Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Sinnbildlich für YouTube sind aber sogenannte Creator. Oder, wie man früher sagte: YouTuber. Sie haben, oft in jungem Alter und ohne spezielle Ausbildung, das Image der Plattform mit ihren lustigen, mutigen oder auch fragwürdigen Videoideen entscheidend geprägt.
Wir nehmen YouTubes 20. Geburtstag zum Anlass, in Form von 20 berühmt gewordenen deutschen Videos auf die Geschichte der Plattform zurückzublicken. Als Experten dazugeholt haben wir uns Robin Blase. Der 33-jährige Chef der Produktionsfirma Richtig Cool ist unter dem Namen »RobBubble« nicht nur seit vielen Jahren selbst YouTuber. Seit Anfang 2018 ist Blase außerdem Host des Podcasts »Lästerschwestern« , der sich um Skandale und Skandälchen aus der Influencer-Welt dreht.
Viel Spaß auf der folgenden Zeitreise:
1. Angry German Kid
ungefähr ab 2005 oder 2006 auf YouTube, zahlreiche Uploads Dritter, teils mit Millionen Abrufen
Der Junge hämmert erst auf den Tisch, dann auf seine Tastatur. »Ich will ›Unreal Tournament‹ spielen!«, schreit er und explodiert wie ein pubertierender Vulkan. Das Video vom »Angry German Kid«, teils auch »Keyboard Crasher« oder »Unreal Tournament Kid« genannt, war einer der ersten deutschsprachigen Clips, die sogar global zum YouTube-Meme wurden. Der wütende Gamer aus dem Video personifizierte das Onlinechaos der frühen Nullerjahre: Alles daran wirkte roh, laut, absurd. »Popkulturell hat dieses Video mich und viele andere in meinem Alter sehr geprägt«, sagt Robin Blase. Wenn ihm irgendwo Ladezeiten begegneten, zitiere er bis heute gern einen Satz daraus: »Ich will nicht, dass es lädt.«
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Bürgerlich heißt das »Angry German Kid« Norman Kochanowski. Der explodierende Teenager: eine Rolle. Genau wie seine Parodien als »Der echte Gangster«. Der junge Kochanowski war ein Meme-Meister der frühen Stunden, ein Content-Creator, bevor es YouTube überhaupt gab. Seine Clips verbreitete er in Internetforen – und von dort aus schwappten sie durch Schulcomputerräume und Kinderzimmer.
In einer »Zapp«-Doku erzählte Kochanowski Anfang 2023, er habe den Kultclip einst im Auftrag eines Forennutzers produziert, für 300 Euro. Dieser Nutzer stellte das Video dann zum Download bereit, und von da an tat das Internet, was das Internet bis heute tut: teilen, remixen, parodieren. Nach dem Start von YouTube landete »Angry German Kid« immer wieder neu auf der Plattform. Der Clip wurde millionenfach gesehen, geteilt und kommentiert, er entwickelte ein Eigenleben.
Er habe sich »ohnmächtig« und »machtlos« gefühlt, sagte Kochanowski »Zapp«. Denn in der damals aufgeheizten »Killerspiel«-Debatte diente sein gespielter Ausraster sogar als Beleg für die vermeintlich verrohende Wirkung von Computerspielen. »Focus TV« zeigte den Clip und behauptete fälschlicherweise, der Junge darin heiße »Leopold«, die Aufnahmen seien angeblich heimlich von seinem Vater gemacht worden.
Für Kochanowski folgten Jahre, in denen er gemobbt und mit Hass überschüttet wurde, wie er »Zapp« erzählte. Schlussendlich ist »Angry German Kid« eines der ersten Beispiele dafür, wie ein viraler Hit ein Leben prägen kann – positiv oder auch negativ.
2. Coldmirror – Normi Potter 0.5
3. Juni 2006, rund 383.000 Abrufe
Als die YouTuberin Coldmirror 2006 ihre erste »Harry-Potter«-Parodie veröffentlichte, ahnte wohl niemand, dass hier gerade ein neues Kapitel deutscher Netzkultur aufgeschlagen wurde. In ihrer »Normi-Potter«-Videoreihe wurde ihre Nachbarschaft zur Zauberinternatskulisse, es entstand eine absurde Parallelwelt voller Popkultur-Referenzen und anarchischem Witz.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Normi Potter, ein »geistig zurückgebliebener, hässlicher Junge ohne Freunde«, wie er im Begleittext zum ersten Video beschrieben wird, stolpert durch eine Geschichte, die mehr mit deutschem Schulhofhumor als mit Hogwarts zu tun hat. Coldmirrors Stil wurde schnell zum Kult, als YouTube-Pionierin widmete sie sich immer wieder dem Thema »Harry Potter«. Doch hinter dem Klamauk steckte mehr. Coldmirror, mit bürgerlichem Namen Kathrin Fricke, verstand ihre Parodien auf J.K. Rowlings Erzählung als kreative Hommage an ein Werk, das in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielte. In einem Interview berichtete sie , dass die »Harry-Potter«-Reihe ihr in psychisch schwierigen Zeiten Halt gegeben habe.
