Fehlerhafte KI-Antworten: Mit Atlas stürzt der Himmel ein

vor 18 Stunden 1

Die Chefs der amerikanischen Digitalkonzerne haben ein Faible für sprechende Namen. „Atlas“ heißt der Browser, mit dem Sam Altman von der Firma Open AI die Vormacht von Google im Internet aus den Angeln heben will.

Der Atlas aus der griechischen Mythologie trug (zur Strafe) das Himmelsfirmament; den Atlas schlug man früher auf, um die Welt kennenzulernen; der neue Atlas soll beides leisten, alles tragen und alles wissen, als KI-Suchmaschine, die dem Nutzer sämtliche Wünsche erfüllt.

Mit dem digitalen Gewimmel, den Websites, Links und Videos ist es vorbei. Wenn wir ins Internet wollen, sprechen wir mit Atlas, in dem die KI ChatGPT steckt und das Wortbildprogramm Sora.

Das ist für den bisherigen Digitalweltenherrscher Google tatsächlich eine Konkurrenz, hat für die Menschheit aber einen Haken: Sie wird von Atlas beziehungsweise ChatGPT und allen anderen KIs, die sich im Netz vor von Menschen gestaltete Inhalte schieben, um es gelinde zu sagen, schlecht bis miserabel bis falsch informiert und ins Bockshorn gejagt.

45 Prozent aller KI-Antworten auf Fragen zum aktuellen Nachrichtengeschehen wiesen „mindestens einen erheblichen Fehler auf“, stellt eine gerade veröffentlichte Studie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) fest, an der 22 öffentlich-rechtliche Medienhäuser aus 18 Ländern in 14 Sprachen teilgenommen haben. Deren Journalisten haben mehr als 3000 Antworten von ChatGPT, Copilot, Googles Gemini und Perplexity ausgewertet und festgestellt, wie mangelhaft die Künstlichen Intelligenzen arbeiten.

81 Prozent der Antworten waren mit einem Mangel behaftet, 45 Prozent wiesen mindestens einen „erheblichen“ Fehler auf, 31 Prozent hatten „gravierende Probleme bei den Quellenangaben“, 20 Prozent beeindruckten mit „deutlichen Ungenauigkeiten, Halluzinationen oder veralteten Informationen“.

Das ist kein Zufall, das hat System

Das Ergebnis deckt sich mit dem einer kürzlich vorgestellten Überprüfung der Cybersicherheitsfirma Newsguard. Dieser zufolge lagen die KIs bei kontrovers diskutierten Nachrichtenthemen zu 35 Prozent falsch. Newsguard hatte sich die zehn führenden KIs angesehen: ChatGPT-5, Smart Assistant, Grok, Pi, Le Chat, Copilot, Meta AI, ­Claude, Gemini und Perplexity. Keine hatte ein gutes Ergebnis. In der Untersuchung der EBU schnitt insbesondere die Googel-KI Gemini schlecht ab: Bei 72 Prozent der Gemini-Einlassungen war die Quellenlage minderwertig.

Die Probleme der KI seien kein Zufall, sagt der Mediendirektor der EBU, Jean Philip De Tender, sie hätten System und schwerwiegende Folgen: „Wenn Menschen nicht mehr wissen, was sie glauben sollen, vertrauen sie am Ende gar nichts mehr – das gefährdet die Demokratie.“ Das, möchte man meinen, interessiert die Suchmaschinen- oder KI-Konzerne nicht, beziehungsweise sie haben es eingepreist. Sie wollen, dass wir nicht mehr wissen, sondern nur noch glauben, und zwar allein ihnen. Es könnte allerdings sein, dass uns, um zu Atlas zurückzukehren, dann der Himmel auf den Kopf fällt.

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