Google erhöht Einsatz für Kernfusion

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Google hofft auf Strom aus Kernfusion und steckt Geld hinein. Kernfusion ist vielversprechend, soll sie doch viel Strom ohne langlebige radioaktive Abfälle erzeugen. Doch bislang hat niemand es geschafft, mehr Strom herauszuholen als Energie zur Auslöse der Fusion hineingesteckt werden muss. Ob und wann das gelingt, ist offen, "aber wir sind hoffnungsvoll, dass jüngste Durchbrüche CFS näher (an dieses Ziel) gerückt haben", schreibt Michael Terrell, der bei Google den Bereich Fortgeschrittene Energie leitet.

CFS steht für Commonwealth Fusion Systems. Dieses Unternehmen ist eine Ausgründung des MIT (Massachusetts Institute of Technology) und möchte bis Anfang des nächsten Jahrzehnts das erste kommerzielle Kernfusionskraftwerk der Welt ans Netz bringen. Derzeit errichtet CFS am Firmensitz in Devens, Massachusetts, eine Demonstrationsanlage namens SPARC. Dabei sollen neuartige Supraleitungsmagnete das zur Kernfusion nötige Plasma kontrollieren. Dieser Ansatz ist es, der Google begeistert, weil das "kompaktere und wirtschaftlich tragfähige Designs" ermöglichen könnte.

Billig ist das nicht, gleichzeitig hat CFS keine Umsätze. Google hat schon 2018 Geld in CFS investiert, damals gemeinsam mit vielen anderen Wagniskapitalgebern, darunter Bill Gates. Jetzt gibt Google CFS erneut Kapital. Um welche Summen es jeweils geht, verrät der Datenkonzern nicht.

Zusätzlich hat sich Google dazu verpflichtet, vom in Virginia geplanten kommerziellen Reaktor 200 Megawatt Strom abzunehmen, wenn er denn einmal ans Netz geht. Das wäre die Hälfte der davon erhofften Stromerzeugung. Verbunden sind damit auch Optionen auf weiteren Strom aus nachfolgenden CFS-Kraftwerken. Wie lange der Vertrag gilt, sagt Google nicht.

Microsoft hat vor zwei Jahren einen vergleichbaren Abnahmevertrag über 50 Megawatt mit dem Kernfusionsentwickler Helion getroffen. Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Washington sprach damals davon, schon 2028 elektrischen Strom erzeugen zu wollen. Deutsche Fachleute erwarten das erste Kernfusionskraftwerk frühestens Mitte der 2040er-Jahre.

Abnahmegarantien sind ein Weg, weitere Investoren zu überzeugen und so die Entwicklung zu beschleunigen. Glückt das Unterfangen nicht, ist zwar investiertes Kapital dahin, doch fällt für die nicht erbrachte Leistung kein Entgelt an. Voriges Jahr hat Google so einen Vertrag für Strom aus neuen Atomkraftwerken mit sogenannten Small Modular Reactors (SMR) abgeschlossen. Google-Eigentümer Alphabet, Meta Platforms und Microsoft haben den Kauf riesiger Mengen CO2-Zertifikate aus Direct Air Capture (DAC) zugesichert.

(ds)

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