»Normi Potter« und Coldmirrors andere Frühwerke sind bis heute ein Paradebeispiel dafür, wie sich Fans auf YouTube kreativ mit ihren Lieblingsmedien auseinandersetzen können. »Der Humor von Coldmirror hat YouTube-Deutschland über Jahre geprägt«, sagt Experte Blase. »Leute können Sätze aus ihren Videos bis heute mitsprechen. Und immer wieder begegnen mir sogar auf TikTok Ausschnitte aus Coldmirror-Videos. Ihr Humor erreicht so sogar die nächste Zuschauergeneration.«
3. Kneecam No.1 (besser bekannt als »Techno Viking«)
vermutlich 2006, etliche Millionen Klicks
Er ist muskulös und oberkörperfrei, tanzt selbstbewusst und hypnotisch und, nun ja, erinnert vom Look her an einen Wikinger: Wohl kein Technoparty-Besucher ist weltweit so bekannt geworden wie der »Techno Viking«. Gefilmt hat den Mann, über dessen Identität viel gerätselt wurde, der Künstler Matthias Fritsch – und das bereits im Sommer 2000, auf der Berliner Fuckparade. Auf YouTube und anderen Plattformen wurde Fritschs Mitschnitt, der ursprünglich »Kneecam No.1« betitelt war, später zum Welthit. Etliche Videomacher ahmten den »Techno Viking« nach oder bastelten Referenzen auf ihn in ihre Clips.

Die Geschichte vom »Techno Viking« ist aber auch eine von Persönlichkeitsrechten im Internetzeitalter. Es geht um eine Frage, die letztlich jeden Smartphone-Besitzer betrifft: Wenn ich etwas Krasses oder Interessantes vor die Kamera bekomme, darf ich es mit der Weltöffentlichkeit teilen? Denn Fritsch wurde 2009 vom Anwalt des Tänzers aufgefordert, die Verbreitung des Clips einzustellen. Einige Jahre später landete der Streit um die Aufnahme, in dem sich Fritsch auf die Kunstfreiheit berief, vor Gericht. Im Mai 2013 war dann klar: Fritsch darf sein Originalvideo nicht mehr zeigen, solange es möglich ist, den Protagonisten zu identifizieren, mehr zum Urteil lesen Sie hier bei »Vice« .
Fritschs Video jedoch war zu diesem Zeitpunkt bereits einmal rund um die Welt gestreut worden. Das Internet und die YouTube-Welt hatten sich den »Techno Viking« als Meme für die Ewigkeit einverleibt.
4. Sami Slimani – How to: Justin Bieber Hairstyling in Minutes!!
21. April 2010, knapp 6,3 Millionen Abrufe
»Hi Leute, freut mich, dass ihr alle wieder eingeschaltet habt zum neuen Video von Herr Tutorial«, sagt ein junger Mann im Intro seines Videos. »Heute ein Hairstyling-Video, das allererste.« Mit seinem Video »How To: Justin Bieber Hairstyling in Minutes!!« traf Sami Slimani aka Herr Tutorial im Jahr 2010 den Nerv der Zeit. In dem rund achtminütigen Clip zeigt Slimani, wie man den Look des kanadischen Popstars Justin Bieber nachstylt.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Der Clip ist rückwirkend fast noch spannender als zur Zeit seines Uploads. Denn er steht für das aufkeimende Bedürfnis junger Menschen, sich im Internet und vor allem auf Videoplattformen wie YouTube Inspirationen und Lebenshilfe zu suchen. Für ein Bedürfnis, das viele Creator schon bald darauf nutzten, um sich zu finanzieren, indem sie Werbung für Produkte machten. Sami Slimani sei in Deutschland einer der ersten Videomacher gewesen, deren Rolle mit der späterer Lifestyle- und Beauty-Influencer vergleichbar sei, sagt Robin Blase.
Seinen YouTube-Account startete Slimani übrigens bereits 2009 – und damit rund drei Jahre vor anderen, kommerziell teils noch erfolgreicheren Lifestyle-Promis wie Dagi Bee und Bianca Heinicke.
