Fokus auf "KI-native Plattform": Nothing sichert sich 200 Millionen Dollar

vor 21 Stunden 1

Das Londoner Start-up Nothing hat den Abschluss einer Series-C-Finanzierungsrunde in Höhe von 200 Millionen US-Dollar angekündigt. Mit dem neu eingesammelten Geld will das Unternehmen eine KI-native Plattform entwickeln. Angeführt wurde die Runde von Tiger Global. Weitere Unterstützung erhielt das Unternehmen von den bestehenden Investoren GV, Highland Europe, EQT, Latitude, I2BF und Tapestry sowie durch neue strategische Partner wie Nikhil Kamath und Qualcomm Ventures.

Das 2021 von Carl Pei und weiteren ehemaligen OnePlus-Mitarbeitern gegründete Unternehmen Nothing wird nach eigenen Angaben nun mit 1,3 Milliarden US-Dollar bewertet. Mit den neuen Millionen will das Start-up das "nächste Kapitel" aufschlagen und eine Plattform schaffen, "auf der Hardware und Software zu einem intelligenten Gesamtsystem verschmelzen".

Wie Nothing-Mitgründer in einem Beitrag schreibt, ist er davon überzeugt, dass das Smartphone auch im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz eine zentrale Rolle spielen werde. Es habe sich in den vergangenen 18 Jahren zum "wichtigsten Werkzeug" entwickelt, das Leben zu organisieren. Durch den "Zugriff auf Kontext und Nutzerwissen" sei es "das mächtigste Consumer-Device überhaupt".

KI habe in den vergangenen drei Jahren große Fortschritte gemacht, das Smartphone-Erlebnis sich jedoch kaum weiterentwickelt. KI-Funktionen auf dem Smartphone seien auf "marginale Verbesserungen bei der Kamera, Übersetzungen oder Sprachassistenten" beschränkt und lieferten wenig Mehrwert.

Nothing strebt an, das zu verändern: "Damit KI ihr volles Potenzial entfalten kann, muss sich auch die Hardware weiterentwickeln", schreibt Pei. "Wir glauben an ein neues Betriebssystem – eines, das seine Nutzerinnen und Nutzer wirklich versteht, sich anpasst, Kontexte erfasst und Aufgaben übernimmt." Das System soll den Alltag vereinfachen und es Menschen ermöglichen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Statt einer universellen Lösung werden eine Milliarde individueller Betriebssysteme für eine Milliarde Menschen entstehen."

Der Nothing-CEO geht in seinen Ausführungen aber nicht auf hardwareseitige Änderungen ein, sondern konzentriert auf die Software. Seine Vision spiegelt letztlich auch eher das wider, was die großen Player wie Google und Apple verfolgen. Geräte sollen proaktiver und für Nutzer stärker zum persönlichen Assistenten werden.

Auch das Ziel, dass Nothings Betriebssystem "langfristig" geräteübergreifend funktionieren soll, ist im Grunde nicht neu. Hier sieht der Hersteller den Einstieg zunächst über die Gerätekategorien wie Smartphones, Audioprodukte und Smartwatches. Langfristig sieht Pei eine Ausweitung des Systems auf Smart-Glasses, humanoide Roboter, Elektrofahrzeuge und weitere Kategorien.

Ein wenig erinnert dieses Ziel an jenes, das etwa auch Xiaomi mit HyperOS und Huawei mit HarmonyOS verfolgen. Die beiden Hersteller bieten gewissermaßen ihre vernetzte Plattformen für verschiedenste Produktkategorien von Smartphones bis hin zu Autos an.

Mit dem Ausbau von KI in diversen bekannten Produktkategorien sei nicht Schluss, meint Pei. Es könnte bald ein neues Gerät folgen, das "smarter, kontextbewusster und allgegenwärtig" sei. Worauf er konkret abzielt, sagt er nicht. Hier gibt er sich ähnlich kryptisch wie OpenAI bei seinem KI-Gadget, das weder Ohrstöpsel noch Wearable sein soll.

Das Thema KI ist für Nothing im Grunde noch recht neu: Mit dem Phone 3a hatte der Hersteller erste Züge seiner eigenen KI-Plattform angekündigt und dem Smartphone einen dedizierten "Essential"-Knopf verpasst. Über diesen können Nutzerinnen und Nutzer verschiedene KI-Funktionen im "Essential-Space" zugreifen. In diesem Space sammelt man Screenshots, Notizen und Text- oder Sprachschnipsel. Aus denen soll die KI die wichtigsten Informationen ziehen und sinnvoll aufbereiten.

Bisher überzeugt das nicht: "Wirklich nützlich scheint Essential bislang nicht, viele Dinge lassen sich anderswo ebenso schnell erledigen", schreibt heise online im Test des Phone 3a. Die bisherigen Lösungen waren offenbar nur erste Gehversuche in Sachen Künstliche Intelligenz: 2026 will Nothing die ersten "KI-nativen Geräte" vorstellen.

(afl)

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