Die Berichte erinnern an Ideen, die so auch aus der Feder von James-Bond-Autor Ian Fleming stammen könnten: Russland soll Nonnen als Spioninnen eingesetzt haben, um seine Propaganda zu verbreiten. Das wirft die estnische Regierung dem berühmten Pühtitsa-Kloster vor, wie der britische »Telegraph« berichtet. Das Kloster in Kuremäe ist mit der russisch-orthdoxen Kirche verbunden. Estland sieht in der Verbindung nur eine Tarnung, um den russischen Einfluss auszuweiten.
Per Gesetz will die estnische Regierung künftig solche Verbindungen kappen. Kirchen wird verboten, Kontakte zu Gruppen zu unterhalten, die die Unabhängigkeit des Landes gefährden. Die Nonnen im Pühtitsa-Kloster kritisieren das Gesetz als Beschnitt der Religionsfreiheit.
Nur Gott, nicht Moskau
Äbtissin Filareta Kalatšova erklärte laut »Telegraph«, dass die Nonnen ihr Leben im Kloster mit Gebet und Arbeit verbringen – und sich entschieden von politischen Themen fernhalten. Das Moskauer Patriarchat mag den Krieg Russlands gegen die Ukraine zwar unterstützen, ihre Nonnen selbst würden sich jedoch nur Gott widmen. Das Kloster habe mit dem Krieg nichts zu tun und will dafür auch nicht verantwortlich gemacht werden.
Allerdings: Die Verbindung zur russischen Kirche sei für die Nonnen wesentlich für ihre religiöse Praxis. Das neue Gesetz sei daher eine Bedrohung ihrer Freiheit, ihren Glauben so auszuleben, wie sie es für richtig halten.
Die estnische Regierung bestreitet, dass ihr Gesetz die Religionsfreiheit verletzt. Befürchtungen des Klosters, dass es schließen müsste, wenn es darauf besteht, die Verbindung zum Moskauer Patriarchat aufrechtzuerhalten, weist Tallinn ebenfalls zurück. Auf seinen Vorwürfen besteht die Regierung jedoch: Das Nonnenkloster müsse sicherstellen, dass keine prorussischen Einflüsse die Sicherheit des Landes gefährden. Das Kloster könne weiterhin als religiöse Gemeinschaft bestehen, allerdings ohne spezielle rechtliche Vorteile, falls es die Verbindung zum Moskauer Patriarchat nicht aufgibt.