5. Gronkh – Let's Play Minecraft #001 [Deutsch] [HD] – Alles auf Anfang
19. Oktober 2010, mehr als 17 Millionen Abrufe
Als Erik Range, besser bekannt als Gronkh, am 19. Oktober 2010 die erste Folge seines »Minecraft«-Let's-Plays veröffentlichte, war das für die deutschsprachige Gamingvideo-Welt nicht weniger als der Beginn einer Ära. Mit seiner ruhigen Stimme, seinem fast väterlichen Humor und einem Gespür für erzählerische Tiefe verwandelte Gronkh seine Abenteuer im Klötzchenspiel in eine digitale Fortsetzungsgeschichte, die über die Jahre Millionen Menschen erreichte.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Gronkhs »Minecraft«-Projekt zog sich bis zur Episode 1251 und bis ins Jahr 2014. Mit seinen Videos inspirierte er viele seiner Fans, selbst YouTuber zu werden. Wohl auch deshalb hat der heute 48-Jährige in einigen Teilen der Szene den Status einer lebenden Legende.
Im »Minecraft«-Film, der Anfang April in die Kinos kam, hat Gronkh in der deutschen Synchronisation übrigens eine Sprecherrolle, als Hommage an seine Verdienste rund um das Spiel.
6. Tedros »Teddy« Teclebrhan – Umfrage zum Integrationstest (was nicht gesendet wurde)
8. Mai 2011, 46 Millionen Abrufe
Ein junger Mann im weißen Unterhemd, mit blondiertem Schnurrbart und schwäbischem Dialekt, wird auf der Straße zu einem Integrationstest befragt. Auf die Frage nach dem Bundeskanzler antwortet er »Angelo Merte«, und auf die Frage, was er für seine Integration getan habe, sagt er: »Boah, ich hab viel gemacht, ey. Bei uns is normal, ich schlag mei Frau. Ich habe die nicht mehr jetzt – bestimmt zwei Monate!«
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Das Video zählt heute mehr als 46 Millionen Abrufe und zeigt, welche Macht YouTube als Comedy-Plattform hat. Manche Zuschauerinnen und Zuschauer hielten das Schauspiel für eine echte Straßenumfrage, auch dank der Passanten im Hintergrund. »Das ist mit Abstand die beste schauspielerische Leistung, die ich je im deutschsprachigen Raum gesehen habe. Er hat uns damals ALLE hochgenommen«, lautet einer der Topkommentare zum Video.
Das Mastermind hinter dem Clip und der Mann im Unterhemd ist Tedros »Teddy« Teclebrhan. Das »Integrationstest«-Video trug entscheidend zu seinem Durchbruch als Comedian bei. Seine Rolle »Antoine Burtz« wurde zur Kultfigur und Sprüche wie »Was laberscht du?« fanden Eingang in den deutschen Sprachgebrauch. Mittlerweile füllt Teclebrhan mit seinen Shows die größten Hallen des Landes und nimmt an beliebten Comedy-Formaten wie »Last One Laughing« teil.
7. Y-Titty – Ständertime
14. Oktober 2011, knapp 30 Millionen Abrufe
An dieser Stelle könnte auch »Der letzte Sommer« stehen, ein Musikvideo von 2012. Oder die Parodie »Somebody That I Used To Know« aus demselben Jahr. Oder »Halt dein Maul« von 2013. All diese Werke stammen vom Trio Y-Titty, das Anfang der Zehnerjahre von Köln aus zeigte, wie man auf YouTube Comedy und Musik geschickt zu Teenager-Ohrwürmern verrührt, zur Freude von Hunderttausenden.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Was Y-Titty machten, versuchten auch andere. Aber wenige agierten so früh so professionell wie Phil, TC und OG. So hatten sie Liveauftritte und produzierten nicht nur Parodien, sondern hatten mit Songs wie »Ständertime« auch eigene Hits. Das Lied, in dem es passend zur Zielgruppe um spontane Erektionen geht, landete 2011 sogar in den Single-Charts, was damals für Songs von Internetstars noch ungewöhnlich war. Auf Facebook kommentierte das Trio dazu: »›Ständertime‹ hat gezeigt, dass man keine TV-Werbung, Mega-Budget oder Dieter Bohlen braucht, um es in die Charts zu schaffen, sondern nur eine tolle Community, die hinter einem steht.«
Y-Titty haben sich 2015 aufgelöst. Alle drei Mitglieder sind aber nach wie vor, in verschiedenen Rollen, in der Medienwelt aktiv.
8. Felix von der Laden aka Dner – Fans verfolgen uns im Schwimmbad..
23. September 2014, mehr als 7,3 Millionen Klicks
Im Spätsommer 2014 machten sich die YouTuber Felix von der Laden aka Dner, Simon Unge, Julien Bam und Cheng Loew auf eine außergewöhnliche Reise, die jeden von ihnen noch bekannter machte. Mit Longboards fuhren sie in 40 Tagen rund 1400 Kilometer durch Deutschland, von Sylt bis zum Schloss Neuschwanstein. Jeder Tag wurde in Vlogs dokumentiert, die auf ihren Kanälen veröffentlicht wurden, Verletzungen und viele kuriose Szenen inklusive.
