Gaza-Krieg: Israel beruft Zehntausende Reservisten ein für Ausweitung der Offensive

vor 5 Stunden 1

Israel hat Berichten zufolge Zehntausende Reservisten für eine geplante Ausweitung seiner Offensive im Gazastreifen mobilisiert. Die Armee habe damit begonnen, Einberufungsbefehle an Reservisten zu verschicken, berichtet unter anderem die »Times of Israel« . Während in Tel Aviv erneut Tausende Menschen bei Protesten die Rückkehr der Geiseln forderten, attackierte der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu das Vermittlerland Katar mit scharfen Worten. Zuvor hatte die islamistische Palästinenserorganisation Hamas ein neues Geisel-Video veröffentlicht.

Israel will den militärischen Druck auf die Hamas erhöhen

Israel hatte Mitte März nach einer knapp zweimonatigen Waffenruhe seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen. Die israelische Armee startete zudem eine neue Bodenoffensive. Israels Armeechef Ejal Samir drohte in der vergangenen Woche mit einer Ausweitung der Offensive, sollten die von der Hamas am 7. Oktober 2023 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten Israelis nicht bald freigelassen werden.

Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, mit ihrer militärischen Offensive den Druck auf die Hamas für eine Freilassung der Geiseln zu erhöhen. Wie israelische Medien am Samstag berichteten, sollen die nun einberufenen Reservisten in Israel und im besetzten Westjordanland stationierte Soldaten ersetzen, damit diese zu Kampfeinsätzen in den Gazastreifen geschickt werden können.

Premier Netanyahu attackiert den Vermittler Katar

Derweil griff Israels Ministerpräsident Netanyahu das Vermittlerland Katar scharf an. Er warf dem Golfemirat vor, »mit seiner Doppelzüngigkeit beide Seiten auszuspielen«. Katar müsse sich »entscheiden, ob es auf der Seite der Zivilisation oder auf der Seite der Hamas-Barbarei« stehe, erklärte Netanyahu am Samstag im Onlinedienst X. »Israel wird diesen gerechten Krieg mit gerechten Mitteln gewinnen«, fügte Netanyahu hinzu.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von X.com, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

{$dispatch('toggle')}, 250);">

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Katar wies Netanyahus Vorwürfe umgehend zurück. Die »provokativen« Äußerungen des israelischen Regierungschefs entsprächen nicht »den grundlegendsten Standards politischer und moralischer Verantwortung«, erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madsched al-Ansari, am Sonntag bei X.

Katar ist neben Ägypten und den USA ein wichtiger Vermittler bei den Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen. Das Golfemirat beherbergt nicht nur den größten US-Stützpunkt im Nahen Osten, sondern auch das Politbüro der im Gazastreifen herrschenden Hamas.

Katar hatte zusammen mit den USA und Ägypten eine im Januar in Kraft getretene Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen vermittelt. Bemühungen um eine neue Waffenruhe und die Freilassung der noch immer von der Hamas festgehaltenen Geiseln waren bislang erfolglos.

Hamas veröffentlicht Video von verletzter Geisel

Zuvor am Samstag hatte die Hamas ein neues Geisel-Video veröffentlicht. In der rund vierminütigen Aufnahme ist ein Mann zu sehen, der am Kopf und am linken Arm bandagiert ist. Die Nachrichtenagentur AFP identifizierte ihn wie die meisten israelischen Medien als Maxim Herkin. Der Familienvater, der in dem Video Hebräisch mit russischem Akzent spricht, bezeichnet sich darin als »Gefangener 24«. Er deutet zudem an, bei einem israelischen Luftangriff verletzt worden zu sein.

Unklar ist, wann genau das Video aufgenommen wurde. Der als Geisel verschleppte Mann verweist darauf, dass Israel in Kürze seinen Unabhängigkeitstag begehe – was darauf hindeutet, dass es kurz vor den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am 1. Mai aufgezeichnet wurde.

Herkin stammt ursprünglich aus der Ukraine. Der 36-Jährige war mit seiner Mutter nach Israel ausgewandert und besitzt neben der israelischen auch die russische Staatsbürgerschaft. Er war am 7. Oktober 2023 von der Hamas bei deren Überfall auf das Nova-Musikfestival im Süden Israels entführt worden.

Herkins Familie forderte die Medien in einer Erklärung auf, das Hamas-Video nicht zu verbreiten. Die Hamas und der Islamische Dschihad haben in der Vergangenheit immer wieder Videos von Geiseln veröffentlicht. Israel verurteilt diese Veröffentlichungen als »Propaganda« und »psychologische Kriegsführung«.

Zahl der noch lebenden Geiseln in Gaza unklar

Nach israelischen Angaben werden derzeit noch 24 Geiseln sowie die Leichen von 35 Verschleppten im Gazastreifen festgehalten. Ehemalige Geiseln berichteten von extrem grausamen Bedingungen. US-Präsident Donald Trump erklärte kürzlich, die Zahl der noch lebenden Geiseln sei vermutlich geringer als bisher angenommen.

 »Kritisches Zeitfenster«

Demonstration für eine neue Waffenruhe und die Befreiung der Geiseln in Tel Aviv: »Kritisches Zeitfenster«

Foto: Abir Sultan / EPA

Angehörige von Geiseln demonstrierten am Samstagabend in Tel Aviv erneut für eine Waffenruhe. Einav Zangauker, Mutter einer männlichen Geisel, sagte nach Angaben des Nachrichtenportals »ynet«, weiterer militärischer Druck gefährde das Leben der Geiseln. Netanyahu schicke »die Soldaten in einen überflüssigen Krieg«, sagte sie demnach.

Die große Mehrheit der israelischen Öffentlichkeit betrachte die Rückkehr der Geiseln als »die höchste moralische Priorität der Nation«, erklärte das Forum Geisel-Familien. Ihm zufolge gibt es »noch immer ein kritisches Zeitfenster, um eine Vereinbarung zu erreichen, die Leben rettet und weitere Verluste verhindert«.

Der Krieg wurde durch den Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischen Gruppen am 7. Oktober 2023 im israelischen Grenzgebiet ausgelöst. Dabei wurden etwa 1200 Menschen getötet und über 250 Israelis verschleppt. Seitdem sind laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen rund 52.500 Menschen getötet worden. Allein seit Wiederaufnahme der Angriffe am 18. März sollen etwa 2400 Menschen ums Leben gekommen sein.

Gesamten Artikel lesen