Hampton: "Da dachte ich: 'Nicht schon wieder'"

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Nach einer dramatischen Partie gegen Schweden steht Titelverteidiger England bei der Frauen-EM erneut im Halbfinale. Selbst Trainerin Sarina Wiegman musste nach dem Spiel erst einmal tief durchatmen.

 Schwedens Keeperin Jennifer Falk schießt gegen Englands Hannah Hampton vom Elfmeterpunkt über das Tor.

Entscheidende Szene: Schwedens Keeperin Jennifer Falk schießt gegen Englands Hannah Hampton vom Elfmeterpunkt über das Tor. picture alliance/KEYSTONE

Bis zur 79. Minute lagen sie 0:2 zurück, dann verloren sie ihre Kapitänin, im Elfmeterschießen hatten sie das Aus zweimal unmittelbar vor Augen. Doch am Ende setzte sich Titelverteidiger England doch noch mit 3:2 im Elfmeterschießen durch und geht nun am kommenden Dienstag in Genf (21 Uhr) gegen das Überraschungsteam Italien als Favorit ins erste Halbfinale der EM in der Schweiz.

"Das war sehr emotional, eines der am schwierigsten anzusehenden Spiele, das ich je mitgemacht habe", meinte Sarina Wiegman nach der Partie bei BBC Sport. "Es war schon verrückt, dass wir am Ende, als wir auch besser gespielt haben, noch die zwei Tore geschossen haben", sagte die englische Nationaltrainerin zum Comeback der Lionesses, die ganz schön was mitmachen mussten.

"Wir gehen in die Nachspielzeit, haben lauter verletzte Spielerinnen, manche haben Krämpfe, dann noch Hannah (Hampton; Anm. d. Red.) mit ihrer Nase und überall ist Blut. Danach noch dieses Elfmeterschießen", fasste die Niederländerin zusammen und meinte lächelnd: "Ich muss erst einmal runterkommen."

Hampton und die Nase: "Dachte: Nicht schon wieder"

Eine der Heldinnen des Abends war Keeperin Hampton, die trotz blutiger Nase weitermachte. "Das mit meinem Nasenbluten läuft eigentlich nie gut", sagte die 24-Jährige und verriet: "Mein Doktor und ich haben schon eine lange Historie damit, ins Krankenhaus zu müssen. Als ich gesehen habe, dass er aufs Feld kommt, dachte ich schon: 'Nicht schon wieder'. Aber mit einem Nasenloch ging es dann auch."

Zur Beruhigung hatte das Spiel schon zuvor keineswegs beigetragen. "Das war bestimmt stressig anzuschauen. Und ich kann sagen, dass es auch sehr stressig war, mitzuspielen. Jedes Mal, wenn ich einen Elfmeter gehalten hatte, dachte ich: 'Bitte lass' uns den nächsten reinmachen, damit wir ein kleines Polster haben'. Doch dann hat sie den nächsten Elfmeter von uns gleich wieder gehalten", spielte Hampton in der ARD auf ihr Pendant auf schwedischer Seite, Jennifer Falk, an.

Die schwedische Torhüterin hielt gleich vier Elfmeter, gegen Lauren James, Beth Mead, Alex Greenwood und auch Grace Clinton. Doch dann trat Falk selbst als Schützin zum zehnten und potenziell entscheidenden Elfmeter an - und schoss über das Tor. Weil aber auch die beiden auf sie folgenden schwedischen Schützinnen, Sofia Jakobsson vom FC Bayern sowie die erst 18-jährige Smilla Holmberg, die gegen Deutschland noch ein Tor erzielt hatte, vergaben, waren es Hampton und die Engländerinnen, die am Ende doch noch jubeln durften.

"So ein Spiel verlangt 100 Prozent"

Die Kapitänin der Engländerinnen, Leah Williamson, war im Elfmeterschießen bereits nicht mehr auf dem Feld gewesen, weil sie aufgrund einer in der ersten Hälfte der Verlängerung erlittenen Blessur aufgrund von Knieproblemen raus musste. "Solch ein Spiel verlangt, dass man bei 100 Prozent ist. Da darf man keinen falschen Schritt machen. Daher wäre es nicht gut gewesen, wenn ich auf dem Feld geblieben wäre", erklärte sie ihre Auswechslung - und gab zudem an, bezüglich einer Verletzung noch nichts Genaueres sagen zu können.

Ohnehin wollte Williamson nicht über sich selbst reden, wohl aber über den spektakulären Sieg ihres Teams: "Ich fühle mich sehr, sehr stolz. Ich habe nach dem Rückstand gesagt, dass wir jetzt drei Finals in Folge gespielt haben. Es ging darum, dass wir bei einer Niederlage draußen gewesen wären, aber wir wussten, dass wir die richtige Einstellung haben und auch schon unter Beweis gestellt haben, dass wir es schaffen können. Es ging also nur darum, dass wir aufdrehen und unseren Job machen. Daher bin ich heute eine sehr glückliche Frau."

jom

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