Die Tour wurde nicht nur von ihren Fans verfolgt, sondern auch von großen Medien wie »stern TV«. Die genaue Route hielt das Quartett geheim, um nicht von Fans belagert zu werden – die fanden ihre Stars natürlich trotzdem. Aus einem YouTuber-Projekt wurde so eine gigantische Mitmachaktion.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Die Longboard-Tour, für die Felix von der Ladens Vlog »Fans verfolgen uns im Schwimmbad..« mit seinen mehr als 7,3 Millionen Abrufen hier stellvertretend auftaucht, gilt als Meilenstein der deutschen YouTube-Geschichte. »Das war quasi das erste große IRL-Event in Deutschland«, sagt Experte Blase. IRL steht für »In Real Life« – und ist bis heute eine der beliebtesten Video- und Livestream-Arten auf YouTube und Twitch.
9. Simon Unge – Die schwerste Entscheidung meines Lebens. #Freiheit
20. Dezember 2014, Klickzahl vor Videolöschung unklar
Kurz vor Weihnachten 2014, wenige Monate nach der Longboard-Tour, traf Simon Unge eine symbolträchtige Entscheidung. Per Video gab der YouTuber den Bruch mit Mediakraft bekannt, dem zur damaligen Zeit wohl bekanntesten sogenannten Multi-Channel-Netzwerk, das für viele Zuschauerinnen und Zuschauer die zunehmende Kommerzialisierung der Szene symbolisierte. »Ich bin am Zittern, meine Hände sind so zittrig«, sagte Unge im Hoodie in die Kamera, »mit diesem Video treffe ich eine folgenschwere Entscheidung.«

Netzwerke wie Mediakraft suchen für Internetstars Werbepartner und vernetzen und promoten Creator. Unge aber ging mit Mediakraft hart ins Gericht, trotz laufendem Vertrag. Er sprach nicht nur von einem »Scheißladen«, sondern betonte auch, er lasse sich nicht »wie einen Scheißhaufen behandeln«. Seinen aufsehenerregenden Clip versah er mit dem Hashtag #Freiheit. Was wirkte wie ein naiver und unbeholfener Vertragsbruch, legte in Wahrheit offen, wie mächtig große Creator bereits 2014 waren. Mitunter waren ihre Netzwerke, Agenturen und Managements, und damit die Medienprofis, längst viel mehr von ihnen abhängig als andersherum.
Robin Blase sagt, als er vom Plan des SPIEGEL gehört habe, eine Liste bedeutender deutscher YouTube-Videos zu erstellen, sei ihm Unges Video zuerst in den Kopf gekommen: »Dieses Video hat die Grundfesten von dem, was YouTube um 2014 herum war, erschüttert. Da wurde alles neu gemischt, denn die Netzwerke haben gemerkt: Wir haben nicht die komplette Macht, auch wenn wir Leute unter Vertrag haben. Und wenn die ganzen Fans uns hassen, haben wir ein Problem.« Für den späteren Zusammenbruch von Mediakraft, glaubt Blase, sei Unges spektakulärer Ausstieg ein entscheidender Faktor gewesen.
10. LeFloid – Das Interview mit Angela Merkel – #NetzFragtMerkel
13. Juli 2015, rund 5,9 Millionen Abrufe
Ein YouTuber befragt die Kanzlerin: Sein 30-minütiges Gespräch mit Angela Merkel, das Florian Mundt alias LeFloid am 13. Juli 2015 auf seinem Kanal veröffentlichte, steht für einen Wendepunkt in der deutschen Internet- und Mediengeschichte. YouTube-Deutschland war plötzlich, durch nur ein Video, für jeden erkennbar politisch relevant.
Für LeFloid, damals 27 Jahre alt, war es das erste große Interview. Aber auch Kanzlerin Merkel wagte sich in ein neues Setting. Sie erkundete mit dem Videoexperiment das »Neuland«, wie sie das Internet knapp zwei Jahre zuvor einmal bezeichnet hatte. Und der Vertreter dieser Welt, der da vor ihr saß, sah so gar nicht aus wie die Berliner Hauptstadtjournalisten, die ihr sonst Fragen stellten. Statt Sakko trug LeFloid, der 2015 zu den bekanntesten YouTubern zählte, Cap und T-Shirt. Unter dem Hashtag #NetzFragtMerkel hatte er Fragen seiner Community gesammelt. Mit der Kanzlerin sprach er schließlich über Themen wie die NSA-Affäre, Gleichstellung und Netzpolitik.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Sein Interview steht für die Zeit, in der Politikerinnen und Politiker begannen, YouTube in ihren Medienmix einzubauen. LeFloid selbst sagte später in einer ARD-Dokumentation, ihm sei bewusst gewesen, dass Merkel ihn und seinen Kanal als Sprachrohr nutzen wollte, um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. Das in nahezu sämtlichen Medien besprochene Interview sei aber auch für ihn selbst ein »Riesen-PR-Stunt« gewesen.
