Gute Nachrichten der Woche: Von Gin aus Thailand bis zu »Walisch« – Alles Gute vom SPIEGEL

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Illustration: Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL

Alles Gute vom SPIEGEL Mit Gin gegen das System

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07.06.2025, 08.16 Uhr

Wissen Sie, wo einer der besten Gins Thailands gebrannt wird? Meine Kollegin Maria Stöhr weiß es. Und sie hat diesen Ort besucht, den es eigentlich nicht geben dürfte.

Sie war in einer Garage im Isaan, im Osten Thailands. Hier brennt Tiger, 33 Jahre, der eigentlich Tammawit Limlertcharoenvanich heißt, Schnaps. Es klingt, als wäre das nichts Besonderes. Eine Garagenclique auf dem Land, die ihre eigene Schnapsfabrik gründet. Aber das ist es.

Tiger, 33 Jahre, in seiner Schnapsfabrik

Tiger, 33 Jahre, in seiner Schnapsfabrik

Foto:

Lauren DeCicca / DER SPIEGEL

Denn Tigers »Onson«-Gin rebelliert gegen die soziale Ordnung in Thailand. Bislang galt: Wer oben ist, bleibt oben. Wer unten ist, bleibt unten.

Im Fall von Tiger und seinen Leuten sollten die thailändischen Alkoholgesetze dafür sorgen, dass es so bleibt. Oder wie er sagt: Wenn du in Thailand dein Ding durchziehst, knallt dir der Staat von oben den Hammer auf den Kopf.

Hier, im Osten Thailands, brennen sie »Onson White Spirit«

Hier, im Osten Thailands, brennen sie »Onson White Spirit«

Foto: Lauren DeCicca / DER SPIEGEL

Die Brau- und Brenngesetze in Thailand sind alt, die Auflagen kompliziert, sie wurden nie an die moderne Zeit angepasst, weil sie einem Teil der Gesellschaft gut gefallen. Die Reichen und großen Firmen teilen sich den Markt auf. 90 Prozent der in Thailand verkauften Spirituosen stammen aus einem einzigen Konzern. Aber davon haben Tiger und seine Leute sich nicht aufhalten lassen. Mittlerweile brennen und verkaufen sie »Onson White Spirit«.

Tiger sagt: »Du musst sneaky sein, um durchzukommen.« Er hat eine Brennlizenz, aber sie verbietet ihm, die Produkte als »Gin« auszuweisen.

 »Stell dir vor«

»Gintanakarn« – auf Deutsch: »Stell dir vor«

Foto:

Lauren DeCicca / DER SPIEGEL

Auf die Etiketten seiner weiß-grün verzierten Ginflaschen lässt er deswegen stattdessen »Gintanakarn« drucken, auf Thai so viel wie »Stell dir vor«.

Eine Grauzone – und ein Versprechen gleichzeitig. Ich empfehle Ihnen den Text sehr .

Was diese Woche noch gut war – für die Welt:

»Walisch« für Anfänger
Tiere können nicht sprechen, jedenfalls nicht in unserer Sprache. Aber: Weltweit arbeiten zahlreiche Programmierer daran, die Idee von sprechenden Tieren wahr werden zu lassen. Mithilfe von KI wollen sie Millionen Laute analysieren und den Sprachcode knacken. Besonders bei zwei Tierarten machen Forschende Fortschritte: bei Delfinen und Pottwalen. Sie hoffen, schon 2026 »Walisch« sprechen zu können. Hier lesen Sie die Meldung dazu.

 Können wir sie bald verstehen?

Ein Pottwal und sein Kalb in der Karibik: Können wir sie bald verstehen?

Foto: Samuel Lam / picture alliance / dpa / AP

Deutschland produziert weniger Müll
Die deutsche Müllproduktion ist auf einem Tiefstand. Im Jahr 2023 sank das Abfallaufkommen auf den niedrigsten Stand seit 2010. Laut vorläufigen Ergebnissen, die das Statistische Bundesamt veröffentlicht hat, fielen 2023 gut 380 Millionen Tonnen Abfälle an. Das sind 4,8 Prozent weniger Müll als im Jahr davor. Ein Grund: Bau- und Abbruchabfälle sanken erstmals seit 2012 unter 200 Millionen Tonnen. Und diese machen mehr als die Hälfte des Abfallaufkommens aus. Die Meldung finden Sie hier.

Schwimmen auf Sicht
Buckelwale sehen schlecht. Wie kurzsichtig sie sind, das haben US-Forschende jetzt im Fachjournal »Proceedings of the Royal Society B« veröffentlicht. Und das ist keine schlechte Nachricht für die Tiere. Denn nun, wo klar ist, dass die bis zu 15 Meter langen Tiere Details nur aus 30 Meter Entfernung wahrnehmen können, kann man Fischernetze entwerfen, die für Buckelwale besser sichtbar sind, damit die Tiere sich nicht darin verstricken. Mehr dazu lesen Sie hier.

