Fußball-EM 2025: Titelfavorit Spanien deklassiert Portugal

vor 6 Stunden 2

Die leichte Schulter: Sie kennen es ja nicht anders, die Portugiesinnen. Als Nachbar Spanien Anfang April zum Duell in der Nations League geladen hatte, dauerte es keine zwei Minuten bis zum Rückstand. Am Ende stand ein 7:1 für La Roja, ein Klassenunterschied. Nun also die EM, gleich zum Auftakt gegen die Weltmeisterinnen. Und nach 87 Sekunden war der Ball im Tor: Esther González pflückte einen Flugball aus dem Halbfeld mit der Schulter aus der Luft, nahm den nächsten Kontakt mit der rechten Fußaußenseite und legte ihn an Keeperin Inês Pereira vorbei. Ein Kunstwerk von einem Führungstor, das die spanische Ambition untermalte: Der EM-Titel soll es sein in diesem Jahr, der erste der Verbandsgeschichte.

Das Ergebnis: 5:0 (4:0) demontiert Spanien die Portugiesinnen. Ein Außenseiterteam zwar, aber auch beileibe kein Fallobst. Die Konkurrenz wird gewarnt sein. Lesen Sie hier mehr dazu, wer sich neben dem spanischen Team Chancen auf den Titel ausrechnet.

Ruhe in Frieden: Das Spektakel im Berner Wankdorfstadion begann: still. Mit gutem Grund. Die Unfalltode von Portugals Starstürmer Diogo Jota und seinem Bruder André Silva in Nordwestspanien bewegten an diesem Tag die gesamte Fußballwelt, die iberische Halbinsel aber noch einmal in besonderem Maße. Die Spielerinnen liefen mit Trauerflor auf, die Fans erwiesen dem Bruderpaar mit einer Gedenkminute ihren Respekt.

Hey, hey, Vicky: Spaniens Dominanz entfaltete sich auch jenseits von Esthers individueller Brillanz, die Portugiesinnen wurden tief in die eigene Hälfte gedrückt – und mit chirurgischer Präzision auseinandergespielt. Mariona Caldentey, Spielerin der Saison in England, Champions-League-Siegerin mit dem FC Arsenal, ließ eine perfekte Hereingabe von der rechten Seite durch den Strafraum zischen. Dort grätschte die nächste angehende Weltklasse-Spielerin den Ball ins Netz: Vicky López ist erst 18 Jahre alt, fügte sich aber ins spanische Kollektiv, als würde sie seit Jahren dazugehören. Die Offensivkönnerin vom FC Barcelona war im Vorjahr als »Golden Girl« zur besten Nachwuchsspielerin ausgezeichnet worden – wie vor ihr etwa DFB-Flügelstürmerin Jule Brand 2022.

Mit Vicky López' junger Karriere ging es zuletzt steil bergauf

Mit Vicky López' junger Karriere ging es zuletzt steil bergauf

Foto: Miguel Medina / AFP

Turnier eins nach dem Kuss-Skandal: Das letzte große Turnier hatte Spanien gewonnen, 2023 gab es den WM-Titel. In Erinnerung bleibt jenseits des Sportlichen aber vor allem ein Eklat: Der, den der damalige Verbandsboss Luis Rubiales verursachte, als er Stürmerin Jennifer Hermoso auf den Mund küsste. Rubiales kostete die Affäre den Posten, Cheftrainer Jorge Vilda als Rubiales-Vertrautem ebenso. Aber: Auch Hermoso ist nicht mehr mit dabei. Trainerin Montserrat Tomé verzichtete auf die 35 Jahre alte Sturm-Veteranin – und zog deren Zorn auf sich: »Sie soll sich darauf konzentrieren, Spanien zum Europameister zu machen. Auch, wenn sie (die Spielerinnen) das alleine wahrscheinlich besser könnten«, giftete Hermoso vor Turnierbeginn. Einen Zusammenhang von Hermosos Nichtberücksichtigung mit dem Aufreger von damals wies Tomé von sich.

Montserrat Tomé wechselt Weltfußballerin Aitana Bonmati ein

Montserrat Tomé wechselt Weltfußballerin Aitana Bonmati ein

Foto: Denis Balibouse / REUTERS

Für die Ballons zuständig: Tatsächlich kann die spanische Auswahl qualitativ einfach aus einer Tiefe schöpfen, von der selbst Top-Nationen oft nur träumen können. Ein Beispiel: Vor der Pause verschaffte Alexia Putellas sich mit einem kaum merklichen, aber höchst effektiven Haken Platz zum Abschluss und traf zum 3:0 (41.). Später konnte Tomé dann auch noch Aitana Bonmatí einwechseln, die nach ihrer Meningitis zumindest wieder für einen Kurzeinsatz bereit war. Auf die zwei Mittelfeldspielerinnen vom FC Barcelona verteilen sich die vier letzten Ballon d'Or-Auszeichnungen als beste Spielerin der Welt (Putellas: 2021, 2022; Bonmatí: 2023, 2024).

Sie können auch komisch: Esthers zweiter Streich hatte wenig mit dem 1:0 gemein, war aber ähnlich bemerkenswert. Fast von der Grundlinie schaufelte Claudia Pina den Ball in die MItte, dort prallte er nach einer bizarren Flugkurve an den Innenpfosten – und von dort vor die Füße der Führungstorschützin. Die musste gar nicht mehr viel tun, um den Ball über die Linien zu drücken. Treffer aus dem Kuriositätenkabinett zählen zum Glück genau so wie schön herausgespielte.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von X.com, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

{$dispatch('toggle')}, 250);">

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Recht vor Gnade: Hoffnung auf einen Ehrentreffer machte sich Portugal nur kurzzeitig: Nach einem Freistoß kollidierte die defensiv oft überforderte Linksverteidigerin Fátima Pinto mit Spaniens Torhüterin Adriana Nanclares (53.). Die Vertretung der zuletzt erkrankten Stammkraft Cata Coll hatte aber zunächst den Ball gespielt, ein Foulspiel lag nicht vor. Nach kurzer Behandlungspause ging es weiter – ohne Elfmeter. Dass die eingwechselte Cristina Martin-Prieto noch das 5:0 köpfte, beeindruckte die Portugiesinnen mäßig. Ihr Fokus wanderte bereits zum Duell gegen Italien am Montag (21 Uhr). Die hatten gegen Belgien zwar gewonnen, sich aber durchaus schlagbar präsentiert. Und ein zweites Team wie Spanien gibt es im Turnier sowieso nicht.

Gesamten Artikel lesen