11. ApoRed – Bomben Prank!!
14. Juli 2016, Klickzahl vor Videolöschung unklar
Höher, schneller, weiter und immer krasser: Ähnlich wie sich TV-Formate übertrumpfen wollen, wird auf YouTube um Klicks und Reaktionen gekämpft. Eindeutig zu weit getrieben hat das im Sommer 2016 der Hamburger YouTuber ApoRed. Er war seinerzeit für »Pranks« bekannt, also für mitgefilmte Streiche und Täuschungen, oft im öffentlichen Raum.
Für seine Veröffentlichung »Bomben Prank!!« hatte ApoRed gut zwei Wochen zuvor in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs ein Video aufgenommen, mit dem er auch ziemlich zufrieden zu sein schien. »Die Reaktionen waren heute mal wieder ultralustig, Mann«, sagte er am Schluss des Clips, in dem er eine schwarze Tasche neben den Geldautomaten einer Sparkassenfiliale warf und rief: »30 Sekunden habt ihr alle Zeit, lauft lieber, wenn euch euer Leben etwas wert ist!«

Das Ganze war nicht nur eine verachtenswerte Videoidee, ApoRed hatte gewissermaßen sogar noch Pech beim Timing. An dem Tag, an dem sein Video erschien, töteten Islamisten in Nizza 86 Menschen bei einem Terroranschlag. Selten reagierte die YouTube-Szene so einhellig negativ auf ein Video.
ApoRed landete für seine Aktion auch noch vor Gericht, dort wurde er zu einer Bewährungsstrafe mit Sozialstunden verurteilt. Die Opfer seines »Pranks« litten nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter länger andauernden Schlafstörungen und Ängsten.
12. Tanzverbot – Die 100. Bestellung / Spezial
1. Februar 2017, mehr als 2,8 Millionen Abrufe
»Broadcast yourself«, also sinngemäß »Sende dich selbst«, lautete einst das YouTube-Motto. Und tatsächlich nahmen sich das über die Jahre zigtausende Menschen zu Herzen und machten ihr Leben, ihre Gedanken oder ihr Essen zu ihrem Hauptinhalt. Und ja: Nicht jeder davon interessierte die Welt. Doch vor allem viele junge Menschen starteten auf YouTube atemberaubende Personality-Karrieren.
In Deutschland gelang das etwa Kilian Roberto Heinrich aka Tanzverbot, der die Schule bereits während der achten Klasse abgebrochen hatte und dem SPIEGEL mal erzählte , sein Englisch sei grausam und er könne ohne sein Handy nicht gut rechnen. Auf YouTube aber war und ist all das egal. Mit seiner Zahnlücke und provokanten »Ansagen« an große Webstars wie MontanaBlack verschaffte sich Tanzverbot dort früh Aufmerksamkeit, ebenso mit dem Rezensieren ungesunder Supermarkt-Einkäufe und Fastfood.
»Die 100. Bestellung« aus dem Jahr 2017 ist ein für die damalige Zeit typisches Tanzverbot-Video, mit Versprechern, kleinen Ausrastern und Begriffen, die im Kopf bleiben, wie »Geschmackswunder« und »Herzstück der Bestellung«. In den Kommentaren schwärmt ein User von einem »zeitlosen Meisterwerk«.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
»Tanzverbot steht stellvertretend dafür, dass du auf YouTube mit der Art und Weise, wie du als Mensch bist, Millionen Menschen erreichen kannst«, meint Robin Blase. Tanzverbot sei wie eine Verkörperung von »Broadcast yourself«: »Er ist auf jeden Fall jemand, der sich sehr schamlos selbst gebroadcastet hat.«
13. Rezo – Die Zerstörung der CDU
18. Mai 2019, circa 20 Millionen Abrufe
Rezo atmet tief ein, seine knallblauen Haare schauen unter der Cap hervor. »Ja, es ist wieder Zeit für so ein Video«, sagt der YouTuber. Und was dann im 55-minütigen Video mit dem Titel »Die Zerstörung der CDU« folgt, das kurz vor der Europawahl 2019 erschien, löste ein Beben im Konrad-Adenauer-Haus und im politischen Berlin aus.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Rezo setzte auf seinem Zweitkanal »Rezo ja lol ey« zum politischen Rundumschlag an. Gegen die AfD, gegen die SPD, aber vor allem gegen die Unionsparteien. Rezo warf ihnen vor, zur wachsenden sozialen Ungleichheit beizutragen, den Klimawandel zu befördern und die USA in ihren militärischen Aktionen zu unterstützen. Rezo stützte seine Argumente auf ein 13-seitiges Quellenverzeichnis und rief am Ende des Videos dazu auf, bei der bevorstehenden Europawahl nicht für die genannten Parteien zu stimmen.
