KI-Update kompakt: Atlas-Browser, Projekt Mercury, KI im Militär, Sort A Brick

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OpenAI hat mit Atlas einen eigenen Browser veröffentlicht, der sich durch eine sehr enge Integration von ChatGPT von bestehenden Angeboten unterscheidet. Nutzer können direkt an der Seite den KI-Chatbot befragen, um Inhalte zusammenfassen zu lassen, Fragen zu beantworten oder weiteren Kontext zu liefern. Als Beispiel nennt OpenAI die Möglichkeit, bei einem Urlaubsort nachzufragen, welche Aktivitäten dort möglich sind.

Atlas ist zunächst nur für macOS und ChatGPT-Abonnenten verfügbar. Versionen für iOS, Windows und Android sollen folgen, ohne dass OpenAI einen Zeitplan nennt. Die KI erhält Zugriff auf den Browser-Verlauf und kann sehen, was gerade geöffnet ist, wobei Nutzer den Zugriff selbst einstellen können. OpenAI versichert, dass die Interaktionen nicht für das Training von KI-Modellen verwendet werden. Technisch basiert Atlas auf Chromium, der Grundlage von Chrome und anderen Browsern.

OpenAI hat die Richtlinien für seinen KI-Videogenerator Sora 2 überarbeitet, nachdem Stimme und Aussehen von "Breaking Bad"-Darsteller Bryan Cranston ohne Zustimmung in KI-generierten Videos aufgetaucht waren. Die neuen Regeln entstanden in Abstimmung mit der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA, Bryan Cranston sowie mehreren großen Talentagenturen.

Die Maßnahmen sollen verhindern, dass Künstler ohne Zustimmung digital reproduziert werden. OpenAI sprach von einem unbeabsichtigten Fehler und betonte, dass die Opt-in-Regelung dauerhaft gilt.

OpenAI arbeitet unter dem Codenamen "Mercury" an einer Investmentbanking-Lösung, welches Routinearbeiten im automatisieren soll. Über hundert frühere Investmentbanker von Goldman Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley und KKR trainieren die KI darauf, Finanzmodelle zu erstellen und Basisaufgaben junger Analysten zu übernehmen. Auch MBA-Studierende von Harvard und MIT sind eingebunden.

Die Beteiligten erhalten 150 Dollar pro Stunde und erstellen wöchentlich jeweils ein Finanzmodell mit Microsoft Excel. Die Modelle bilden reale Transaktionen wie Übernahmen oder Börsengänge ab. Das Bewerbungsverfahren läuft fast vollständig automatisiert mit einem KI-Chatbot-Interview. Ziel ist es, die KI so zu schulen, dass sie künftig eigenständig belastbare Finanzmodelle erstellen kann.

Vier von zehn deutschen Unternehmen gehen davon aus, dass Mitarbeiter private Zugänge zu ChatGPT und ähnlichen Diensten für berufliche Aufgaben verwenden. Das zeigt eine Bitkom-Studie mit 604 Unternehmen ab 20 Beschäftigten. Die Angestellten nutzen die Tools etwa zum Verfassen von E-Mails, zur Code-Generierung oder für Recherchen.

Nur ein Viertel der Unternehmen stellt jedoch eigene Zugänge zu generativer KI bereit. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst warnt vor den Risiken dieser Schatten-KI: unkontrollierte Weitergabe sensibler Daten an externe Dienste, mögliche Urheberrechtsverletzungen und Compliance-Verstöße. Der Verband empfiehlt Unternehmen, klare Regeln aufzustellen und eigene KI-Technologien bereitzustellen.

Apple hat ein Machine-Learning-Modell zur Vorhersage von Softwarefehlern vorgestellt. Das als ADE-QVAET bezeichnete System kombiniert verschiedene KI-Techniken und erreichte in Tests eine Genauigkeit von 98,08 Prozent. Das Modell könnte die Qualitätssicherung in der Softwareentwicklung erheblich verbessern.

