Im deutschen Zitatenschatz ruht unter tausend Wahrheiten auch die eine oder andere Halbwahrheit, eigenartig schillernde und in ihrer Mehrdeutigkeit leicht toxisch anmutende Gebilde. Eine dieser ebenso beliebten wie verdächtigen Perlen ist das Bonmot, wonach jemand, der Visionen hat, besser zum Arzt geht. Als sein Autor gilt fast unumstritten der vormalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, doch wurden auch schon Konrad Adenauer und Franz Vranitzky als Urheber genannt. Egal. Der Zauber des geflügelten Wortes beruht darin, dass der Vision, die ihrem Wesen nach tief ins Religiöse und Mystische reicht, gewissermaßen die Luft abgelassen wird, indem man sie wie eine Erkältung dem Hausarzt überweist. In die Fußstapfen Schmidts ist nun der Kollege Frank Plasberg getreten. Beim Kölner Forum für Journalismuskritik wandte er sich gegen den Drang vieler Journalisten, die Welt zu verbessern, und kleidete das in den Satz: "Haltung ist etwas für Orthopäden."
Glosse:Ist Haltung tatsächlich nur etwas für Orthopäden?
11. Mai 2025, 14:49 Uhr
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Frank Plasberg ist mit einer Aussage, die zum geflügelten Wort werden könnte, in die Fußstapfen von Helmut Schmidt getreten.