Elektroauto: Wie nachhaltig BMW beim kommenden iX3 werden möchte

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Mit dem BMW iX3 wird BMW sein erstes Serienmodell seiner als "Neue Klasse" bezeichneten Fahrzeuggeneration auf der IAA 2025 vorstellen. Das elektrische "Sports Activity Vehicle" (BMW nennt seine SUV traditionell "SAV", mit einem "a" für "Activity") mit einer im Segment weit vorn angesiedelten Reichweite und Ladeleistung soll mit einer zentralisierten Rechnerarchitektur, Fahrdynamik, Fahrautomatisierung, Infotainment, Basis- und Komfortfunktionen auf ein neues Niveau bringen.

Dass BMW als erstes Neue-Klasse-Modell ein SAV präsentiert und damit die grundsätzlichen Effizienznachteile dieser Bauform in Kauf nimmt, mag ein Beleg für die Beliebtheit von SUV sein. Denn anhand einer Limousine hätte BMW einen wahrnehmbar geringeren Stromverbrauch demonstrieren können.

Ein Fischernetz wird am Ende seiner Nutzung zu Kfz-Plastik

(Bild: BMW)

Hinzu kommen neue Ideen zur Fahrzeugbedienung. Neu ist darüber hinaus ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept im Sinne des Bekenntnisses von BMW zum Pariser Klimaabkommen. Für den Autohersteller bedeutet das "Net Zero", also einen bilanziellen Kohlendioxidausstoß von null bis spätestens 2050 als Bestandteil seines als "360°-Nachhaltigkeitsansatz" bezeichneten Umweltkonzepts. BMW will 2030 seine CO₂e*-Emissionen gegenüber 2019 um mindestens 40 Millionen Tonnen verringern.

Als Basis im BMW iX3 (Fahreindruck) und allen folgenden Modellen seiner Generation hat BMW die Fahrzeugeffizienz deutlich verbessert. BMW verspricht einen um bis zu einem Fünftel geringeren Verbrauch (WLTP kombiniert) gegenüber dem Vorgängermodell. Der Verbrauch auf dem Niveau eines aktuellen elektrischen Kleinwagens ähnelt relativ (nicht absolut) dem des aktuellen Mercedes-Benz CLA und scheint das derzeit erreichbare Optimum darzustellen, das man unter industriellen Bedingungen zu konkurrenzfähigen Kosten anbieten kann. BMW hat dazu hauptsächlich in den Bereichen Aerodynamik, Rollwiderstand, Bordnetzverbrauch und am Antrieb gearbeitet. Letzterer setzt beispielsweise einen stromsparend regelbaren Hauptmotor mit gesteuerter Fremderregung an der Hinterachse ein und einen bedarfsgeregelten permanenterregten an der Vorderachse.

BMW verspricht einen früheren "Break-even Punkt". Mit Energie aus dem europäischen Strom-Mix soll das Elektroauto unter den Bedingungen des WLTP nach rund 21.500 Kilometern den CO₂-Ausstoß eines vergleichbaren Modells mit Verbrennungsmotor unterschreiten. Wird es mit Strom aus ausschließlich erneuerbaren Quellen geladen, etwa, weil der Besitzer es mit Strom aus einer eigenen PV-Anlage speist, sei dieser Punkt schon nach 17.500 Kilometern erreicht, wie BMW schreibt.

Darüber hinaus dekarbonisiert BMW Produktion und Lieferkette. So hat BMW nach aktueller Angabe die CO₂e-Emissionen durch den Einsatz von Recyclingmaterialien und erneuerbarer Energie um 35 Prozent verringert. In den ("Gen6"-) Batteriezellen für den BMW iX3 kommen für Anode und Kathode je zur Hälfte recyceltes Kobalt, Lithium und Nickel zum Einsatz. Gefertigt mit erneuerbaren Energien bei BMWs langjährigen Vertragspartnern CATL und EVE konnte der CO₂e-Ausstoß pro Wattstunde je Zelle im Vergleich zum Vorgängermodell ("Gen5") um 42 Prozent gesenkt werden.

Wiederverwertete Materialien verwendet BMW beispielsweise auch in Kunststoffen wie für die vordere Motorraumabdeckung und die Frunk-Klappe. Beide bestehen zu 30 Prozent aus gebrauchten Fischernetzen und -seilen, die üblicherweise im Meer entsorgt worden wären. Für den Guss der Achsschenkel verwendet BMW bereits 80 Prozent wiederverwertetes Leichtmetall, die Leichtmetallfelgen bestehen zu 70 Prozent aus Sekundäraluminium.

BMW iX3-Achsschenkel aus rezykliertem Leichtmetall

(Bild: BMW)

In diesem Bereich allerdings schmückt sich BMW offenbar mit einer Praxis, die seit der industriellen Verwendung von Aluminium verbreitet ist, einfach, weil die Wiederverwertung schon immer deutlich günstiger war. Würde die industrielle Leichtmetall-Produktion nicht steigen, wäre hier längst eine viel höhere Recyclingquote üblich.

Wirklich neu ist hingegen die Energienutzung im neuen BMW-Werk in Debrecen, Ungarn, von dessen Fließbändern als erstes Auto der BMW iX3 rollt. Es ist BMWs erstes Automobilwerk, das im Normalbetrieb mit Strom als einziger Energiequelle, also ohne fossile Brennstoffe wie Öl und Gas produzieren können soll. Bis zu einem Viertel des jährlichen Strombedarfs soll aus eigener Photovoltaik stammen, der zugelieferte Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Überschüssige Solarenergie kann möglichst verlustarm, also in Form von Wärme zwischengelagert und für die Lackiererei genutzt werden. So möchte BMW pro gefertigtem "Neue Klasse"-Auto Energie sparen und den CO₂e-Fußabdruck verkleinern. Für die Produktion eines BMW iX3 sollen nur mehr 0,1 Tonnen CO₂e emittiert werden, entsprechend rund zwei Drittel weniger im Vergleich zur aktuellen Produktion.

*(Das "e" in CO₂e steht für "Äquivalent" und meint alle ausgestoßenen klimawirksamen Gase. Die Angabe ermöglicht eine Vereinheitlichung der verschiedenen Treibhausgase in einer einzigen Einheit zur Erleichterung der Vergleichbarkeit ihrer Auswirkungen auf den Klimawandel).

(fpi)

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