Jeder vierte Deutsche ist zu viel Verkehrslärm ausgesetzt

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Gesundheitsschädliche Belastung Jeder vierte Deutsche ist zu viel Verkehrslärm ausgesetzt

112 Millionen Europäer leiden laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur unter ungesundem Verkehrslärm. Für die Folgen sind demnach besonders Kinder anfällig.

24.06.2025, 15.24 Uhr

Die Friedrichstraße in Berlin

Die Friedrichstraße in Berlin

Foto: Emmanuele Contini / NurPhoto / picture alliance

Zu viel Verkehrslärm ist nicht nur anstrengend, sondern auch ungesund. Mehr als jeder fünfte Europäer ist einem Report zufolge zu hohen Verkehrslärmpegeln ausgesetzt. Schätzungsweise 112 Millionen Menschen in 31 analysierten europäischen Ländern müssten mit einem vom Straßen-, Bahn- und Flugverkehr verursachten Umgebungslärm fertig werden, der über den Schwellenwerten der EU-Meldevorschriften liege, schreibt die Europäische Umweltagentur EEA in einem neuen Bericht . Solche Lärmpegel seien sowohl für die menschliche Gesundheit schädlich als auch für die Umwelt und die Wirtschaft.

Die Experten monieren, dass es bei der Verringerung der Lärmbelastung nur langsam vorangehe. Das EU-Ziel, die Zahl der chronisch von Verkehrslärm beeinträchtigten Menschen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken, werde so ohne zusätzliche Maßnahmen wahrscheinlich nicht erreicht, warnt die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde. Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene müsse stärker gegen das Problem vorgegangen werden, etwa durch einen besseren Zugang zu ruhigen und grünen Flächen in Städten.

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Der Bericht umfasst im Jahr 2021 erhobene Daten aus 31 EEA-Mitgliedstaaten – dazu zählen neben den 27 EU-Ländern außerdem noch Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz.

Daraus geht hervor, dass in Deutschland als bevölkerungsreichstem Land schätzungsweise fast 22 Millionen Menschen (26 Prozent der Bevölkerung) mit Lärmpegeln jenseits des Schwellenwertes von 55 Dezibel klarkommen müssen. Für diesen Berichtsteil wurden Lärmpegel aus dem gesamten Tagesverlauf berücksichtigt. Für die Nacht allein gab es zudem eine zweite Auswertung mit einem strengeren Schwellenwert von 50 Dezibel. Dieser wurde bei fast 15 Millionen Menschen (18 Prozent) überschritten.

Kinder und Jugendliche besonders anfällig

Dem Bericht zufolge lassen sich jährlich 32 vorzeitige Todesfälle pro 100.000 Einwohner der Lärmbelastung zurechnen. Verglichen mit anderen umweltbedingten Gesundheitsgefahren in Europa rangiert Verkehrslärm damit gleich hinter Luftverschmutzung und temperaturbedingter Belastung (Hitze oder Kälte) auf Platz drei. Dahinter folgen Passivrauchen, Bleibelastung, mit Abstand Radonstrahlung und mangelhafte Wasserhygiene. Als Hauptquelle des Lärms haben die Experten den Straßenverkehr ausgemacht, besonders denjenigen in dicht besiedelten städtischen Gebieten. »Obwohl Schienen- und Fluglärm insgesamt weniger Menschen betreffen, bleiben sie bedeutende lokale Lärmquellen, insbesondere in der Nähe großer Bahnverkehrskorridore und Flughäfen«, ergänzt die EEA.

Die langfristige Belastung durch Verkehrslärm wird nach EEA-Angaben mit einer breiten Palette an negativen Gesundheitsfolgen in Verbindung gebracht, darunter sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Erkrankungen und Diabetes. Besonders Kinder und Jugendliche sind demnach anfällig für die Folgen des Lärms, der zum Beispiel zu Leseschwächen, Verhaltensauffälligkeit und Fettleibigkeit beitragen könne.

Die Folgen der Lärmbelastung gehen dem Bericht zufolge aber auch über die menschliche Gesundheit hinaus: Lärm wirke sich auch auf die Tierwelt an Land und unter Wasser aus, hinzu kämen mit Krankheiten und Gesundheitsproblemen verbundene hohe wirtschaftliche und soziale Kosten. Pro Jahr verursache die verkehrsbedingte Lärmbelästigung in Europa den Verlust von 1,3 Millionen gesunden Lebensjahren, was die Volkswirtschaft mindestens 95,6 Milliarden Euro koste.

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