Die Besonderheit liegt in der Kombination mehrerer Ansätze: Mustererkennung, Verständnis von Code-Zusammenhängen und automatische Optimierung. Für Entwickler könnte das System erhebliche Effizienzgewinne bringen, da es potenzielle Fehlerquellen mit hoher Genauigkeit identifiziert. Ob und wann die Forschung in Apples Entwicklungsumgebung Xcode einfließt, ist noch unklar.

Generalmajor William Taylor vom US-Militär nutzt KI-Chatbots täglich für Berichte und Analysen. Der Grund ist strategisch: Das sogenannte "OODA-Loop"-Prinzip aus dem Korea-Krieg besagt, wer schneller beobachtet, orientiert, entscheidet und handelt als der Gegner, hat den Vorteil. Die deutsche Bundeswehr zieht mit und betreibt im EloKa-Bataillon 912 (einer Einheit für Elektronische Kampfführung) ein eigenes KI-Labor.

Dort arbeiten Soldaten und zivile Experten an maßgeschneiderten Lösungen, etwa beim automatischen Auswerten von Funkverkehr oder beim intelligenten Berechnen von Flugrouten. Generalleutnant Michael Vetter (Abteilungsleiter für Cyber- und Informationstechnik im deutschen Verteidigungsministerium) warnt jedoch vor manipulierten Trainingsdaten und Deepfakes. Er fordert eine KI-Strategie, die auch ethische und rechtliche Dimensionen berücksichtigt, um ein globales Wettrüsten zu vermeiden.

Chinesische KI-Forschende wollen mithilfe von Bildern erreichen, dass Chatbots auch bei langen Gesprächen schnell bleiben. Bei der optischen Kontextkompression wird der Gesprächsverlauf als Bild gespeichert und benötigt weniger Token bei der Verarbeitung. Statt 1000 Token würden etwa nur 100 benötigt, was zehnfach schnellere Antwortzeiten ermögliche.

Das Problem heutiger KI-Chatbots ist, dass sie bei jeder Antwort die komplette Historie neu verarbeiten müssen. Das experimentelle Modell DeepSeek-OCR habe trotz zehnfacher Kompression bereits eine Genauigkeit von 97 Prozent nachweisen können, so das Forschungsteam. Hilfreich wäre das auch bei der Verarbeitung langer PDF-Dokumente.

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IBM und das kalifornische Start-up Groq gehen eine Partnerschaft ein, um die Ausführung großer KI-Modelle in Unternehmen zu beschleunigen. IBM integriert Groqs Technologie GroqCloud in seine watsonx-Plattform. Groq setzt auf eine eigene Chip-Architektur, die Language Processing Unit, die mehr als fünfmal schneller und günstiger arbeiten soll als Cloud-Systeme mit herkömmlichen Grafikkarten.

IBM sieht die wichtigsten Anwendungsfelder in Bereichen mit hohem Anfragevolumen, etwa in der Medizin oder der automatisierten Personalverwaltung im Einzelhandel. Künftig sollen auch IBMs Granite-Modelle auf GroqCloud laufen. Die Zusammenarbeit richtet sich vor allem an Organisationen, die KI-Agenten aus Pilotphasen in den produktiven Einsatz bringen wollen.

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Die Suche nach Außerirdischen konzentriert sich auf Signale, wie wir sie selbst produzieren. Wenn KI-Technik die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung aber massiv beschleunigt, könnte das erklären, warum wir bislang keine Hinweise auf außerirdische Zivilisationen gefunden haben. Das meint der britische Astronom Michael Garrett, der das Jodrell Bank Centre for Astrophysics an der Universität Manchester leitet.

In einem Forschungsartikel legt er dar, dass die transformative Technologie dafür sorgen könnte, dass eine außerirdische Zivilisation nur für Jahrzehnte nachweisbar sein könnte. Anders als frühere Technologien fungiere KI als Katalysator für Innovation selbst. Garrett schlägt vor, sich nicht auf bestimmte Technik wie Radiosignale zu fokussieren, sondern nach "anhaltenden, großflächigen Manifestationen von Intelligenz" zu fahnden, etwa Abwärme von Megastrukturen oder Anomalien in Messungen über zahlreiche Wellenlängen.

(igr)

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