(SZ) Zu den interessantesten Bewegungen der vergangenen beiden Jahrzehnte zählt zweifellos das Runterkommen. Damit ist nicht, wie vielleicht in den vielen Jahrzehnten davor, das geglückte Herabschreiten von einer Treppe oder einer Alm gemeint, sondern eine Art begleiteter Beruhigungsvorgang, bei dem der Erregungspegel nach unten getrieben werden soll. Am vergangenen Wochenende empfahl der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger, den Kollegen der Koalitionsparteien, sie möchten „erst mal alle etwas runterkommen“. Geschlossen heraufgekommen waren da bereits vor allem die Abgeordneten der SPD, nachdem sie erfahren mussten, dass die Unionsfraktion sich nicht geschlossen zur Wahl der drei Verfassungsrichter, auf die sich die Koalition im Vorhinein verständigt hatte, entschließen konnte. Natürlich wird so bald kaum einer von denen, die, wie der Volksmund sagt, auf der Palme sind, von dort wieder runterkommen. Das liegt auch daran, dass der Bundespräsident sich an der Instandhaltung der Erregungskurve insofern beteiligt hat, als er die Koalition nach dem Freitagsereignis als „beschädigt“ zertifiziert hatte. Nun ist Frank-Walter Steinmeier bekanntermaßen ein Bundespräsident, der ein sehr enges, beinahe freundschaftliches Verhältnis mit der politischen Moral pflegt. Friedrich Merz dagegen würde auch gerne mit allen gemeinsam vom Nanga Parbat der Erregung runterkommen, aber wie es aussieht, werden selbst zu Beginn dieser Woche so ziemlich alle dort oben bleiben.
GlosseDas Streiflicht
14. Juli 2025, 17:07 Uhr
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Alle wollen ständig runterkommen, vor allem in der Politik. Ausgerechnet zwei der größten Streithähne zeigen nun, wie es gehen könnte.