Das Video wurde innerhalb weniger Tage millionenfach angesehen. Bis heute hat es mehr als 20 Millionen Abrufe. Wie nie zuvor übte ein deutscher YouTuber mit großer Reichweite so direkten politischen Einfluss aus. Die Grünen erzielten bei der Europawahl ein starkes Ergebnis, während CDU und SPD insbesondere bei jungen Wählerinnen und Wähler Verluste hinnehmen mussten. Politische Analysten sprachen von einem »Rezo-Effekt«.
Eine Frage bleibt bis heute offen: Was wäre passiert, wenn die CDU ihr Kontervideo hochgeladen hätte, das Philipp Amthor offenbar bereits aufgenommen hatte? Bei Markus Lanz teilte Amthor einen Ausschnitt daraus. »Zerstörung der CDU? Ja, lol ey«, sagt er darin und spricht Rezo als »alten Zerstörer« an. Okay, sind wir ehrlich: Vielleicht wäre für die CDU alles noch schlimmer geworden.
14. maiLab – Corona geht gerade erst los
2. April 2020, 6,7 Millionen Abrufe
Anfang April 2020, als Deutschland im ersten Lockdown war und viele hofften, die Pandemie bald hinter sich zu lassen, veröffentlichte Mai Thi Nguyen-Kim auf ihrem YouTube-Kanal maiLab das Video »Corona geht gerade erst los«. Mit einer Tasse Tee sitzt die promovierte Chemikerin darin vor der Kamera und sagt: »Ich fürchte, wir brauchen noch etwas Ausdauer. Noch ziemlich viel Ausdauer.«
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Für YouTube-Verhältnisse ziemlich unemotional erklärt Nguyen-Kim, warum die Pandemie noch lange nicht vorbei sei und welche Maßnahmen notwendig wären, um das Virus einzudämmen. Das Video wurde innerhalb weniger Tage millionenfach aufgerufen. Nguyen-Kim wurde auch dank ihm zu einem der bekanntesten Wissenschafts-Gesichter des Landes. Motto: Fakten statt Gefühle.
»Corona geht gerade erst los« steht exemplarisch für die unterschiedlichen, aber wichtigen Rollen von YouTubern während der Coronapandemie: Während sich einige Creator wie Nguyen-Kim um Aufklärung bemühten, verbreiteten andere Verschwörungsmythen und Falschinformationen. Fitness-Influencer wie Pamela Reif und Mady Morrison nutzen die Situation derweil, um Menschen in Bewegung zu halten, sie profitierten von der erhöhten Nachfrage nach Home-Work-outs.
15. BibisBeautyPalace – Wir zeigen euch unser Haus
17. Mai 2020, circa 7,6 Millionen Abrufe
Dass Bianca Heinicke aka »BibisBeautyPalace« unter den Influencern zu den Großverdienern zählte, war schon lange klar. 2020 aber präsentierten Bibi und ihr damaliger Ehemann Julian Claßen ihr neues Luxusanwesen – was für viele offene Münder sorgte. Einerseits, weil das Haus so groß war, andererseits, weil es darin unzählige Einbauschränke zu geben schien. Außerdem erstaunte es manche Zuschauerinnen und Zuschauer, dass sich guter Geschmack vielleicht doch nicht kaufen lässt.
Klar war jedenfalls: Bibis Bude polarisierte und wurde zur Vorlage für etliche Netzwitze. »Normale Menschen: Einbauschrank im Haus. Bibi: Haus im Einbauschrank«, heißt es etwa in den YouTube-Kommentaren, oder »Bibi: ›In 20 Minuten ist Essen fertig.‹ Julian: ›Ich lauf' dann schon mal los.‹«
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Bibi und Julian hielt es letztlich nicht lange in dem vermeintlichen Traumhaus. Sie trennten sich 2022, woraufhin sich Bibi länger aus der Öffentlichkeit zurückzog und dann als Creatorin neu erfand, mehr dazu hier in einem Interview mit ihr . Das Haus aus dem Video wurde kürzlich übers Internet zum Kauf angeboten, für fast 4,5 Millionen Euro.
»Bibis Haus-Tour steht für das immense Geld, das man mit YouTube verdienen kann«, sagt Experte Blase. »Und die Bibi, die darin zu sehen ist, steht im starken Kontrast zu der Person, als die sie sich inzwischen, nach ihrem Comeback, präsentiert.«
16. Life Lion – Philipp Mickenbecker ✝ 09.06.2021
10. Juni 2021, circa 5,6 Millionen Abrufe
In 20 Jahren YouTube ist viel passiert: Internetstars haben geheiratet, haben Kinder bekommen, haben sich getrennt. Das Video »Philipp Mickenbecker ✝ 09.06.2021« aber war für die deutsche Szene ein Einschnitt: Hier wurde der Tod eines prägenden, von Hunderttausenden geliebten Creators bekannt gegeben. Philipp Mickenbecker war Teil der »Real Life Guys«, mit seinem Zwillingsbruder Johannes präsentierte er unter diesem Namen teils wilde Do-it-yourself-Projekte. Mickenbecker wurde 23 Jahre alt, er litt an einer schweren Tumorerkrankung, mehr dazu lesen Sie hier .
