine fortlaufende Kurve nach oben. Darauf können wir insgesamt als Verein und auch als Team sehr stolz sein."
Erstmals gelang über die Liga der Einzug in die Champions League - sicher auch ein Argument für Kochs Verbleib. Im Interview mit dem kicker sagte er: "Als ich nach Frankfurt kam, habe ich im Gespräch mit Markus Krösche und Dino Toppmöller gesagt, dass ich in die Champions League will. Das war mein klares Ziel, das ich immer im Hinterkopf hatte. Hätte ich nicht diesen Glauben gehabt, wäre ich vielleicht woanders gelandet. Jetzt fühle ich mich bestätigt, weil wir genug Qualität haben, um dorthin zu kommen."
Alles in allem findet Koch bei Eintracht Frankfurt beste Voraussetzungen vor, um sich 2026 den Traum von der Teilnahme an der Weltmeisterschaft zu erfüllen. "Ich war zweimal bei einer EM dabei, natürlich ist die WM ein Riesentraum", betont der Verteidiger. Mit einer weiteren guten Saison in Frankfurt kann er seinen Teil dazu beitragen, dass er in Erfüllung geht. In der Champions League wird er sich schon vorher mit den Besten messen können.
Julian Franzke