Bei israelischen Angriffen auf das Nasser-Krankenhaus im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet worden, unter ihnen auch mindestens vier Journalisten, teilte die Hamas-kontrollierte Gesundheitsbehörde von Gaza mit.
Offenbar zweiter Angriff, als bereits Rettungsarbeiten liefen
Unter den Getöteten war demnach unter anderem der Kameramann Hussam al-Masri, der als freier Mitarbeiter für die Nachrichtenagentur Reuters tätig war. Er sei bei einem ersten Angriff ums Leben gekommen. Die Nachrichtenagentur berichtet selbst, al-Masri habe Livebilder gesendet, die plötzlich abgerissen seien. Ein weiterer Reuters-Mitarbeiter, der als Fotojournalist tätig ist, sei bei einer zweiten Angriffswelle verletzt worden.
Nach Informationen von Augenzeugen erfolgte der zweite Angriff, als vor Ort bereits Rettungsarbeiten für die Opfer des ersten liefen. Auch die israelische Zeitung »Haaretz« zeigte Bilder , die diesen Angriff auf Rettungskräfte zeigen sollen.
Nach den Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza sind unter den weiteren Toten
der für den Sender Al Jazeera tätige Kameramann Mohammed Salama,
die AP-Journalistin Mariam Abu-Daqqa.
Getötete Reporterin begleitete laut AP palästinensische Ärzte bei der Arbeit
Beide Sender bestätigten inzwischen diese Angaben. In einer Stellungnahme von AP heißt es, die 33-jährige Mitarbeiterin habe Ärzte begleitet, die stark unterernährte Kinder versorgt hätten. In weiteren Berichten heißt es, auch der für den US-Sender NBC tätige Fotojournalist Moaz Abu Taha sei getötet worden, ebenso mindestens ein Rettungssanitäter.

Zerstörte Zimmer im Nasser-Krankenhaus nach dem Angriff im Mai
Foto: Jehad Alshrafi / APDie palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete zunächst nur von drei getöteten Journalisten, andere Berichte sprachen dagegen von fünf. Laut Wafa war unter den Getöteten auch ein Kameramann des palästinensischen Fernsehens. Die Agentur berichtet ebenfalls von (mehreren) getöteten Sanitätern. Der Direktor des Nasser-Krankenhauses sprach von mindestens 50 Verletzten, viele davon seien im OP-Bereich der Klinik getroffen worden.
Letzte Klinik im Süden Gazas
Das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis ist die einzige verbliebene medizinische Einrichtung im Süden des Gazastreifens. Bereits in der Vergangenheit war die Klinik mehrfach Ziel israelischer Angriffe.
Auslöser des israelischen Einmarschs in das Küstengebiet war ein Massaker der Hamas, bei dem rund 1200 Menschen in Israel getötet wurden, 250 wurden als Geiseln verschleppt. Seitdem kamen mehr als 60.000 Menschen in Gaza um, Hunderttausende wurden oft mehrfach vertrieben. International anerkannte Experten bewerten die Lage im Norden Gazas inzwischen als Hungersnot. Israel plant nach eigenen Angaben eine baldige Ausweitung der Kämpfe.
Zum aktuellen Angriff wollten sich zunächst weder das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu noch Armeeverantwortliche äußern.