Hadrianswall: Als bei den Römern der Wurm drin war

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Sie bauten Aquädukte, Thermen, Kanalisation und Latrinen: Hygiene spielte im Römischen Reich eine so große Rolle wie wahrscheinlich nie zuvor in der Menschheitsgeschichte – und doch litten die Römer unter Parasiten. Eine Untersuchung eines Abwasserkanals einer Festung nahe dem Hadrianswall zeigt nun: Offenbar waren die Legionäre in diesem Teil des Reichs so sehr von ungebetenen Gästen geplagt, dass diese sogar Einfluss auf ihre Kampfkraft genommen haben dürften.

Konkret untersuchte ein internationales Forscherteam Kanäle aus dem römischen Kastell Vindolanda nahe der Nordgrenze des römisch besetzten Britannien und veröffentlichte die Ergebnisse in der Zeitschrift »Parasitology «. Insgesamt 50 Proben nahm das Team aus einem neun Meter langen Latrinenabfluss aus dem dritten Jahrhundert nach Christus, der die Abfälle der Gemeinschaftslatrine zu einem Bach führte. Die Proben wurden dann auf Labore in Cambridge und Oxford aufgeteilt.

»Die drei von uns gefundenen Parasitenarten könnten zu Mangelernährung und Durchfall bei einigen römischen Soldaten geführt haben«, ordnete Studienleiterin Marissa Ledger von der Universität Cambridge die Ergebnisse ein . »Obwohl die Römer Darmwürmer kannten, konnten ihre Ärzte wenig gegen die Infektion mit diesen Parasiten tun oder Durchfallpatienten helfen.«

Ledger hält einen Effekt auf die Gesamtheit der stationierten Soldaten für wahrscheinlich. »Diese chronischen Infektionen schwächten wahrscheinlich die Soldaten und beeinträchtigten ihre Einsatzfähigkeit.« Schon allein der Befall mit Würmern könne Übelkeit, Krämpfe und Durchfall verursachen.

Ähnliche Befunde, so die Forscher, seien bekannt von anderen römischen Militärstandorten wie Carnuntum im heutigen Österreich, Valkenburg in den Niederlanden oder Bearsden. Städtische Siedlungen wie London und York würden hingegen ein vielfältigeres Parasitenspektrum aufweisen, darunter auch Fisch- und Fleischbandwürmer. Was darauf hinweise, dass sich die Soldaten, anders als mitunter die Städter, vorwiegend gegenseitig angesteckt hätten: über verunreinigtes Wasser, trotz des Abwassersystems.

»Die Ausgrabungen in Vindolanda fördern immer wieder neue Erkenntnisse zutage, die uns helfen, die unglaublichen Härten zu verstehen, denen die Menschen ausgesetzt waren, die vor fast 2000 Jahren an diese nordwestliche Grenze des Römischen Reichs versetzt wurden«, sagte Ausgrabungsleiter Andrew Birley.

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