heise+ | Weg von Big Tech: Wie EU-Staaten die Kontrolle zurückgewinnen

vor 18 Stunden 1
  1. Weg von Big Tech: Wie EU-Staaten die Kontrolle zurückgewinnen
    • Daten unter Kontrolle
    • Innovative Länder
  2. Brain from "The Länd" – und aus der Schweiz
  3. Nachholbedarf beim Bund

US-Konzerne beherrschen 70 Prozent des europäischen Cloudmarktes. Microsoft dominiert zudem die Business-Software, Amazon den Handel, Google und Meta die Werbevermarktung nebst Kommunikation und Meinungsbildung – und alle zusammen die KI-Entwicklung. Die meisten europäischen Staaten haben mittlerweile erkannt, dass eine solche Abhängigkeit auf fast kompletter digitaler Ebene – Infrastruktur und Services – wirtschaftlich ziemlich ungesund ist und sie erpressbar macht. Einige Experten halten sie sogar für noch fataler als die für einige Staaten anhaltende Abhängigkeit von russischen Rohstoffen. Essenzielle IT-Dienste können exorbitant verteuert oder aus politischen Gründen abgestellt werden – was Berichten zufolge bereits geschah. Aufgrund von Sanktionen soll Microsoft den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs Karim Khan von seinem E-Mail-Konto abgekoppelt haben; der Konzern bestreitet das. Fakt ist: Ersatz lässt sich weder kurz- noch mittelfristig organisieren, wenn US-Dienste den Stecker ziehen.

  • Deutschland hängt so stark am digitalen Tropf von US-Firmen, dass sich allmählich ein systemisches Risiko aufbaut.
  • Die Preisspirale dreht sich immer schneller und die Abhängigkeit wird als politisches Druckmittel eingesetzt.
  • Mit Open-Source-Projekten und eigenen KI-Entwicklungen versuchen europäische Staaten, ihre Freiheiten und Handlungsspielräume zurückzugewinnen.

Die handliche MS-Office-Suite von gestern verzahnte sich im Laufe der Jahre mit immer mehr Organisations- und Kommunikationsprozessen im Unternehmen. Weil Firmen davon nicht mehr so einfach wegkommen, kann Microsoft die Kosten für sein Office 365 inzwischen beliebig erhöhen – und gönnte sich in diesem Jahr Preiserhöhungen von bis zu 40 Prozent. Die nach Übersee abfließenden Lizenzgebühren fehlen in der Staatskasse und schmälern den Gewinn hiesiger Unternehmen – und würgen damit auch schleichend deren Handlungs- und Innovationsfähigkeit ab. Allein an Microsoft zahlte der Bund im Jahr 2024 rund 205 Millionen Euro an Lizenz- und Service-Gebühren, fast fünfmal so viel wie 2015.

Auch angesichts des rauer werdenden Verhältnisses zu den USA dürfte spätestens 2025 klar geworden sein, dass es nicht mehr nur darum gehen darf, welche Apps und Systeme fachliche Anforderungen erfüllen. Anwender müssen auch berücksichtigen, ob man nach mehreren Jahren Nutzung noch den Anbieter wechseln kann, wenn die Lizenzgebühren zur Schutzgelderpressung mutieren. Wer sich dem allmählichen Ausbluten entziehen will, muss digital so souverän wie möglich bleiben oder werden, sprich: eine kluge, pragmatische Vermeidungs- und Exit-Strategie entwickeln. Viele haben die Weichen bereits gestellt und machen sich an die Umsetzung, wie Beispiele aus mehreren Ländern – auch Deutschland – zeigen. Der Rettungsanker heißt Open Source, von klassischer Software über Server bis hin zur künstlichen Intelligenz.

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