Gegen den Gründer der insolventen Signa-Gruppe, René Benko, läuft es auf eine baldige Anklage hinaus. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat einen Vorhabensbericht vorgelegt, der von der Oberstaatsanwaltschaft und dem Justizministerium nun noch geprüft werden muss. Es dürfte laut Insidern die erste Teil-Anklage gegen den 48-Jährigen folgen, der mittlerweile seit rund fünf Monaten in U-Haft sitzt. Untreue, Betrug und Gläubigerbegünstigung werfen die Ermittler Benko demnach vor. Dessen Anwalt hatte sämtliche Vorwürfe bestritten.
Benko, so die Ermittler, soll Gläubiger der Signa geschädigt haben, weil er rund um seine Insolvenz als Unternehmer Vermögenswerte beiseitegeschafft haben soll. Darunter Bargeld, wertvolle Uhren und Manschettenknöpfe, teure Schusswaffen, Luxussportwagen und Einrichtung. Er habe bei seiner Insolvenz verheimlicht, faktischer Machthaber und wirtschaftlich Berechtigter der familiären Laura Privatstiftung gewesen zu sein, habe die Entschädigung von Gläubigern mit mehr als zehn Millionen Euro verhindert oder zumindest geschmälert.
15 Millionen hier, 17 Millionen dort
Der Immobilienhasardeur soll, so der Verdacht der Ermittler, einen Gläubiger begünstigt haben. Ein Darlehen in Höhe von 15 Millionen Euro soll demnach durch die Signa-Tochterfirma Signa Prime an die INGBE Stiftung der Familie Benko zurückgezahlt worden sein – zu einem Zeitpunkt, als die Signa Prime bereits zahlungsunfähig gewesen sei.
Sie verdächtigen den Tiroler Unternehmer zudem, bei der Verlängerung eines 25-Millionen-Euro-Kredits bei einer österreichischen Bank im Sommer 2023 wenige Monate vor der Milliardeninsolvenz der Signa-Gruppe die kritische Situation dort beschönigt zu haben. Wegen dieses mutmaßlichen Beschönigens lautet der Verdacht auf schweren Betrug.
Überdies haben die Ermittler auch weitere Verdachtsmomente gesammelt: Etwa weil Gelder eines Investors bei einem Immobilien-Projekt in der Nähe des Münchener Bahnhofplatzes zweckwidrig verwendet worden sein sollen. Weil eine Villa am Gardasee an eine familiäre Stiftung verkauft worden sei, ohne dass es für die Signa Holding als Verkäuferin einen ausreichend hohen Gegenwert dafür gegeben habe. Weil das Alpenluxusdomizil Chalet N in Oberlech demnach zu billig an Benko und Signa-Unternehmer vermietet worden sein soll, unter den Selbstkosten, und so ein Schaden in Höhe von 1,5 Millionen Euro entstanden sei. Auch Untreue bei der Vergabe eines Darlehens in Höhe von rund 17 Millionen Euro werfen die Ermittler Benko vor.
Dazu erheben die Ermittler den Vorwurf eines Geldkarussells gegen Benko. Er habe demnach Gesellschafter der Signa Holding zu Einzahlungen in eine Kapitalerhöhung im Sommer 2023 überredet, während er vorgetäuscht habe, dass auch die Familie Benko Privatstiftung dort entsprechend eigenes Geld einzahle. Dieses sei jedoch wie in einem Karussell von den Einzahlungen der anderen Gesellschafter umgeleitet und wie Stiftungsgeld gewissermaßen nochmals eingezahlt worden.
Für die Ermittler ging es zuletzt auch um eine schnelle Aufarbeitung der Geschehnisse. Denn die nächste Haftprüfung für Benko steht zum 7. Juli an. Ein seinen Einvernahmen soll Benko bislang erhobene Vorwürfe bestritten haben.