Ab Januar 2026 ersetzt Bulgarien seine Landeswährung Lew durch den Euro. Während die EU-Finanzminister grünes Licht geben, regt sich im Land Widerstand.
Aktualisiert am 8. Juli 2025, 14:54 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, AFP, mks
Bulgarien hat die letzte formale Hürde für die Einführung des Euro genommen. Die EU-Finanzminister verabschiedeten bei einem Treffen in Brüssel die nötigen Rechtsakte, wie der Europäische Rat mitteilte. Damit kann das Balkanland zum 1. Januar 2026 seine Landeswährung Lew durch den Euro als offizielles Zahlungsmittel ersetzen. Auch der Umtauschkurs steht fest: Ein Euro entspricht künftig 1,95583 Lew.
Bulgarien, seit 2007 Mitglied der Europäischen Union, wird damit das 21. Land mit der Gemeinschaftswährung. Der Euroraum-Beitritt soll Vorteile für Verbraucher und Unternehmen bringen – unter anderem entfallen Wechselkursrisiken für Unternehmen und Umtauschgebühren für Touristinnen und Touristen.
Ursprünglich wollte Bulgarien bereits Anfang 2024 den Euro einführen. Wegen einer damals hohen Inflationsrate von 9,5 Prozent wurde der Beitritt zur Eurozone jedoch verschoben. Inzwischen erfüllt das Land alle wirtschaftlichen Voraussetzungen, darunter Preisstabilität, stabile Wechselkurse und solide Staatsfinanzen. Das hatten die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank im Juni bestätigt.
Bevölkerung ist laut Umfragen gespalten
Die dänische Wirtschaftsministerin Stephanie Lose gratulierte dem bulgarischen Volk und sagte, der Prozess des Euro-Beitritts habe "eine strenge Analyse und intensive Vorbereitung" umfasst. Dänemark hatte am 1. Juli die halbjährliche wechselnde EU-Ratspräsidentschaft übernommen.
Die Euro-Einführung ist in Bulgarien allerdings umstritten: Prorussische und nationalistische Euro-Gegner haben zu Protestaktionen in der Hauptstadt Sofia aufgerufen. Einer Eurobarometer-Umfrage vom Mai zufolge befürwortet nur etwa die Hälfte der bulgarischen Bevölkerung die Einführung des Euro.
Mit rund 6,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Bulgarien das wirtschaftlich schwächste Land der Eurozone. Zuletzt hatte 2023 Kroatien die Gemeinschaftswährung eingeführt. Neben Bulgarien nutzen aktuell noch sechs weitere EU-Staaten ihre eigenen nationalen Währungen: Dänemark, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechien und Ungarn.