Ford baut bis zu 1000 weitere Stellen in Köln ab

vor 19 Stunden 1

Es war der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer, der Ford nach Köln holte. Seit 1930 produziert Ford dort Autos. In den vergangenen Jahren wurden erhebliche Mittel investiert, um das Werk fit für die Produktion von Elektroautos zu machen. Doch derzeit ist die Nachfrage nach Explorer, Capri und Puma Gen E schwach. Deshalb hat Ford angekündigt, seinen Sparkurs zu verschärfen und weitere 1000 Stellen in der Produktion abzubauen.

Im Januar stelle man vom bisherigen Zwei-Schicht-Betrieb auf Ein-Schicht-Betrieb um, teilte das Unternehmen in Köln mit. Schon vor knapp einem Jahr hatte das Management einen Sparplan verkündet, der zu scharfen Protesten und dem ersten Streik in der Geschichte der Kölner Ford-Werke geführt hatte. Erst kürzlich hatten die Beschäftigten diesen Sparplan akzeptiert.

Das 2024 eingeleitete Vorhaben sieht vor, an dem Standort bis Ende 2027 insgesamt 2900 Stellen einzusparen. Das betrifft Verwaltung, Entwicklung und andere Bereiche. Die Mitarbeiter sollen freiwillig gehen und Abfindungen bekommen oder in Altersteilzeit gehen. Dieses Sparvorhaben wird nun erweitert um bis zu 1000 Stellen. Die genaue Zahl steht nicht fest.

Erst einmal soll mit der Arbeitnehmerseite gesprochen werden, möglicherweise sind es am Ende knapp unter 1000. Der Zeitdruck ist hoch: Schon im Januar 2026 soll die Zahl der Arbeitsplätze entsprechend reduziert sein. Sollten die Pläne umgesetzt werden, hätte Ford in gut zwei Jahren nur noch etwa 7600 Beschäftigte. Ende des vergangenen Jahrzehnts waren es rund 20.000 gewesen.

Am 16. September erklärte das Ford-Management den Beschäftigten der Produktion die Notwendigkeit der Maßnahme. "Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen", hieß es von dem Unternehmen. "In diesem Zusammenhang werden wir freiwillige Abfindungspakete anbieten." Die Konditionen für das freiwillige Ausscheiden werden aus dem ersten Sparprogramm übernommen.

Das von der IG Metall ausverhandelte Abfindungspaket gilt als relativ attraktiv für Arbeitnehmer. Die Einsparungen schließen betriebsbedingte Kündigungen vorerst aus. Sollte der Personalabbau aber deutlich unter den Erwartungen liegen und sollten zu wenige Beschäftigte freiwillig gehen, wird der Druck schrittweise erhöht und am Ende könnte Ford doch noch betriebsbedingt kündigen.

Ford begründet den neuen Personalabbau nun damit, dass die Nachfrage nach elektrischen Pkw in Europa deutlich unter den ursprünglichen Branchenprognosen liege. Als die Firma Milliarden in das Kölner Elektrowerk investierte, ging sie im Jahr 2023 von einem Elektro-Anteil von 35 Prozent aller verkauften Autos am Markt insgesamt aus. Im Rückblick war das zu optimistisch, laut KBA liegt der Anteil von Elektroautos inzwischen nur bei 18 Prozent.

Das Werk in Köln wurde auf Elektroproduktion umgestellt, was fast zwei Milliarden Euro kostete. Mit dem Schwenk auf die E-Mobilität waren die Amerikaner spät dran, die Konkurrenz war schon weiter. Dennoch machten die Investitionen der Belegschaft Mut, dass ihr Standort auch nach der Verbrennermotoren-Ära eine Zukunft haben könnte. Politprominenz kam zur Eröffnung des Elektrowerks und hielt aufmunternde Reden, darunter der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).

Doch der Start der Elektroauto-Produktion stand unter keinen guten Vorzeichen. Kurz zuvor hatte die Bundesregierung eine Elektro-Kaufprämie gestrichen, die Nachfrage nach Stromern sank rapide. Ausgerechnet in dieser Schwächephase platzierte Ford zunächst den Explorer, etwas später den Capri. Der Basispreis liegt derzeit offiziell bei knapp 40.000 Euro, wobei Ford schon im Konfigurator einen heftigen Nachlass gewährt – und damit etliche Nutzer von Dienstwagen verärgert, für die der Listenpreis eine steuerliche Relevanz hat.

Der deutlich kleinere Puma mit batterieelektrischem Antrieb hat ein ähnliches Problem. Das Einstiegsmodell soll hier offiziell 36.900 Euro kosten, was für einen Klein-SUV mit 43-kWh-Batterie und 100 kW Ladeleistung üppig erscheint. Bei Renault kostet das Basismodell des ähnlich großen 4 momentan 29.400 Euro – und ist insgesamt keineswegs schlechter aufgestellt als der Ford.

Laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) wurden zwischen Januar und August in Deutschland rund 74.000 Ford-Pkw zugelassen, von denen rund 20.000 einen Elektroantrieb hatten. Hierbei inkludiert sind auch andere Elektroautos von Ford, die nicht in Köln produziert werden – wie viele Elektroautos aus Köln verkauft wurden, ist nicht bekannt. Der Marktanteil von Ford in Deutschland kletterte seit Jahresbeginn von 3 auf 4,5 Prozent. Es geht bergauf, aber auf niedrigem Niveau. Immerhin geht es nach oben – für Ford aber nicht steil genug. Mehrfach hatte das Unternehmen in seiner Produktion auf Kurzarbeit gesetzt, nun hält es aber strukturelle Veränderungen für nötig und baut dauerhaft Personal ab.

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(mfz)

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