Immerhin: Ein 2:2 in Mainz, das dem VfL nach vier Niederlagen in Folge wieder einen Punkt beschert. Doch die Diskussionen um den Trainer erstickt das nicht. Der Kandidatenkreis für eine mögliche Nachfolge des Österreichers ist groß ...

Gesprächsbedarf nach Saisonende: VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl (li.) und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. picture alliance/dpa
So positiv-emotional der Last-Minute-Punktgewinn beim 2:2 in Mainz auch war - die Diskussion um die Zukunft von Ralph Hasenhüttl ließ sich für die Wolfsburger damit nicht stoppen. Sie ist und bleibt ein bestimmendes Begleitthema beim VfL und wird es nach Aussage von Sebastian Schindzielorz auch nach Abschluss der letzten vier Spiele noch sein.
Zumindest bis dahin soll auf der Trainerposition nichts verändert werden. "Wir planen nichts anderes. Wir haben vor vielen Wochen gesagt, dass wir die Saison bewerten, wenn sie zu Ende ist", bestätigte der Sportdirektor, dass man das Geschehene dann analysieren werde. Spätestens dann wird in der Führung darüber zu befinden sein, ob der jetzige Coach noch ein Teil künftiger Lösungen oder derzeit bestehender Probleme darstellt - trotz noch laufenden Vertrages bis 2026 und trotz zuletzt jeweils einer guten Halbzeit gegen Leipzig (2:3) und nun beim 1. FSV 05.
Immerhin, so Schindzielorz nach dem sechsten Spiel in Folge ohne Sieg: "Es war ein Schritt nach vorne, was das Herausspielen der Torchancen anbetrifft. Leider war die Effektivität nicht ganz da." Hasenhüttl hob unterdessen "Einstellung, Leidenschaft und Emotionen" in einem Spiel zweier Teams, die sich nichts geschenkt hätten, hervor. "Trotz all der personellen Probleme hat es die Mannschaft geschafft, sich dagegen zu wehren."
Kandidatenkreis für mögliche Nachfolge groß
Meldungen, dass dann im Sommer definitiv eine Trennung von Hasenhüttl erfolge, mochte Schindzielorz nicht bestätigen. Einen Vorgeschmack darauf, was in Sachen Trainerdebatte in den nächsten Wochen in Wolfsburg womöglich ansteht, lieferten jedoch bereits die vergangenen Tage. Mit Alexander Blessin (St. Pauli) und Lukas Kwasniok (noch Paderborn) gesellten sich zwei aktuell "heiße Traineraktien" in den Kreis gehandelter Kandidaten, in dem sich schon Marco Rose (zuletzt Leipzig), der dänische Ex-Bundesligatrainer Bo Svensson (Mainz, Union) und dessen Landsleute Brian Priske (zuletzt Feyenoord) und Jacob Neestrup (FC Kopenhagen) befinden.
Parallel dazu poppen in Wolfsburg Meldungen auf, dass sich jüngst die sportliche Leitung bei Führungsspielern über das Verhältnis zwischen Mannschaft und Hasenhüttl erkundigte. "Mit dem Trainer bin ich im Austausch, aber auch mit dem Sportdirektor", sagte Kapitän Maximilian Arnold nach dem Mainz-Spiel, angesprochen auf den Coach.
"Stolzer Trainer dieser Mannschaft"
Dieser hatte vor einigen Tagen zur eigenen Causa und dem in dieser Saison Erreichten Stellung bezogen: "Wenn der Verein der Meinung ist, es ist nicht das Maximale, dann wäre es fahrlässig zu sagen, wir gehen mit Ralph Hasenhüttl in die nächste Saison. Dann muss jemand anders kommen."
Dem Statement, das angesichts des momentanen Tabellenplatzes 12 fast wie ein Rücktrittsangebot klang, ließ der stets gelassen-sympathische 57-Jährige nun in Mainz eine Charme-Offensive gegenüber Spielern und Fans folgen. Er habe sich in der Vergangenheit, auch wenn man nicht so gut gespielt habe, immer schützend vor seine Mannschaft gestellt. Sie habe Charakter und könne Widerstände überwinden. "Ich bin einfach ein sehr stolzer Trainer dieser Mannschaft."
Von einem gestörten Verhältnis zu Spielern will Hasenhüttl nichts wissen
Angesichts der angespannten Personallage habe er "das Gefühl, ich muss mich bedanken bei den Jungs". Mit Kritik an seiner Person könne er leben. Von einem gestörten Verhältnis zu seinen Spielern aber mag Hasenhüttl nichts hören, als eine Art Schande wertete er kürzlich einen Bericht, nachdem er Kevin Behrens wegen eines angeblichen Kabinenstreit mit ihm nicht für das jüngste Heimspiel gegen Leipzig berücksichtigt habe.
Ein Dank gelte auch dem Umfeld. "Wir können es nicht wegdiskutieren: Wenn wir keine Ergebnisse haben, haben wir keine Argumente. Jetzt haben wir mal ein Ergebnis, auf dem wir aufbauen können, und ein bisschen was zurückgezahlt von der Unterstützung, die wir von unseren Fans im Moment bekommen."
Michael Richter