Seit mehr als drei Monaten sind die Chorfrauen von Goldenstein weltbekannt. Die drei betagten Nonnen türmten Anfang September aus ihrem Altersheim und besetzten ihr eigenes Kloster nahe Salzburg. Sie werfen ihrem Probst vor, dass er sie gegen ihren Willen in eine Seniorenresidenz verfrachten ließ.
Seit ihrer spektakulären Rebellion waren die Schwestern Bernadette, Regina und Rita auch in Sozialen Medien präsent. Mehr als 280.000 Follower verfolgten bei Instagram, wie die 82, 86 und 88 Jahre alten Frauen gemeinsam beten, Gäste empfangen und sich sportlich an der Sprossenwand betätigen.
Doch damit ist nun Schluss. Wie die Nachrichtenagentur »kathpress« zuerst berichtete, wollen die drei Schwestern eine Social-Media-Pause einlegen. Die Ordensfrauen zögen sich »ab sofort und bis auf Weiteres« von den Plattformen Instagram und Facebook zurück, heißt es in einer Stellungnahme, die dem SPIEGEL vorliegt.
Vatikan soll an »gerechter Lösung« arbeiten
Diesen Schritt hat demnach ein Schreiben aus dem Vatikan ausgelöst. Die Schwestern sollen von einer Behörde im Kirchenstaat freundlich aufgefordert worden sein, die verbleibende Advent- und die Weihnachtszeit »in innerer Ruhe und Besinnung im Geist der Klausur« zu verbringen und ihre Außentätigkeiten entsprechend zu reduzieren.
Dieser Einladung wollten sie nachkommen, heißt es in ihrem Schreiben: »Wir möchten unseren vorläufigen Rückzug aus den sozialen Medien sehr bewusst als Zeichen des Entgegenkommens gegenüber dem Heiligen Stuhl verstanden wissen, von dem wir uns weiterhin erhoffen, dass er unseren kirchlichen wie staatlichen Rechten Geltung verschafft und uns eine friedliche Zukunft in unserem Kloster ermöglicht.«
Die betagten Augustiner-Chorfrauen hatten Anfang Dezember den Vatikan in den festgefahrenen Konflikt mit ihrem Ordensvorgesetzten Markus Grasl eingeschaltet. Der Prälat hatte über Monate auf eine Rückkehr der Schwestern ins Altersheim gepocht und ein persönliches Gespräch verweigert. Einen Deal mit Grasl lehnten die Schwestern ab, auch weil dieser eine mediale Abstinenz zur Bedingung machte.
Der Vatikan soll sich bereits am 11. Dezember gemeldet haben. Man arbeite an einer »gerechten, menschlichen und nachhaltigen Lösung«, die sowohl ihre Rechte als Ordensfrauen als auch die kirchliche Verantwortung berücksichtige.
Meinungsverschiedenheit unter den Helfern
Die Schwestern danken in ihrer Erklärung für die breite Unterstützung der vergangenen Monate. Ohne die öffentliche Aufmerksamkeit wären sie nach eigenen Angaben »der Rücksichtslosigkeit und Willkür unseres Oberen schutz- und hilflos ausgeliefert gewesen«. Inzwischen haben die Schwestern ihren Probst angezeigt, wie der SPIEGEL berichtete. Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die Stellungnahme der Goldensteiner Klosterschwestern verrät noch mehr. Offenbar schwelen unter den Helfern Konflikte, was die Social-Media-Nutzung angeht. Die so erfolgreichen Accounts seien nicht von ihnen selbst betrieben worden, hieß es. Weder Beiträge noch Kommentare seien ihnen vorab zur Kenntnis gebracht oder von ihnen autorisiert worden. Und: Eine Fortführung erfolge ausdrücklich gegen ihren Willen.
Am Mittwochabend wurde ein Fernsehbeitrag des ORF über den Social-Media-Rückzug bei Instagram gepostet. »Eine fatale Entscheidung«, schreibt der Betreiber des Accounts darunter. Das Instagramprofil sei »der EINZIGE Schutz, den die Schwestern haben«.

vor 11 Stunden
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