Großbritannien: Altersverifikation reduziert Pornoseiten-Besuche drastisch

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Nach Einführung einer Altersverifikation für den Besuch von Pornografie-Websites in Großbritannien werden zumindest die größeren Seiten von Briten offenbar deutlich weniger besucht. Dies erklärte jetzt die britische Medienaufsichtsbehörde Ofcom (Office of Communications) gegenüber Medienvertretern. Die Firma Aylo als Betreiberin der in Großbritannien reichweitenstärksten Pornoplattform Pornhub bestätigte dies.

Ofcom vermeldet, dass die Zahl der Besuche auf Pornografie-Seiten in Großbritannien seit Juli um fast ein Drittel gesunken sei. Pornhub geht sogar noch weiter und spricht von 77 Prozent weniger Datenverkehr. Hintergrund ist die Einführung des Online Safety Acts, der eine Altersüberprüfung aller britischen Nutzer verlangt. Dazu sind wahlweise der Upload eines Ausweises, die Eingabe von Kreditkartendaten oder ein Scan des Gesichts des Nutzers notwendig.

Bereits im August, wenige Wochen nach Einführung der Vorschrift im Juli, ergaben Erhebungen der Web-Analytics-Firma Similarweb, dass Dienste wie XVideos 47 Prozent oder xHamster 39 Prozent weniger Zugriffe verzeichneten. Anbietern, die gegen den Online Safety Act verstoßen, drohen hohe Strafen, die sich am Umsatz der Unternehmen bemessen.

Einige Nutzer verwendeten offenbar nach Inkrafttreten der Altersverifikation als Ausweg Virtual Private Networks (VPN), um sich mit Servern im Ausland zu verbinden und damit die nationalen Sperren zu umgehen. Die VPN-Nutzung habe sich seit Juli verdoppelt, heißt es laut Ofcom, auf rund 1,5 Millionen tägliche aktive Nutzer. Bis Ende September sank die Zahl aber wieder auf etwa eine Million aktive Nutzer. Aylo verneinte laut Financial Times, dass es einen spürbaren Anstieg von Traffic gibt, der auf diesem Wege seine Dienste nutzt.

Ob damit freilich der Zugang zu Pornografie für Kinder und Jugendliche wirklich erschwert wird, ist umstritten. Ofcom begründete die Maßnahme unter anderem damit, dass laut Erhebungen in Großbritannien monatlich acht Prozent der Kinder zwischen 8 und 14 Jahren mit Onlinepornografie in Berührung kommen. Nutzer weichen Medienberichten zufolge auf Websites aus, die sie leicht über Suchmaschinen finden können, und die keine Altersverifikation vornehmen. Teilweise seien dort sogar noch extremere Inhalte zu finden als bei den reichweitenstärksten Anbietern, die in die Pflicht genommen werden, das Alter zu überprüfen.

Aylo fordert deshalb, die Altersüberprüfung nicht auf einzelnen Websites vorzunehmen, sondern auf Geräte- oder Betriebssystemebene zu verankern. Der Pornoseitenbetreiber zeigt sich zuversichtlich, dass Nutzer eher bereit sind, ihre Daten mit Apple, Google und Microsoft zu teilen, um ihr Alter nachzuweisen, als mit Pornoseiten.

Ofcom teilte ferner mit, dass 62 Untersuchungen eingeleitet wurden. Dabei ging es um mögliche Verstöße gegen die Pflicht zur Altersverifikation.

(mki)

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