"Keiner hat ein Ego": Duisburgs Geheimrezept für den Rekordstart

vor 9 Stunden 1

Der MSV Duisburg gewinnt auch sein sechstes Spiel zum Start in die Saison - dank eines langfristigen Plans und Grundtugenden.

Der MSV Duisburg bricht den Startrekord in der 3. Liga.

Der MSV Duisburg bricht den Startrekord in der 3. Liga. IMAGO/Nico Herbertz

Es ist der Wahnsinn von der Wedau: Vor eineinhalb Jahren beinahe klinisch tot, thront der MSV Duisburg in der 3. Liga aktuell über den Dingen - Balsam auf die so geschundene MSV-Seele. Seit Dienstagabend sind die Meidericher Rekordhalter in der 3. Liga.

Noch nie hatte eine Mannschaft die Saison mit sechs Siegen gestartet - bis zum 3:0-Auswärtserfolg im Aufsteiger-Duell beim 1. FC Schweinfurt. Zuvor waren bereits die Kickers Offenbach in der Saison 2010/11 und die Münchner Löwen 2022/23 mit fünf Siegen am Stück in die Spielzeit gestartet.

Da musste im Anschluss auch der Gegner seinen Hut ziehen: "Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die ihren Weg in die 2. Liga wahrscheinlich gehen wird", adelte Schweinfurts Europa- und Champions-League-erfahrener Johannes Geis die Meidericher. Bei noch 32 zu absolvierenden Spielen eine deutlich verfrühte Prognose - wie auch die MSV-Verantwortlichen wissen und konsequent diese Diskussion abblocken.

Frischzellen-Kur in der Regionalliga

Dennoch schürt der Aufschwung einige Sehnsüchte im zuletzt so lange chronisch erfolglosen Duisburg. Das Geheimrezept für den Rekordstart ist dabei relativ leicht erklärt - und dennoch so schwer umzusetzen. Vorne besticht der MSV mit "extremer Effizienz", wie Trainer Dietmar Hirsch am MagentaSport-Mikrofon befindet, defensiv wird die mannschaftliche Geschlossenheit zum großen Faustpfand. "Wir sind super fleißig, man hat wieder unsere Mentalität gesehen, jeder war für den anderen da."

Selbst wenn dann in Schweinfurt der Aufsteiger, wie der Trainer befand, "nicht das optimal beste Spiel" macht, feierte man dennoch schlussendlich einen "verdienten Sieg". Vor allem dank der Fähigkeit, in den richtigen Momenten eiskalt zur Stelle zu sein. Nach fahrigen Minuten zu Beginn der zweiten Hälfte benötigen die Meidericher nicht viele Chancen, um das Spiel auf ihre Seite zu ziehen. "Wir machen zum richtigen Zeitpunkt das 2, 3:0", weiß Hirsch.

Mitunter entscheidend ist hierfür auch die Frischzellen-Kur in der Viertklassigkeit. "Wir haben letztes Jahr, als wir in der Regionalliga waren, für den Fall, dass wir es schaffen, Spieler mit Drittliga-Erfahrung geholt", erklärte Hirsch den Umbruch. Dieser hungrige Kader wurde im Sommer mit Akteuren verstärkt, die "auch schon höher gespielt haben".

Irgendwo ist es auch einfach eine Sucht.

Tobias Fleckstein über die Siegesserie

Im Mittelpunkt dabei aber nicht nur die Qualität: "Vor allem die Mentalität" musste stimmen. So leben die Meidericher wohl wie kaum eine andere Mannschaft aktuell in der 3. Liga die viel zitierten Grundtugenden vor. "Keiner hat hier ein Ego, das er über die Mannschaft stellt. Das leben wir im Staff vor und ist für uns das alles entscheidende", stellte Hirsch in den Vordergrund.

Zudem konnte sich ein neues Faible in Duisburg angeeignet werden: "Wir wollen jedes Wochenende gewinnen. Einen Sieg zu feiern, ist das schönste Gefühl", erklärte der Torschütze zum 2:0 Tobias Fleckstein. "Irgendwo ist es auch einfach eine Sucht. Wir fahren vier, fünf Stunden nach Hause, aber das ist egal, weil du das Spiel gewonnen hast." Als einer der wenigen Verbliebenen aus der Abstiegsmannschaft von 2024 weiß der 26-Jährige nur zu gut, wie es sich auch andersrum anfühlen kann.

In der englischen Woche besteht dafür bereits am Sonntag die nächste Chance. Bereits am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) kann der MSV den eigenen Startrekord weiter ausbauen. Dann wartet das nächste Aufsteiger-Duell beim TSV Havelse.

mwe

Gesamten Artikel lesen