Ob der IStGH mit Verfahren gegen Regierungschefs wie Netanjahu seinen Zielen nützt oder schadet, ist zweifelhaft. Derzeit bedrohen vor allem Mitgliedsländer sein Ansehen.
28. November 2024, 5:35 Uhr
Es war der 14. März 2012, als Thomas Lubanga einen Blick auf Angelina Jolie erhaschen konnte. Lubanga, ein Milizenführer aus dem Ost-Kongo, wurde an diesem Tag vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) eines Kriegsverbrechens schuldig gesprochen: der Zwangsrekrutierung von Minderjährigen. Jolie, medienwirksame Unterstützerin der internationalen Strafjustiz, saß im Zuschauerraum des Gerichtssaals in Den Haag.
Der IStGh stand damals bei vielen Politikern wie auch engagierten Hollywood-Stars hoch im Kurs. "Ein großer Moment für die Rechtsstaatlichkeit", sagte Jolie nach dem Schuldspruch. Fast zehn Jahre nach seiner Eröffnung hatte der Strafgerichtshof endlich seinen ersten Prozess abgeschlossen. Der Beifall war groß – auch wenn damals schon einige NGOs kritisierten, Lubanga sei nur ein "kleiner Fisch" und die Arbeit des IStGH viel zu langsam.