Der Auftritt war holprig, der Trainer aber dennoch zufrieden. Die Tests beim Bezirksligisten TSV Elstorf (8:1) am Samstag und tags darauf beim VfB Oldenburg (2:1) hatten für Hamburgs Trainer in erster Linie die Bedeutung eines ersten Aufgalopps. Gegen den Regionalligisten indes wäre seine durcheinander gewürfelte Formation beinahe gestrauchelt.

Ging in Oldenburg leer aus: HSV-Angreifer Robert Glatzel (li.). IMAGO/Eibner
Nach drei Trainingstagen, sagte Merlin Polzin, "ging es für uns einfach darum, dass wir uns im Hamburger Umland und auch etwas außerhalb davon präsentieren." Die nächste Partie in dieser noch jungen Vorbereitung, am kommenden Samstag beim FC Kopenhagen, sieht Polzin als "unseren ersten Härtetest" an.
Das Schaulaufen in Oldenburg drohte, vor 10.000 Zuschauern nach einem Treffer des gebürtigen Hamburgers Mats Facklam (18.) lange Zeit gar mit einer Niederlage zu enden, ehe der spät eingewechselte Jean-Luc Dompé erst selbst traf (72.) und dann das Siegtor von Guilherme Ramos auflegte (87.). "Eigentlich", verriet der Coach, "sollte Jean-Luc gar nicht spielen, wir wollten die Belastung an den beiden Tagen aufteilen. Aber er wollte gern."
Poulsen, RB und der HSV - alle wollen den Deal
Dompé setzte in Oldenburg die sportlichen Ausrufezeichen, im Blickpunkt stand und steht aber nicht zuletzt Robert Glatzel. In Elstorf hatte der Mittelstürmer einen Dreierpack erzielt, am Sonntag nun von Beginn an gespielt - und sich danach den Fragen zur Personalpolitik der Bosse gestellt. Dass Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa nach einer neuen zentralen Achse suchen und für seine Position mit dem Leipziger Yussuf Poulsen auch bereits den geeigneten Kandidaten auserkoren haben, hat Glatzel registriert, es schreckt ihn aber nicht. Der Fahrplan mit dem 31-jährigen Dänen ist relativ klar: Der HSV will ihn, RB will ihn gern abgeben und Poulsen selbst will wieder spielen.
Wichtige Grundvoraussetzungen sind damit erfüllt, nun geht es darum, wie die große wirtschaftliche Lücke geschlossen werden kann. Beim HSV liegt die Gehaltsobergrenze knapp unterhalb von zwei Millionen Euro, Poulsen verdient bei den Sachsen bis 2026 das Dreifache. Eine Einmalzahlung zuzüglich zu einem Dreijahres-Vertrag und ein deutlicher Verzicht könnten hierfür die Lösung sein.
Glatzel verfolgt die Bemühungen um den neuen Stürmer mit großen Qualitäten im Pressingverhalten und Umschaltspiel gelassen. "Ich bin da nicht naiv. Die Bundesliga ist nochmal eine Klasse besser, wir brauchen Qualität. Ich kann es gut einschätzen, wenn noch Konkurrenz dazu kommt." Eine Flucht, um womöglich anderswo den Status Quo als Stürmer Nummer eins zu haben, das stellt er klar, ist für ihn kein Thema: "Es war vier Jahre lang mein Ziel, mit dem HSV in der Bundesliga zu spielen. Ich nehme den Konkurrenzkampf an und werde mich ihm stellen. Wir wollen die Liga halten und brauchen Verstärkung. Eine neue Konkurrenzsituation gehört dazu, damit komme ich klar."
Sebastian Wolff