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
»Philipp ist gestern Abend im Krankenhaus von uns gegangen«, heißt es im Beschreibungstext zum Video. »Wir waren alle bei ihm. (...) Philipp hatte vollen Frieden mit der Situation und hat sich sehr über all eure Gebete gefreut. Er hat sich für euch gewünscht, dass ihr Jesus persönlich kennenlernt und ihn in euer Herz schließt.« 2018 war bereits die jüngere Schwester der Zwillingsbrüder, Elli, beim Absturz eines Ultraleichtflugzeuges gestorben, mit 18 Jahren.
Die Kommentarspalte unter dem Video von 2021 haben diverse Szenestars zum Kondolieren benutzt, etwa Aaron Troschke, Fynn Kliemann und SurvivalMattin. Etliche Videos mit Philipp Mickenbecker stehen zudem weiter online. Auf YouTube ist seine Lebens- und Experimentierfreude so auch lange nach seinem Tod noch zu bewundern.
17. 7 vs. Wild: Panama – Tödliches Paradies
9. November 2022, mehr als 13 Millionen Abrufe
Survivalformate galten auf YouTube lange als Nischenphänomen, jedenfalls nicht als Klickgranaten. Das hat sich spätestens Ende 2022 geändert, als die zweite Staffel des Formats »7 vs. Wild« mit Fritz Meinecke Klickrekorde aufstellte. Schon Staffel eins, gedreht in Schweden, war ein großer Erfolg, auch dank vieler Streamer-Reactions und allgemeiner Corona-Ödnis.
Staffel zwei aber, mit prominenterem Cast und spektakulärerem Setting auf einer Tropeninsel, schrieb Plattformgeschichte. Ein YouTube-Sprecher sagte dem SPIEGEL damals, ein »serielles Format von einem einzigen YouTube-Creator mit solch großer Reichweite« habe man auf der Plattform »in Deutschland noch nicht gesehen«. Klickmäßig sticht aus Staffel zwei vor allem Folge zwei namens »Tödliches Paradies« heraus, mit 13,7 Millionen Abrufen – einer Zahl, die auch erfahrene Fernsehleute mit ihren Millionenquoten nervös gemacht haben dürfte.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Das Projekt hatte viele Nachahmer, doch nur wenige davon schafften es so sehr wie das Original, die Szene zusammenzubringen. Fritz Meinecke und die Produzenten Johannes Hovekamp und Maximilian Kovacs bewiesen mit »7 vs. Wild« jedenfalls, dass aufwendige Eigenproduktionen im Zeitalter der Videoportale auch fernab der großen Medienunternehmen möglich sind. Wobei Staffel drei und Staffel vier von »7 vs. Wild« später nicht mehr zuerst bei YouTube liefen, sondern zunächst zeitlich exklusiv bei Amazon Prime Video.
18. Kayla Shyx – Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert
5. Juni 2023, ungefähr 6,2 Millionen Abrufe
Es gibt Momente, da müssen Internetstars abwägen: Will ich meine Reichweite nutzen, um auf ein bestimmtes, politisch oder gesellschaftlich relevantes Thema aufmerksam zu machen? Oder will ich lieber »brand-safe« bleiben und bloß nicht Teil von Kontroversen mit unklarem Ausgang werden? Die Influencerin Kayla Shyx entschied sich im Juni 2023 für Ersteres – wohl im Wissen, dass dieses neue Video ihr jede Menge Gegenwind und Ärger einbringen könnte.
In ihrem Upload mit dem Titel »Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert« befeuerte die damals 21-Jährige als eine der ersten prominenten Stimmen eine Debatte rund um möglichen Machtmissbrauch in der Musikbranche. Shyx schilderte ihre persönlichen Erfahrungen bei einem Rammstein-Konzert aus dem Juni 2022, im Zuge dessen sie auch eine spezielle Afterparty besucht hatte. Die Situation dort habe sie als »sehr beängstigend« empfunden, sagt Shyx in ihrem Video. Erst vor Ort habe sie verstanden, dass sie wohl als Sexobjekt dorthin eingeladen wurde.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Einzelne Aussagen musste Shyx aufgrund einer einstweiligen Verfügung später aus ihrem Video schneiden, der Großteil ihrer Ausführungen steht aber weiter online. Nach der Veröffentlichung ihres Videos habe sie »immensen Hass, undenkbare Drohungen und maßlose Übergriffigkeit« erfahren, gab Shyx später zu Protokoll. In einem SPIEGEL-Buch berichtete sie auch von Vergewaltigungs- und Morddrohungen in sozialen Netzwerken: »Ich hatte wirklich auch Angst um meine persönliche Sicherheit.« Zur Veröffentlichung ihres Videos, das mehr als sechs Millionen Mal abgerufen wurde, sagte sie aber zugleich: »Ich würde es auf jeden Fall wieder machen.«
19. Anni the Duck – Statement
9. Mai 2024, circa 2,6 Millionen Abrufe
2024 war für Anni The Duck ziemlich sicher das schlimmste Jahr ihrer Karriere. Ihre ehemalige Freundin und Kollegin Mowky beschuldigte die YouTuberin öffentlich unter anderem der Manipulation und des toxischen Verhaltens gegenüber Mitarbeitern und Freunden sowie der Quälerei ihrer Katzen. Und die Twitch-Streamerin Reved, eine Ex-Partnerin von Anni The Duck, bekräftigte einen Teil der Vorwürfe mit eigenen Erfahrungen aus ihrer Beziehung.
