Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, fordert die Freigabe der Epstein-Akte. Justizministerin Bondi müsse Unstimmigkeiten in ihren Aussagen erklären.
16. Juli 2025, 1:24 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, mp
In der Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein steht US-Präsident Donald Trump bei eigenen Anhängern weiter unter Druck. Der Vorsitzende von Trumps Republikanern im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, rief am Dienstag zur Veröffentlichung der Akte Epstein auf. Er sei für Transparenz, sagte Johnson im Gespräch mit dem konservativen Podcaster Benny Johnson. "Wir müssen alles auf den Tisch legen und die Menschen entscheiden lassen."
Johnson fordert zudem, Trumps Justizministerin Pam Bondi müsse einige Unstimmigkeiten in ihren Äußerungen zur Epstein-Affäre erklären. Trump bekundete unterdessen seine grundsätzliche Bereitschaft zu Transparenz. Wenn es glaubwürdige Hinweise in dem Fall des verstorbenen US-Investors Epstein und seines Netzwerks zur sexuellen Ausbeutung von Frauen gebe, sollten diese veröffentlicht werden, sagte der Präsident vor Journalisten. Die Entscheidung darüber obliege der Justizministerin.
Diese wollte sich bei einer Pressekonferenz nicht zu der Möglichkeit äußern, neue Elemente in der Angelegenheit zu veröffentlichen. "Unser Memorandum spricht für sich", sagte sie mit Blick auf eine frühere Erklärung.
In der Affäre steht auch Trump persönlich im Fokus
Viele Trump-Anhänger haben sich zuletzt empört geäußert, weil seine Regierung ein Versprechen zum Epstein-Skandal nicht eingehalten hat: Sie wollte Licht in den Skandal um den US-Milliardär bringen, der 2019 tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden wurde. Dem Investmentbanker war vorgeworfen worden, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben.
Trumps Justizministerin Bondi und der Chef der Bundespolizei FBI, Kash Patel, hatten Spekulationen befeuert, es gebe eine geheim gehaltene "Kundenliste" Epsteins mit prominenten Namen aus der Demokratischen Partei oder Hollywood. Manche Trump-Anhänger verbreiteten sogar die Verschwörungserzählung, Epstein sei deshalb von einem "tiefen Staat" eliminiert worden.
Anfang Juli veröffentlichten Bondi und Patel dann ein überraschendes Memo: Es sei keine "belastende 'Kundenliste'" gefunden worden – und Epstein habe, wie bisher angenommen, im Gefängnis Suizid begangen. Weitere Informationen in dem Fall gebe es nicht.
Wegen früherer Aussagen zu Epstein steht Trump in der Affäre auch selbst im Fokus. Er hatte seinen damaligen Nachbarn Epstein 2002 noch als "tollen Typen" bezeichnet und gesagt, dieser möge "schöne Frauen genauso wie ich" – und viele von ihnen seien eher jung. In später freigegebenen Dokumenten zur Epstein-Affäre war auch Trumps Name aufgetaucht, ein Fehlverhalten wurde dem amtierenden Präsidenten allerdings nicht vorgeworfen. Manche seiner Anhänger vermuteten daher, Trump selbst stehe auf der mutmaßlichen "Kundenliste" und wolle die Sache deshalb vertuschen.
Am Samstag reagierte Trump verärgert auf die Vorwürfe seines Lagers. "Wir sind in einem Team und mir gefällt nicht, was passiert", schrieb er auf Truth Social. Anders als üblich stieß Trump damit in seinem Onlinenetzwerk auf überwiegend kritische Reaktionen.