Mit seinem Comeback im Profisport nach über zwei Jahren überraschte Martin Hinteregger ganz Fußball-Österreich. Bei Bundesligist Austria Klagenfurt will der gebürtige Kärntner schnellstmöglich Anschluss finden und mit seiner Erfahrung vorangehen. Dass es ihm nicht an Selbstbewusstsein mangelt, macht der Abwehrspieler direkt klar.
Martin Hinteregger ist zurück im Profifußball. SK Austria Klagenfurt
Nur zwei Tage nach der 0:7-Schmach gegen Sturm Graz ließ Austria Klagenfurt mit einer großen Überraschung aufhorchen. Die Kärntner verkündeten die Verpflichtung von Ex-ÖFB-Teamspieler Martin Hinteregger, der nach über zwei Jahren sein Comeback im Profisport gibt. Beim Team von Peter Pacult unterzeichnete der Abwehrspieler einen Vertrag bis Sommer 2026 und will sich nach einiger Zeit im Amateursport schnell wieder auf höchstem Niveau einspielen. "Ich habe einfach wieder eine riesige Lust auf Fußball. Die habe ich natürlich immer in einer Art und Weise gehabt, deswegen habe ich nie ganz aufhören können. Wenn man jetzt doch zwei Jahre in einer Unterliga gespielt hat, ist der Ehrgeiz bei einem ehemaligen Profi noch größer", so der 32-Jährige bei einem Medientermin in Klagenfurt nach seiner offiziellen Vorstellung.
Bundesliga - 15. Spieltag
Nach seinem überraschenden Karriereende nach dem Europa-League-Sieg mit Eintracht Frankfurt 2022 agierte der gelernte Innenverteidiger zuletzt als Stürmer und Spielertrainer bei Sirnitz im Kärntner Unterhaus und sammelte dabei wichtige Erfahrungen. "Natürlich war es extrem interessant, mal die andere Sichtweise des Trainers zu sehen. Jetzt kann ich auch das ganz gut einschätzen, wie man als Trainer auf einen Spieler blickt. Und das andere ist natürlich, dass ich vor allem als Stürmer gespielt habe. Obwohl es natürlich nicht auf dem höchsten Niveau war, war es dennoch interessant zu sehen, wie es sich eigentlich für einen Stürmer in diesen Situationen anfühlt."
Hinteregger genoss es dabei auch, "etwas zur Ruhe und weg vom Fußball zu kommen", auch wenn es zuletzt mit dem Vorwurf, er habe einen Fan im Rahmen eines Spiels zu Boden geworfen, nicht wirklich ruhig um den ehemaligen Salzburger gewesen ist. Die Funktionssperre wurde nach einem Protest aber Ende Oktober wieder aufgehoben.
Hinteregger befürchtet keine Anlaufschwierigkeiten
In Klagenfurt soll nun aber wieder das Sportliche im Vordergrund stehen, wo Hinteregger bereits beim ersten Training mit der Mannschaft einen guten Eindruck hinterlassen konnte. "Da ich die letzten acht Wochen kaum etwas machen konnte aufgrund des Bruchs meiner Elle und Speiche, war es mir wichtig zu sehen, dass ich jetzt schon nicht so weit weg bin und dass das Tempo und die Fitness leicht aufzuholen sein werden", sprudelt das Selbstbewusstsein nur so aus dem ehemaligen Deutschland-Legionär heraus. "Die Spielintelligenz und das Fußballerische verliert man nicht und von dem her freue ich mich schon, wenn ich mich dann wieder komplett auf das Fußballerische konzentrieren kann."
Dass er dabei große Anlaufschwierigkeiten im österreichischen Oberhaus haben könnte, glaubt der Routinier nicht: "Wenn ich mich jetzt mit meinem 18-jährigen Ich vergleiche und nun quasi wieder mein erstes Spiel mache, bin ich mit 32 Jahren natürlich in jeglicher Hinsicht weiter als damals. Nach so einem langen Weg und dieser positiven Weiterentwicklung muss das auch so sein. Ich habe noch zweieinhalb Monate Zeit, mich darauf vorzubereiten und wir haben uns klipp und klar ausgemacht, was in Zukunft meine Aufgabe sein wird. Da will ich mithelfen, im Training den letzten Push zu geben und vor allem die jungen Talente heranzuführen. Das ist schon wichtig, dass die Jungs jemanden haben, der sie an die Hand nimmt."
Hinteregger weiß zwar, dass "die Erwartungshaltung an mich groß sein wird", starken Druck verspürt der Defensivspieler aber deshalb nicht: "Ich selbst habe natürlich die Erwartung an mich, dass ich nach so langer Zeit in der Deutschen Bundesliga und so viel internationaler Erfahrung mit meiner Qualität natürlich die Spiele optimal bestreiten kann. Da will ich der Mannschaft dort helfen, wo es am wichtigsten ist. In erster Linie natürlich mal am Platz, sofern mich der Trainer aufstellt. Aber auch in der Kabine, die sehr homogen und super ist, was ich heute erleben durfte." Auch seine künftige Position am Spielfeld steht bereits fest. "Dass ich nicht Stürmer spiele, ist glaube ich, klar. Da haben wir super Leute. Ich werde mich dort einbringen, wo ich am besten aufgehoben bin: In der Verteidigung."
"Diese Leute werde ich nie verstehen"
Mit der Rückkehr zu einem strengen klaren Trainerkonzept, welches Peter Pacult vertritt, schließt sich für den Abwehrspieler auch ein Kreis. "Meine Karriere habe ich unter Huub Stevens gestartet, der ein extrem erfahrener und forscher Trainer war. Dann bin ich über sehr viele taktische Trainer gehupft und jetzt geht es vielleicht wieder etwas zurück. Von dem her freue ich mich schon auf die Trainingseinheiten und vor allem auf die Ansprachen und taktischen Finessen." Das Ziel für seine kommende Zeit in Violett ist klar: "Das oberste Ziel in dieser Saison ist, die Klasse zu halten. Über die nächsten Ziele kann man dann im Sommer weitermachen, wenn die Austria hoffentlich wieder erstklassig spielt."
Und zum Schluss richtete er auch seinen persönlichen Kritikern ein paar klare Worte aus: "Ich habe ein bisschen Mitleid mit Leuten, die alles kommentieren müssen, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu kriegen. Diese Leute werde ich nie verstehen und werde es prinzipiell nie verstehen, andere Leute anonym zu kritisieren. Das ist ja ein weltweites Phänomen, aber es ist traurig, dass es doch einige Leute in der Hinsicht gibt. Es geht jetzt nicht um meine Person, es geht jetzt um die Allgemeinheit. Sich einfach anonym zu verstecken und dann jemanden zu beschimpfen, ist sehr feig. Das wird es leider aber immer geben."
Die passende Antwort auf diese Kritik kann Hinteregger zukünftig wieder auf dem Platz geben. Ab 1. Jänner 2025 ist er dann auch offiziell spielberechtigt für seinen neuen Klub und will dann schnell zu alter Stärke zurückfinden. Bei seinem möglichen ersten Pflichtspiel für seinen neuen Klub würde er es direkt zum Duell mit seinem Ex-Verein kommen: Zum Frühjahrsauftakt geht es gegen Red Bull Salzburg.
Maximilian Augustin