Anni The Duck bestreitet die meisten Vorwürfe – und verteidigte sich vergangenen Mai zunächst mit einem 74-minütigen »Statement«-Video. Sie sprach darin etwa von Missverständnissen, schwierigen Beziehungsphasen und einem grundlegenden Problem damit, Berufliches von Privatem zu trennen. Bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern kam dieser überlange, sehr kontrolliert wirkende Versuch, den eigenen Ruf zu retten, aber gar nicht gut an. Manche ihrer Fans überraschte es wohl sehr, dass sich ihr Netzidol privat offenbar weniger nett verhielt als vor laufender Kamera. Der Fall Anni the Duck offenbarte zudem: Viele Influencer, die nach außen hin sehr professionell wirken, scheitern auch 2024 noch am Krisenmanagement.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
»Die Kritik an Anni The Duck war berechtigt«, meint Robin Blase im Rückblick. Er findet die Auseinandersetzung aber auch bezeichnend dafür, wie YouTube heute oft funktioniert. »Wir leben in einer Zeit, in der es lukrativ ist, Drama möglichst großzumachen und in dieser Maschinerie mitzuspielen«, sagt er und spielt damit darauf an, welche Wellen das »Statement«-Video sofort nach Veröffentlichung schlug. So gab es auf Twitch Dutzende Livestreamer, die parallel auf das Video reagierten , es also schon beim ersten Anschauen vor Publikum kommentierten und bewerteten. Statt in Ruhe und ernsthaft zu reflektieren wurde reflexartig Content produziert, der als Mitschnitt auch schnell wieder auf YouTube landete.
Der Skandal um Anni the Duck steht exemplarisch für ein turbulentes Jahr 2024 in der deutschen Creator-Szene. Simon Unge fand sich kurz nach ihr in einer ähnlichen Situation wieder, weil eine Ex-Partnerin ihm toxisches Verhalten und einen schlechten Umgang mit einer Katze vorwarf. Auch Unge veröffentlichte eine Reihe mindestens sehr ungeschickter Statements, bevor er einen Social-Media-Rückzug ankündigte, der bis heute andauert. Auch in seinem Fall freuten sich viele Creator über Drama-Content und die zugehörigen Klicks.
20. Julien Bam – Der Mann im Mond – Finale
15. März 2025, knapp 2,3 Millionen Abrufe
YouTuber ist nicht gleich YouTuber. Denn während manche Videomacher sich nur beim Videospielen oder beim Reagieren auf Viralvideos filmen, erfinden andere ganze Fantasy-Comedy-Musicals. Wohl keiner hat in Deutschland zuletzt so viele Großproduktionen gestemmt wie Julien Bam. In Projekten wie »Der letzte Song aus der Bohne« und »Der Mann im Mond« war der heute 36-Jährige zugleich Schauspieler, Regisseur, Produzent und Musiker. Stilprägend für die Videos auf Bams Hauptkanal sind zudem Gastauftritte von Internetstars und Prominenten.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Mitte März hat Julien Bam die Arbeit an seinem YouTube-Hauptkanal offiziell für beendet erklärt, mit dem Finale seiner Serie »Der Mann im Mond«. Bam hatte ursprünglich bereits Ende 2019 angekündigt, seinen Hauptkanal aufgrund der hohen Arbeitsbelastung einzustellen.
Sein Abschieds- und Abschlussvideo ist rund 85 Minuten lang und darunter stehen rührende Kommentare wie: »Als Jugendliche gestartet und mit fast 30 Jahren geendet. Danke für diese tolle Unterhaltung über die Jahre hinweg. Ich schreibe nie Kommentare, aber hier ist es angebracht. Ich sitze hier und weine, freue mich aber, diese Reise begleitet zu haben.« Mit Julien Bams Hauptkanal endet auch ein Stück YouTube-Geschichte.