Der Kartoffelcode
Wussten Sie, dass die Kartoffel vier Chromosomensätze hat, also doppelt so viele wie der Mensch? Korbinian Schneeberger ist Genetiker und entschlüsselt das Erbgut der Knolle – um sie zu retten. Denn sie ist zwar eines der weltweit wichtigsten Lebensmittel, doch Klimawandel und Krankheiten werden für die Kartoffel zur Gefahr. Langfristig können die Forschungsergebnisse zu effizienteren Züchtungsmethoden beitragen und die Kartoffel resilienter machen. Außerdem hat Schneeberger eine Alternative im Gepäck: die Knollen-Platterbse, in Deutschland vor der Industrialisierung gern gegessen. Das ganze Interview lesen Sie hier .

Was gut ist – für Sie:

Wann Vitamine etwas bringen
Knapp zwei Drittel der Deutschen nehmen sie: Vitamintabletten und andere Präparate. Vor allem Sportlerinnen und Sportler greifen vorsorglich zu Ergänzungsmitteln, um Mängeln vorzugreifen. Dabei ist das häufig überhaupt nicht notwendig. Anders sieht es bei einer veganen Ernährung aus, hier ergibt etwa Vitamin B12 Sinn. Wann Hobbysportler und Gesundheitsbewusste welches Präparat einnehmen sollten, lesen Sie im SPIEGEL Extra FITNESS .

Mehr Urlaub für weniger Geld
Bald geht die Ferien- und Urlaubszeit wieder los. Wo Reisende aus Deutschland deutlich günstiger als hierzulande Ferien machen, zeigt eine Auswertung des Statistischen Bundesamts über Preise für Gaststätten und Hotels. Demnach ist der Urlaub in vielen Staaten im Süden und Osten Europas deutlich günstiger als hierzulande. In Albanien und Bulgarien mussten Reisende demnach rund 50 Prozent weniger für ihre Ferien ausgeben als in Deutschland. Auch in Montenegro und Portugal ist es für Deutsche besonders günstig. Wo noch, das lesen Sie in dieser Meldung.

 Die albanische Riviera

Hier ist das Essen bedeutend günstiger und das Wasser türkiser als an der Nordsee: Die albanische Riviera

Foto: Peter Schickert / IMAGO

Feilschen beim Fahrrad
Auch wenn es Überwindung kostet zu verhandeln, gerade beim Fahrradkauf kann es sich lohnen. Das hat der ADAC in einem Test herausgefunden. Demnach gewährten 43 Prozent aller Händler bereits auf dem Preisschild einen gegenüber der UVP reduzierten Preis, also ohne jegliche Verhandlung. 63 Prozent der Händler gaben dann in der ersten Preisverhandlung etwas nach, 46 Prozent auch in der zweiten gegen Ende des Verkaufsgesprächs. Also, trauen Sie sich! Die Meldung finden Sie hier.

Und sonst?

Möchte ich Ihnen Justus und Lilly vorstellen. Sie sind zehn Jahre alt. Sie haben beide eine Narbe, die sich über ihren Bauch zieht. Denn als Babys waren beide schwer krank. Ihre Leber hat nicht so funktioniert, wie sie sollte. Seit rund zehn Jahren leben sie mit einem Spenderorgan.

Lilly schaut sich ein Fotoalbum von damals an

Lilly schaut sich ein Fotoalbum von damals an

Foto: Privat

Berit Hullmann ist die Mutter von Lilly und hat einen Text über die Freundschaft ihrer Tochter und Justus geschrieben, Sie finden ihn hier .

Kennengelernt haben sich die Eltern über den Verein Leberkrankes Kind e.V., dessen Vorsitzende sie mittlerweile sind. Sie verbindet die gemeinsame Erfahrung, ein krankes Baby zu haben, die neue Normalität nach der Transplantation mit Medikamenten und regelmäßigen Blutentnahmen – und die Ungewissheit, wie lange die transplantierten Lebern ihrer Kinder halten werden.

Die Grundschulzeit haben Lilly und Justus ohne Krankenaufenthalte überstanden.

Sie nennt ihn ihren »Leber-Kollegen« und sagt auf die Frage, was ihre Freundschaft zu Justus ausmacht: »Manchmal finde ich es blöd, wenn Kinder in der Umkleidekabine nach der Narbe fragen. Das versteht er halt.«

Justus zuckt auf die Frage, ob Lilly eine besondere Freundin für ihn ist, erst mal mit den Schultern. »Irgendwie ja. Ich kenne sonst kein Kind, das jeden Tag Medikamente nehmen muss.« Er überlegt kurz. »Aber ich glaube, ich fände sie auch sonst ganz nett.«

Heute ist Tag der Organspende. Und ohne eine solche wären Lilly und Justus heute keine Freunde und wahrscheinlich nicht am Leben. Dafür sind ihre Familien dankbar.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende. Und wenn Sie sich bisher nicht für unseren wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier gratis bestellen.

Bleiben Sie zuversichtlich,

Ihre Nadine Wolter, Redakteurin im Nachrichtenressort des SPIEGEL

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