Verschiebungen bei einer besseren Siri, diverse Personalquerelen und eine Technik, die deutlich weniger zu können scheint, als die Konkurrenz: Apple Intelligence, Apples mit iOS 18 & Co. eingeführtes hauseigenes KI-System, kann wohl kaum als Erfolg betrachtet werden. Die Frage ist nun, wie schnell es zu Verbesserungen kommt. Der Leidensdruck scheint groß zu sein: Mehrere anonyme Apple-Manager, darunter offenbar auch noch aktive, gaben gegenüber US-Medien nun Stellungnahmen ab. Darin zeichnen sie ein Bild eines seit Längerem sinkenden Schiffes – und betonen, wie wichtig es für Apple als Unternehmen ist, die Probleme zu beheben. Schließlich hängen daran zahlreiche Produkte.
KI ist anders als ein typisches Apple-Produkt
Wie es in dem Artikel der Finanznachrichtenagentur Bloomberg heißt, der am Wochenende erschienen ist, ist etwa die iPhone-Dominanz ebenso bedroht wie neue Technologien etwa aus der Robotik. Das "KI für den Rest von uns", mit dem Apple Intelligence anfangs beworben wurde, droht zum Fiasko zu werden. Apples Softwarechef Craig Federighi soll das selbst erfahren haben, als er einige Wochen vor April – dann sollte iOS 18.4 mit der verbesserten Siri veröffentlicht werden – eine Beta auf seinem eigenen iPhone liefen ließ. Wichtige angekündigte Funktionen wie das Auffinden von Führerscheinen mittels Sprachsuche aus der Fotodatenbank oder anderer, als Prototyp bereits im vergangenen Sommer gezeigte Features gingen einfach nicht. "Das ist eine Krise", sagte ein Mitglied aus Apples KI-Team Bloomberg. Ein anderer Mitarbeiter sagte, es sei wie besagtes sinkende Schiff: "Und es sinkt schon für eine lange Zeit." Internen Daten zufolge soll Apples Technologie immer noch "Jahre" hinter der von Konkurrenten liegen.
Unüblich ist es nicht, dass Apple sich Zeit lässt. Egal, ob beim Smartphone, beim MP3-Spieler, bei Computeruhren oder beim Tablet: Apple war nie der erste Anbieter, dafür hatte das Unternehmen gleich eine spannende Lösung parat, die andere übertrumpfte. Zwar wurden viele Geräte auch dann noch bei der Kundschaft "ausgebacken" – durch ständige Softwareupdates. Doch die Grundlagen stimmten. Dass das bei Apple Intelligence bislang der Fall ist, darüber gibt es offenbar auch intern Zweifel. Das Problem sei auch, dass Apple enorme Ressourcen in seine Versuche gesteckt hat, aber dafür kaum etwas zu sehen sei. Dennoch ist man in anderen Bereichen auch technisch hinterher, kaufte so etwa weniger GPUs zum Sprachmodelltraining oder hatte weniger Experten für LLM-KI.
"Do Engine" – aber Siri schafft es nicht
Laut Bloomberg wurde auch das Fahrzeugprojekt von Apple wegen KI-Problemen letztlich eingestellt, weil es nicht gelang, ein voll autonomes Auto herzustellen. KI ist für viele Bereiche von zentraler Bedeutung. Auch Steve Jobs soll in Siri die Zukunft gesehen haben. Seine Idee sei gewesen, eine "Do Engine" zu schaffen, über die man "mit dem Internet reden kann und dein Assistent erledigt dann alles für dich". Siri kam erst nach Jobs' Tod auf den Markt. Nach einer stürmischen Aufbauzeit kamen immer weniger Funktionen nach und die Sprachassistentin wurde viel belächelt.
Ein Problem für Apple im KI-Bereich ist offensichtlich auch, dass oft unklar bleibt, was das Produkt ist. Federighi, so ein langjähriger Apple-Manager, sei niemand, der einfach viel Geld und viele Leute in ein Projekt werfe, ohne dass das klar sei. Zum Start von ChatGPT Ende 2022 sei Apple Intelligence "nicht einmal ein Gedanke" gewesen. Dabei habe man OpenAI durchaus beobachtet. "Jeder, der aufgepasst hat in diesem Markt hat, hätte das sehen sollen und dort voll einsteigen müssen." Einen Monat später habe Federighi selbst Code mit ChatGPT für ein persönliches Projekt geschrieben, schreibt Bloomberg, und ihm sei das Potenzial klar geworden. Danach gab es Treffen mit OpenAI, Anthropic und anderen Mitspielern. iOS 18 sollte so viele KI-Funktionen wie möglich bekommen – mit dem bekannten Ergebnis.
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(bsc)