Großbritannien: Nach Datenleck: Briten müssen tausende Afghanen aufnehmen

vor 7 Stunden 1

Nach einem Datenleck hat die britische Regierung Tausende Menschen zum Schutz vor den Taliban aus Afghanistan nach Großbritannien gebracht. Über das geheime, bis zu einer Milliarde Euro teure Programm («Afghanistan Response Route») durfte nach einer strikten gerichtlichen Anordnung zum Umgang mit dem Skandal bislang nicht berichtet werden. Der Auslöser liegt mehr als drei Jahre zurück.

Ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums hatte bisherigen Erkenntnissen zufolge Anfang 2022 eine E-Mail mit einem brisanten Datensatz außerhalb des sicheren Regierungssystems verschickt. Teile der Informationen zu rund 19 000 Menschen, die sich für das vor Kurzem beendete offizielle Umsiedlungs- und Unterstützungsprogramm für Afghaninnen und Afghanen beworben hatten, tauchten später bei Facebook auf.

Betroffen waren die Personen, die Großbritannien vor Ort im Kampf gegen die Taliban unterstützt hatten und nach der Machtübernahme der Taliban 2021 Schutz und Zuflucht benötigten. Wie die Nachrichtenagentur PA berichtet, könnten bis zu 100 000 Menschen betroffen sein, wenn die jeweiligen Familienmitglieder mitgerechnet werden. Ein Helfer des offiziellen Programms sprach demnach von einer „Tötungsliste“ für die Taliban, bereitgestellt von der britischen Regierung.

Das Verteidigungsministerium war erst im August 2023 auf das Datenleck aufmerksam geworden - und sah sich dann zum Handeln gezwungen. Die jetzt teils auch stark kritisierte gerichtliche Anordnung, die verbot, auch nur über die Existenz des Problems zu berichten, wurde im selben Jahr erwirkt, um die Taliban nicht noch stärker auf die Daten aufmerksam zu machen.

Ein Gutachter kam im vergangenen Monat zu dem Schluss, dass der Datensatz nicht mehr die größte Relevanz für die Taliban hat. Verteidigungsminister John Healey sagte am Dienstag im Parlament, die Datenpanne habe ihn schwer belastet, er bat um Entschuldigung.

Den Angaben zufolge wurden über das Geheimprogramm bislang 4500 Menschen aus Afghanistan nach Großbritannien gebracht, etwa 900 Antragsteller und Antragstellerinnen für das offizielle Programm sowie 3600 Familienmitglieder. Die Kosten sollen sich bislang auf etwa 460 Millionen Euro belaufen. Die Gesamtkosten für das Programm könnten durch mögliche Kompensationsforderungen deutlich jenseits der Milliarden-Grenze liegen.

Gesamten Artikel lesen