Ganzjahresreifen im Test: Gravierende Unterschiede beim Bremsen

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Was Reifen zumeist im Stillen leisten, wird vielfach unterschätzt. Vier Pneus der Dimension 225/45 R17 haben als Kontaktfläche zur Straße nicht einmal die Größe eines A4-Blattes zur Verfügung. Auf dieser nun wahrlich nicht großen Fläche müssen sie den Halt zwischen Auto und Straße unter möglichst allen Bedingungen sicherstellen, dabei reibungsarm, komfortabel und verschleißfest sein. Tendenziell werden die Pneus immer besser, schließlich wird in ihre Entwicklung reichlich investiert. Noch vor wenigen Jahren waren Ganzjahresreifen meistens auf den Winter hin optimiert. Inzwischen gibt es Pneus, die auch im Sommer ordentlich abschneiden. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Test des ADAC.

Wenig überraschend finden sich solche Könner nicht am unteren Ende der Preisliste, und das gilt erst recht für die wirtschaftliche Betrachtung. Als mittleren Preis hat der ADAC eine Preisspanne von 72 bis 145 Euro je Reifen ausgemacht. Tagesaktuelle Angebote, die sich zum Teil deutlich von den Preisen unterscheiden, die der ADAC ermittelt hat, finden Sie in unserem Preisvergleich.

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Der Kaufpreis ist allerdings ein erstes Indiz dafür, was ein Reifen tatsächlich kostet. Für den haltbarsten Reifen, der von Goodyear kommt, prognostiziert der Club eine Laufleistung von knapp 68.000 km, der Verlierer von Superia soll rund 35.000 km schaffen. Damit ist er schon in dieser Hinsicht pro Kilometer teurer. Hinzu kommt ein höherer Rollwiderstand, was letztlich den Verbrauch anhebt.

Die reale Laufleistung ist von vielen Kriterien abhängig, keinesfalls zuletzt vom Fahrstil. Doch die Prognose des ADAC deutet gravierende Unterschiede an, die auch Einfluss auf den Mikroplastik-Eintrag haben.

(Bild: ADAC)

Wie schon häufig auf diesem Kanal empfehlen wir dringend zwei Dinge. Vergessen Sie den vom ADAC gekürten Testsieger bzw. ermitteln Sie lieber ihren eigenen. Sie bevorzugen einen Ganzjahresreifen mit guten Eigenschaften auf einer verschneiten Fahrbahn? Dann ist der Michelin Crossclimat 2 dem Goodyear unter Umständen vorzuziehen. Sie fahren vor allem im Sommer und die Eignung auf schneebedeckten Straßen ist sekundär? Dann könnte der Pirelli Cinturato All Season SF 3 der für Sie beste Reifen sein.

Der zweite Tipp verdeutlicht sich augenblicklich schon mit dem ersten Blick auf die Testergebnisse: Ein vermeintlich günstiger Preis hat selbst einen Preis – in Form von erheblich schlechteren Eigenschaften. Für einen ordentlichen Ganzjahresreifen in der Dimension 225/45 R17 müssen Sie ab etwa 120 Euro einplanen. Pneus die deutlich darunter liegen schwächeln in mindestens einer Disziplin eklatant. Drastisch wird das unter anderem beim Bremsen auf nasser Fahrbahn. Der Testwagen, ein VW Golf, stand bei einer Vollbremsung aus 80 km/h nach 31,3 Metern, sofern er mit dem Continental Allseasoncontact 2 bestückt war. Der schlechteste Kandidat kommt von Arivo, der nach 31,3 Metern noch mit 41 km/h unterwegs war.

Die guten Reifen bringen den Golf bei einer Vollbremsung aus 80 km/h auf nasser Fahrbahn zuverlässig nach weniger als 34 Metern zum stehen.

(Bild: ADAC)

Wichtig ist, dass sich Testresultate nicht einfach auf eine andere Dimension übertragen lassen, wobei sich Ergebnisse nicht komplett umdrehen werden. Ein Versager in dieser Abmessung wird als 16-Zoller kein Champion sein. Berücksichtigen sollte man außerdem, dass sich mit einer Verschiebung der Gewichtung einzelner Kriterien auch Empfehlungen der Tester verändern können. Auch deshalb raten wir, sich die Ergebnisse anzusehen und dann zu entscheiden. Das spart unter anderem eventuell auch noch ein paar Euro.

Ganzjahresreifen werden insgesamt besser und sparen die Umrüstkosten sowie einen zweiten Satz Felgen. Die Spezialisten für Sommer und Winter schlagen sie in ihren Eigenschaften zumindest aktuell nicht, meint der ADAC. Der Club empfiehlt, bei wirklich schwierigen Straßenbedingungen besser auf reine Sommer- und Winterreifen zu setzen. Wer keine extremen Anforderungen in seinem Fahrprofil hat, macht mit einem tatsächlich guten Ganzjahresreifen nichts grundlegend falsch. Die gibt es allerdings erst ab einem gewissen Preisniveau. Doch billige Pneus sind ja unabhängig von ihrer Spezifikation ohnehin keine schlaue Idee. Im Testumfeld liegen zwischen den besten Reifensätzen und den Verlierern rund 160 bis 200 Euro. Verteilt auf drei Jahre mit jeweils etwa 15.000 km sind das keine sechs Euro im Monat. Das sollte ein guter Kontakt zur Straße wert sein.

(Bild: ADAC)

(mfz)

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