Impfungen: US-Gesundheitsminister streicht Gelder für Entwicklung von Impfstoffen

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Die USA wollen mehrere Projekte zu mRNA-Impfstoffen beenden, die gegen Infektionen wie Corona wirken. Die Mittel seien unwirksam, sagte Kennedy, ohne Belege zu liefern.

6. August 2025, 4:35 Uhr Quelle: DIE ZEIT, Reuters, dpa,

 Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. stellt die Wirkung von Impfstoffen immer wieder infrage.
Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. stellt die Wirkung von Impfstoffen immer wieder infrage. © Brendan Smialowski/​AFP/​Getty Images

Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. will Bundesmittel in Höhe von 500 Millionen US-Dollar für die Entwicklung von Impfstoffen streichen. Verträge mit bestimmten Impfstoffprojekten, die teils von führenden Pharmaunternehmen des Landes wie Pfizer und Moderna geleitet werden, sollen laut dem Minister beendet werden. Konkret geht es um mRNA-Impfstoffe zur Bekämpfung von Infektionen der Atemwege wie Covid-19, Grippe und H5N1-Infektionen. 

Die Entscheidung sei nach einer umfassenden Überprüfung von Investitionen im Zusammenhang mit mRNA, die während der Coronapandemie eingeleitet wurden, gefallen, sagte der Minister. Daten zeigten, dass die Impfstoffe nicht wirksam vor Infektionen der oberen Atemwege schützen würden, teilte er mit. Kennedy, der seit vielen Jahren die Wirksamkeit von Impfstoffen infrage stellt und Behauptungen aufstellt, die im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen, lieferte keine wissenschaftlichen Belege im Zusammenhang mit der Erklärung.

Die von den Kürzungen betroffene biomedizinische Forschungsabteilung des US-Gesundheitsministeriums unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung medizinischer Hilfsmittel zur Bewältigung von Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit und hatte während der Pandemie Milliarden von Dollar für die Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen bereitgestellt. Weitere Anwendungen der mRNA-Technologie seien von der Ankündigung nicht betroffen, teilte der Gesundheitsminister mit.

Forscher warnen vor Folgen der Entscheidung

Künftige Pandemien werden ohne die Hilfe der mRNA-Impfstoffe schwerer zu stoppen sein, warnte Mike Osterholm, Experte für Infektionskrankheiten und Pandemievorbereitung an der Universität von Minnesota, gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Die Technologie habe zum Beispiel den Vorteil einer schnellen Produktion, die im Falle einer Pandemie von entscheidender Bedeutung sei. "Ich glaube nicht, dass ich in meinen 50 Jahren im öffentlichen Gesundheitswesen jemals eine gefährlichere Entscheidung gesehen habe", sagte Osterholm. 

Kennedy ist seit Jahren als Impfkritiker bekannt, will sich selbst aber nicht als Impfgegner verstanden wissen. Er war früher ein angesehener Anwalt für Umweltrecht, bevor er zunehmend mit unwissenschaftlichen Behauptungen sowie mit Verschwörungserzählungen für Aufmerksamkeit sorgte. Ihm wird vorgeworfen, Zweifel an Impfungen zu streuen und insbesondere die Impfkampagne gegen Masern unterwandert zu haben. Er vertrat in der Vergangenheit auch die These, Impfungen riefen Autismus hervor. Dieses Gerücht ist wissenschaftlich widerlegt.

Im Juni hatte der Gesundheitsminister das Impfgremium der US-Seuchenbehörde CDC entlassen. Das Gremium berät die CDC darüber, welche Personengruppen am meisten von einem bereits zugelassenen Impfstoff profitieren würden und wann sie ihn erhalten sollten. "Dies ist eine hochprofessionelle Gruppe von Wissenschaftlern, Ärzten und anderen Spezialisten. Das ist die Art von politischer Einmischung, die das Vertrauen eher schwächt als stärkt", sagte der ehemalige FDA-Chefwissenschaftler Jesse Goodman zu den Entlassungen.

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