KI dominiert Gartners Technologieausblick für 2026

vor 1 Tag 1

In gewohnter Tradition nutzten die Marktforscher von Gartner das IT-Symposium/XPO in Orlando, um ein Update ihrer Liste der zehn maßgeblichen Technologietrends zu veröffentlichen. Diese bringen aus der Perspektive der Marktforschungsfirma in den nächsten fünf Jahren erhebliche Umwälzungen und Chancen für Unternehmen. Dass dabei KI eine dominierende Rolle einnimmt, war ab- und vorhersehbar. Von KI-Supercomputing über Multi-Agenten-Systeme und domänenspezifische Sprachmodelle bis hin zu KI-Sicherheitsplattformen, KI-nativen Entwicklungsplattformen und physischer KI – die angeführten Trends ließen gefühlt kein Terrain unberührt.

1. KI-Supercomputing-Plattformen: Bis 2028 sollen über 40 Prozent der führenden Unternehmen für kritische Geschäftsabläufe Plattformen einsetzen, die spezifische Bausteine wie GPUs oder KI-ASCIs umfassen.

2. Multiagentensysteme: Durch Orchestrierung miteinander agierender Agenten sollen komplexe Geschäftsprozessgebilde automatisiert werden.

3. Domänenspezifische Sprachmodelle: Gegenüber allgemeinen Modellen sollen domänenspezifische Sprachmodelle (DSLMs) – trainiert mit speziellen Daten für eine bestimmte Branchen – mit höherer Verlässlichkeit punkten. Bis 2028 sollen über die Hälfte der in Unternehmen genutzten GenAI-Modelle domänenspezifisch sein.

4. KI-Sicherheitsplattformen: Als zentrale Instanz für alle KI-Anwendungen gewährleisten die Sicherheitsplattformen Transparenz und Schutz vor KI-spezifischen Risiken wie beispielsweise Prompt-Injection oder unzulässigen Agenten-Aktionen. Sie sollen 2028 in mehr als jeden zweiten Unternehmen vorzufinden sein.

5. KI-native Entwicklungsplattformen: GenAI lässt Software schneller und einfacher erstellen. Die Plattformen befähigen Entwickler, direkt im Team mit Experten der Fachabteilungen zu arbeiten. Bis 2030 werden laut Prognose rund achtzig Prozent der Unternehmen ihre großen Programmiertrupps durch kleinere, agilere Teams ablösen.

6. Vertrauliche Datenverarbeitung (Confidential computing): Durch die Isolierung von Workloads in hardwarebasierte vertrauenswürdige Ausführungsumgebungen (Trusted Execution Environment -TEE) bleiben Inhalte vor Zugriffe geschützt. Bis 2029 sollen mehr als 75 Prozent der heute in nicht vertrauenswürdigen Infrastrukturen verarbeiteten Vorgänge während der Nutzung entsprechend gesichert werden.

7. Physische KI: Die physikalische KI vereint die künstliche Intelligenz mit der realen Welt, indem sie Maschinen und Geräte wie Roboter oder Drohnen mit Fähigkeiten ausstattet, weithin selbstständig zu agieren.

8. Präventive Cyber-Sicherheit: Techniken wie KI-gestützte SecOps helfen Unternehmen, zu handeln, bevor Angreifer zuschlagen. 2030 soll die Hälfte aller Investitionen in Sicherheitssoftware in präventiv arbeitende Lösungen fließen.

9. Digitale Herkunft: Tools und Techniken wie SBoM (Software-Bills-of-Materials), Bescheinigungs-Datenbanken oder digitale Wasserzeichen geben Auskunft über Ursprung, Eigentumsverhältnisse und Integrität von Code und Content. Ohne diese Überprüfung drohen hohe Sanktionsrisiken.

10. Geo-Patriierung: Der Wunsch nach größerer digitaler Souveränität zum Wechsel von globalen Public-Clouds in regionale oder lokale Infrastrukturen. Gartner prognostiziert, dass bis 2030 über drei Viertel der Unternehmen in Europa und im Nahen Osten ihre Daten und Workloads verlagern werden, um geopolitische Risiken zu reduzieren.

"Die für 2026 identifizierten strategischen Technologietrends sind eng miteinander verflochten", erklärte denn auch Gene Alvarez bei der Vorstellung. Für den Gartner-Analysten spiegeln sich einfach "die Realität einer KI-getriebenen, hypervernetzten Welt" wider, der sich Unternehmen stellen müssten. "Diese Trends sind weit mehr als bloße technologische Entwicklungen – sie sind Katalysatoren für tiefgreifende Transformationen in Unternehmen. Was dieses Jahr besonders macht, ist das Tempo", umschrieb sein Kollege Tori Paulman die Sicht der Marktforscher auf die Entwicklung. "Unternehmen, die heute handeln, werden nicht nur die aktuelle Volatilität überstehen, sondern ihre Branchen auf Jahrzehnte hinaus prägen", so Paulman weiter.

Dass dazu neue Technologien "verantwortungsvoll" einzusetzen sind, war auf der noch bis Donnerstag andauernden Veranstaltung wiederholt zu vernehmen. Bereits zum Auftakt diskutierten Analysten Daryl Plummer und VP Analyst Alicia Mullery über den "goldenen Pfad" für Unternehmen zum Mehrwert durch KI. Sie empfehlen den Verantwortlichen, Extreme wie Unglauben oder übertriebene Begeisterung in Bezug auf KI in jedem Fall zu vermeiden.

Gesamten Artikel lesen