Bayern gewinnt Klub-WM-Achtelfinale Harry Kane wittert wieder Tore
Pressing aus dem Lehrbuch, ein eiskalter Knipser: Gegen Flamengo gibt der FC Bayern die frühe Führung nie aus der Hand. Max Eberl ringt um einen Woltemade-Deal, und im Viertelfinale wartet das beste Team Europas.
30.06.2025, 01.01 Uhr

Harry Kane führte die Bayern mit zwei Treffern unter die besten acht Klubs der Welt
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFPDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Jäger-Bayern: Der gemeine Fußballer macht gerne Jagd, etwa auf den Ball. Beim FC Bayern sind die Rollen klar verteilt: Nach Ballverlust hetzen die Spieler in der Nähe der Kugel ebenjener hinterher. Und vorne ist Harry Kane auf der Pirsch, der Engländer jagt nämlich lieber Tore. Gegen Flamengo führte das Münchner Gegenpressing gleich zweimal zum Erfolg: Früh, als Dayot Upamecano gut aufpasste, vor allem aber spät, als gleich drei, vier Bayern um Konrad Laimer und Joshua Kimmich den Ballgewinn forcierten. Verwerter jeweils: Kane. »Es war ein schöner Ball von Josh«, lobte dieser später den Steckpass zum 4:2. »Das vierte Tor war wichtig für uns, einfach, um die Nerven für die letzten zehn Minuten zu beruhigen.« Wehrhafte Brasilianer hielt sich der Bundesligist so vom Leib, bis zum WM-Titel müssen aber noch drei Brocken aus dem Weg geräumt werden.
Das Ergebnis: 4:2 (3:1) gewinnt der FC Bayern in Miami sein Achtelfinale in der Klub-WM gegen Flamengo. Die Brasilianer hatten in der Gruppe etwa den FC Chelsea geschlagen, rasselten so aber umgehend mit einem deutschen Meister zusammen, der nach der Pleite gegen Benfica auf Wiedergutmachung aus war.
Die W-Fragen: Florian Wirtz? Nein, der ist zum FC Liverpool gewechselt. Nico Williams? Der Spanier hat wohl keine große Lust auf München, möchte lieber nach Barcelona. Nun also: Nick Woltemade. Das 1,98 Meter große Objekt der bajuwarischen Begierde dominierte zuletzt die Schlagzeilen. Uli Hoeneß machte Tassen-Inventur im Hause Matthäus, der VfB Stuttgart forderte Geldsummen wie einst Dr. Evil in »Austin Powers«, und Woltemade zeigte im U21-EM-Finale gegen England sein schwächstes Spiel des Turnier. Nun lieferte Max Eberl bei DAZN einen Wasserstand zum möglichen Deal: »Wenn es utopische Preise sind, dann muss man das akzeptieren, dann geht man auf einen anderen Zielspieler.« Man hat schon optimistischere Töne aus München gehört.
Zweier ohne: Der Clube de Regatas do Flamengo wurde mal für den Rudersport gegründet, heute gilt er als einer der vier großen Fußballklubs Rio de Janeiros. Bei derlei Flexibilität zwischen den Sportarten muss man es dem brasilianischen Tabellenführer nachsehen, dass er gegen die Bayern früh ins Schwimmen geriet. Erst köpfte Erick Pulgar eine Kimmich-Ecke ins eigene Tor (6. Minute), dann stibitzte Upamecano den Ball, Kane zog aus 20 Metern ab und sah zu, wie der Schuss vom Innenpfosten ins Tor prallte (9.). Das Spiel war keine zehn Minuten alt, aus Flamengo-Sicht aber bereits aus dem Ruder gelaufen.

Ein Tor vor der Pause, eines danach: Harry Kane zeigte seine Klasse
Foto: Chandan Khanna / AFPDer Schongang klemmt: Für den Auftakt in die K.o.-Phase hatte Vincent Kompany groß durchgewechselt, Flamengo-Coach Filipe Luís tat es ihm gleich. Sieben Wechsel bei den Bayern, sechs bei den Brasilianern: Die Kräfte der besten Spieler, sie konnten nicht mehr geschont werden. Auch nicht während des Spiels. Kaum hatten sich die Bayern nach ihrer Zwei-Tore-Führung tiefer zurückgezogen, wummste Gerson den Ball per Direktabnahme ins Tor, Manuel Neuer bekam beim Gewaltschuss die Hände nicht rechtzeitig nach oben (33.). Das Ergebnis einfach nach Hause spielen? Schwierig.
Ab durch die Mitte: Aus gut 25 Metern einfach mal abziehen? Einfach. Das dachte sich jedenfalls Leon Goretzka, der noch vor der Pause den alten Abstand wiederherstellte (41.). Und das aus einer Szene, die streng genommen gar keine Torchance war; satte acht Feldspieler Flamengos hatten sich bei Goretzkas zentral platziertem Schuss noch hinter dem Ball aufgehalten. Selbst, wenn die Teams mehr und mehr zur globalen Auslese werden: Die Sommerkickvibes kann die Klub-WM auch im Achtelfinale noch nicht abschütteln.

Leon Goretzka hat nur zwei Arme, aber dafür stets die Rückendeckung Joshua Kimmichs
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFPSpezialisten unter sich: Auch das 2:3 basierte eher auf Fehlern als auf Spielzügen, Michael Olise fing eine brasilianische Flanke mit dem Arm ab. Den entsprechenden Strafstoß legte sich Jorginho zurecht, einst Champions-League-Sieger mit Chelsea und Europameister mit Italien, ein Veteran vom Punkt. Sein Tor gegen Neuer war bereits das 44. Elfmetertor in der Karriere des Mittelfeldspielers. Grundsätzlich beeindruckend, Harry Kane könnte darüber aber wohl nur schmunzeln: Bayerns Spezialist hat nicht nur 89 Tore auf dem Konto, er hat auch seit 2022 keinen Elfer mehr verschossen.
Abschied und Wiedersehen: Für Leroy Sané war es der letzte Auftritt im Bayerntrikot, der Flügelstürmer wechselt zum 1. Juli nach Istanbul zu Galatasaray. Seine finale Aktion: Eine Eins gegen Eins mit Flamengo-Keeper Agustín Rossi, der Sanés Versuch parierte. Der Rest der Mannschaft trifft am Samstag (18 Uhr) in Atlanta auf Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und Ex-Münchner Lucas Hernández. Die Ansprüche darauf, das beste Team der Welt zu sein, untermauerte PSG zuletzt mit einer 4:0-Gala gegen Lionel Messis Inter Miami.