Israel versus Hamas: Bangen um Kfir Bibas, Vorbereitungen für Waffenruhe in Gaza

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Die israelische Regierung hat für einen Deal mit der palästinensischen Terrororganisation Hamas votiert. Laut Katar, das zwischen den Konfliktparteien vermittelt, soll es ab Sonntag um 7.30 Uhr eine Waffenruhe im Gazastreifen geben; es wird erwartet, dass die ersten israelischen Geiseln dann ebenfalls freigelassen werden.

Die Hamas hatte bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 insgesamt 251 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 117 Geiseln kamen bislang frei, größtenteils Frauen, Kinder und ausländische Arbeiter. Die meisten von ihnen wurden im Rahmen der ersten Waffenruhe vom November 2023 freigelassen.

Die israelische Armee hat zudem die Leichen von 40 Geiseln zurück nach Israel gebracht. Manche von ihnen starben im Gazastreifen, andere waren bereits am 7. Oktober 2023 im Süden Israels getötet und dennoch verschleppt worden.

60 Geiseln nach Einschätzung der israelischen Armee am Leben

Unter den 60 Geiseln, die nach Einschätzung der israelischen Armee noch am Leben sein könnten, sind 53 Israelis. Dazu zählen mindestens 22 Doppelstaatler, sechs sind Thailänder, und ein Nepalese ist dabei. 48 dieser 60 Geiseln sind nach israelischen Angaben Männer, zehn sind Frauen, darunter fünf Soldatinnen, sowie zwei Kinder.

Kfir Bibas, der erst achteinhalb Monate alt war, als er entführt wurde, und sein Bruder Ariel, der damals vier Jahre alt war, sind für viele Menschen in Israel ein Symbol für das grausame Schicksal der Geiseln geworden; Kfir hat an diesem Samstag seinen zweiten Geburtstag. Die Hamas hatte bereits im November 2023 behauptet, dass die beiden Kinder und ihre Mutter bei einem Luftangriff der israelischen Armee getötet worden seien. Israel hat das nicht bestätigt.

Drei junge Frauen sollen nach Hamas-Angaben als erste freikommen

Nach den ersten 33 Geiseln ab Sonntag sollen nach US-Angaben in einer möglichen zweiten Phase des Abkommens die übrigen Überlebenden aus der Gewalt der Hamas freigelassen werden. In einem letzten Schritt sollen dann die toten Geiseln nach Israel überführt werden.

Als Erste sollen nach Hamas-Angaben drei israelische Frauen im Alter unter 30 Jahren freigelassen werden. Dies sei in letzter Minute vereinbart worden, hieß es. Sie sollen zum Zeitpunkt ihrer Entführung nicht als Soldatinnen im Dienst gewesen sein. Die Hamas bezeichnet allerdings alle israelischen Männer und Frauen im wehrfähigen Alter als Soldaten.

Es werde »erwartet, dass sie am Sonntagabend freigelassen werden«, hieß es weiter. Das Rote Kreuz soll die Frauen gemeinsam mit ägyptischen und katarischen Teams in Empfang nehmen und dann der israelischen Seite übergeben.

Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte außerdem im Onlinedienst X, dass unter den 33 Geiseln, die in der ersten Phase freigelassen werden sollen, die beiden französisch-israelischen Staatsbürger Ofer Kalderon und Ohad Yahalomi sein würden.

Palästinenserpräsident: Autonomiebehörde bereit für »volle Verantwortung« im Gazastreifen

Alle Konfliktparteien und auch die Länder, die an den Verhandlungen beteiligt gewesen sind, bereiten sich nun auf die Implementierung der Vereinbarungen vor:

So erklärte etwa Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, seine Behörde könne die »volle Verantwortung« im Gazastreifen übernehmen nach dem Krieg; man habe »alle Vorbereitungen getroffen«. Die Aussage ist eine Kampfansage an die von ihm verhasste Hamas – nicht die erste.

Die Palästinensische Autonomiebehörde regiert im von Israel besetzten Westjordanland, verfügt dort jedoch nur über beschränkte Macht. Im Gazastreifen hatte die Hamas 2007 die alleinige Kontrolle übernommen und die Fatah-Partei von Abbas gewaltsam verdrängt. Auch die aktuelle israelische Regierung lehnt eine Kontrolle des Gazastreifens durch Abbas und seinen Apparat bislang kategorisch ab.

Ägypten bereitet die Öffnung des Grenzübergangs nach Gaza vor

Derweil bereitet die ägyptische Regierung die Öffnung des Grenzübergangs nach Gaza vor. Es wird demnach unter Hochdruck daran gearbeitet, Einrichtungen, Straßen und Gebäude an dem Grenzübergang instand zu setzen. Dutzende Lastwagen seien bereits in Stellung gebracht worden, um bei Öffnung des Übergangs Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen.

Lwastwagen an der Grenze zum Gazastreifen

Lwastwagen an der Grenze zum Gazastreifen

Foto: REUTERS

Die palästinensische Seite wird seit Mai vergangenen Jahres von der israelischen Armee kontrolliert, und der Grenzübergang ist seitdem geschlossen. Krankenhäuser im Nord-Sinai bereiteten sich zudem auf die Aufnahme von verletzten Palästinensern vor, hieß es aus Kreisen der zuständigen ägyptischen Gesundheitsbehörden.

Rund 50 Krankenwagen sollten ab Samstag zu dem Grenzübergang entsandt werden. Teil der Abmachung zur Waffenruhe ist es, die Hilfslieferungen aus Ägypten wieder aufzunehmen und deutlich aufzustocken. Insgesamt wurden nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds rund 600 Laster mit Hilfsgütern für die Einfuhr nach Gaza vorbereitet.

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