Hierzulande fährt man elektrisch, zumindest per Fahrrad. Deutschland ist beim Trend zum Elektrofahrrad eine Hochburg in Europa. Mit E-Bikes wurde hierzulande 2024 ein Umsatz von knapp 5,4 Milliarden Euro erzielt – fast die Hälfte des Umsatzes mit Elektrorädern in ganz Europa (12 Mrd. Euro). Das zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY.
Demnach steuerten E-Bikes in Deutschland 86 Prozent des Gesamtumsatzes mit Fahrrädern bei – mehr als in Österreich (77), den Niederlanden (72) und Frankreich (58). In Spanien standen E-Bikes nur für 39 Prozent des Umsatzes. Dort waren 18 Prozent der verkauften Fahrräder E-Bikes, in Deutschland dagegen mehr als jedes zweite (54 Prozent). Weil E-Bikes im Durchschnitt mehr kosten als konventionelle Fahrräder, ist ihr Anteil am Umsatz höher als an der Stückzahl. Hierzulande werden fast alle Arten von Rädern elektrifiziert – vom Lastenrad bis zum Mountainbike.
Aktuell jedoch herrscht Krise in der Fahrradbranche, die sich in diesen Tagen zur Messe Eurobike in Frankfurt am Main trifft. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Zahl der verkauften Elektroräder EY zufolge um zwei Prozent auf zwei Millionen, der Umsatz fiel um 12 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Auch der Absatz mechanischer Fahrräder sank – um fünf Prozent zum Vorjahr auf 1,8 Millionen. »Die deutsche Fahrradbranche musste im vergangenen Jahr erneut schmerzhafte Umsatzeinbußen hinnehmen«, sagt EY-Partner Stefan Mohr.
Jedoch folgt der Rückgang auf einen Boom in der Coronapandemie. So sank der Umsatz der Fahrradbranche 2024 zwar um zehn Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro, er lag damit aber immer noch 58 Prozent höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Nach Angaben des Zweiradindustrieverbands zählt Deutschland inzwischen mehr als 15,7 Millionen E-Bikes. Der Bestand sei deutlich stärker gewachsen als zuvor geschätzt, weil die Akkus länger halten und die Räder nicht so schnell verschrottet werden.
Volle Lager, sinkende Preise
Übrig vom Boom sind immer noch recht volle Lager, die sich nur langsam leeren. Die Folge: Im vergangenen Jahr fiel der Durchschnittspreis für ein neues E-Rad laut Zweiradindustrieverband um zehn Prozent auf 2650 Euro. Klassische Fahrräder spielten für den Umsatz der Branche eine untergeordnete Rolle, sagt Mohr. Allerdings steige die Nachfrage nach Gravelbikes und Rennrädern, was dort die Preise treibt.
Der Absatz von Kinder- und Jugendfahrrädern schrumpfte im vergangenen Jahr dagegen deutlich um 17 Prozent auf 145.000 Stück. Der wachsende Gebrauchtmarkt könne ein Grund sein, sagt Mohr, aber auch ein Trend zu weniger Bewegung bei Kindern und Jugendlichen.
Insgesamt erwarten die Autoren jedoch eine Erholung des Fahrradmarkts – nicht zuletzt wegen der E-Räder. Nach dem Boom der vergangenen Jahre werde es Ersatzbedarf geben, sagt Constantin Gall, Managing Partner bei EY. »Das Interesse an E-Bikes bleibt hoch.«
Im ersten Quartal dieses Jahres wurden bereits wieder deutlich mehr Fahrräder produziert und verkauft. Die inländische Produktion betrug von Januar bis März 760.000 Räder und damit 13,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Darin enthalten sind 520.000 E-Bikes und 240.000 Räder ohne Motor. Der Absatz stieg um 11 Prozent. Dennoch äußerte sich der Industrieverband ZIV vorsichtig: Das erste Quartal sei traditionell nicht die starke Saison des Fahrradgeschäfts und damit wenig aussagekräftig. »Ab 2026« sei laut dem Verband mit einem »Ende der schwierigen Phase« zu rechnen.